Marine
Deutsch-amerikanische Zusammenarbeit

Marinekooperation mit den USA: Bodyguards aus Deutschland

Marinekooperation mit den USA: Bodyguards aus Deutschland

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

Die Deutsche Marine baut ihre Zusammenarbeit mit der USUnited States Navy aus – sowohl im NATO-Rahmen als auch bilateral. Das reicht von der reibungslosen Integration modernster deutscher Fregatten in amerikanische Marineverbände bis zur engen strategischen Kooperation.

Drei graue Kriegsschiffe befinden sich in See.

Fregatte „Hamburg“ fährt Eskorte für den USUnited States-Flugzeugträger „Dwight D. Eisenhower“. Hier kurz vor der Kraftstoffübernahme von einem USUnited States-Versorgungsschiff

US Navy/Andrew Schneider

„Wir haben den deutschen U-Booten viel Respekt verschafft“, berichtete Korvettenkapitän Christian Michalski im August 2013. Da war der Kommandant von „U 32“ mit seinem Boot gerade von der amerikanischen Ostküste zurückgekehrt. „Wir waren als erstes Boot mit konventionellem Antrieb in einem USUnited States-Flugzeugträgerverband integriert. Das wäre nicht passiert, wenn die Amerikaner nicht von unserer Leistung überzeugt gewesen wären.“

Mit „U 32“ hatte sich erstmals ein deutsches Unterseeboot der Klasse 212A, nebst zwei Hilfsschiffen, für ein halbes Jahr in den USA aufgehalten. Ziel dieses „Westlant Deployment“, NATO-Sprachgebrauch für eine Stationierung im Westatlantik, war, Kooperationsverfahren mit den amerikanischen Seestreitkräften zu festigen und auszubauen. Das hieß in der Praxis: „U 32“ wehrte sich im quasi mehrmonatigen Dauermanöver gemeinsam mit amerikanischen Schiffen gegen angenommene feindliche Uboote und Kriegsschiffe – oder jagte die Amerikaner zur Übung selbst.

„Versenken“ unter Freunden

Ein weiterer Clou daran: Die USUnited States Navy besitzt keine mittelgroßen, nichtnuklear angetriebenen U-Boote, die auch in flachen Küstengewässern operieren können. Das ultraleise „U 32“ mit seinem weltweit einzigartigen Brennstoffzellenantrieb war deshalb auch für die größte Marine der Welt aus den USA ein willkommener Sparringspartner.

Luftaufnahme eines U-Boots knapp unter der Wasseroberfläche.

„U 32“ während seines Westlant Deployment 2013

Bundeswehr

So ein freundliches Herausfordern sorgt für gegenseitige Leistungssteigerungen. Um das gezielt mit dem wichtigsten Bündnispartner Deutschlands fortsetzen und ausbauen zu können, befindet sich zurzeit der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, auf Arbeitsbesuch auf der anderen Seite des Atlantiks. Seine vierte USA-Reise als Inspekteur hat ihn auch mit seinem Konterpart in der amerikanischen Marine zusammengeführt: Chief of Naval Operations Admiral John M. Richardson.

Der Gesprächsbedarf der beiden ist hoch: Amerika drängt auf stärkeres militärisches Engagement seiner europäischen Alliierten. Die Deutsche Marine, neben anderen Seestreitkräften, liefert diese Einsatzbereitschaft. Sie ist zum einen an der Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft an der Nordflanke des atlantischen Bündnisses in Ostsee und Nordostatlantik beteiligt; zum anderen stellt sie in den nächsten Jahren über ein Dutzend neue Kampfschiffe und U-Boote in Dienst – und stärkt damit das atlantische Bündnis.

Seebataillon trifft USUnited States Marines

Multinationale Manöver wie die maritime USUnited States-Großübung BALTOPSBaltic Operations und die deutsche Übung Northern Coasts tragen der Schwerpunktverlagerung der NATO in den Ostseeraum. Während das Deutsche Heer zur „Enhanced Forward Presence“ des Bündnisses in Litauen beiträgt, die Luftwaffe das NATO Air Policing über den Baltenstaaten verstärkt, gewährleistet die Deutsche Marine in Kooperation mit ihren regionalen Partnern die Sicherheit der Seewege durch die Ostsee.

Zusätzlich werden Soldaten des deutschen Seebataillons und des USUnited States Marine Corps im Juni bei BALTOPSBaltic Operations gemeinsam die Bewegung, Unterstützung und Versorgung von Truppen über Küstenlinien hinweg üben. Solche amphibischen Operationen werden auch im September Teil von Northern Coasts sein, wo vor allem deutsche und niederländische Marineinfanteristen ihre Spezialfähigkeiten ein weiteres Mal trainieren.

Im Ostatlantik vor der Küste Norwegens steht mit dem ebenfalls deutschen Manöver EASTLANT ein anderer Höhepunkt der NATO-Jahresvorhaben an. Deutsche und amerikanische Schiffe werden hier im Juni, gemeinsam mit der norwegischen Marine, Unterwasserkampf-Taktiken proben. Die USUnited States Navy schickt dafür einen Kreuzer, ein nukleargetriebenes Jagd-U-Boot und ein Langstrecken- Aufklärungsflugzeug über den Atlantik, die erneut gegen zwei deutsche 212A-U-Boote antreten werden.

Übungen an beiden Atlantikküsten

Die Begegnung und Kooperation mit deutscher maritimer Spitzentechnologie ist für die USUnited States-Seestreitkräfte natürlich nichts Neues. Auf der Ostseite des Atlantiks und im Mittelmeer üben und arbeiten amerikanische Schiffe und Boote in NATO-Verbänden und -Manövern seit Jahrzehnten regelmäßig mit deutschen. Ungewöhnlicher ist bislang noch der umgekehrte Besuch von Einheiten der Deutschen Marine im Westen des Atlantiks.

Ähnlich wie „U 32“ hat auch die Fregatte „Hamburg“ so etwas wie ein Westlant Deployment hinter sich. Ebenfalls 2013 hatte sie erst ausführliche Manöver mit der USUnited States Navy vor dem Eastern Seaboard zwischen Massachusetts und Florida gefahren, bevor sie fester Bestandteil der Kampfgruppe rund um den USUnited States-Flugzeugträger „Dwight D. Eisenhower“ wurde. Anschließend begleitete sie den Träger zum Einsatz in den Persischen Golf – alles ein weiteres „First“ der deutsch-amerikanischen Marinekooperation.

„Es gab bisher noch nie eine so tiefgreifende Zusammenarbeit wie mit der ‚Hamburg‘“, beurteilte Konteradmiral Michael R. Manazir, Kommandeur der „Eisenhower“-Kampfgruppe, die Erfahrung mit dem deutschen Schiff. „Damit setzt sie den Standard für alle ausländischen Schiffe, die künftig mit einer USUnited States-Trägerkampfgruppe entsandt werden.“

Auf dem Deck eines Flugträgers in See stehen mehrere Kampfjets; im Hintergrund ein graues Kriegsschiff.

Ein Kampfjet F/A-18F Super Hornet landet auf Flugzeugträger „Dwight D. Eisenhower“. Während solchen Flugbetriebs stand die „Hamburg“ häufig auf Vorposten.

US Navy/Andrew Schneider

Von der U-Boot-Jagd bis zur Raketen-Abwehr

Die 2004 in Dienst gestellte Fregatte „Hamburg“ sowie ihre Schwesterschiffe „Sachsen“ und „Hessen“ gehören zu den modernsten Luftabwehrschiffen der NATO. Mit ihrem Weitbereichsradar SMART-L und ihren Flugabwehrraketen SM2 und ESSMEvolved Sea Sparrow Missile sind die Schiffe der Klasse F 124 auf die Verteidigung eines Luftraums mit einem Durchmesser von gut 400 Kilometern ausgelegt. Ideal zum Schutz eines so großen Ziels wie eines Flugzeugträgers mit seinen Begleitschiffen.

Diese wertvolle Rolle wird die „Sachsen“-Klasse um eine weitere ergänzen. Die Deutsche Marine wird das SMART-L-Radar der Schiffe schon in wenigen Jahren durch ein neues System ersetzen, so dass sie Teil des Raketenabwehrschirms der NATO werden. Die deutschen Fregatten sollen die Flugbahn weitreichender ballistischer Raketen identifizieren und verfolgen können, die auf West- und Zentraleuropa abgefeuert werden könnten. Amerikanische Schiffe würden dann mit Hilfe dieser deutschen Zieleinweisung die anfliegenden Flugkörper zerstören.

Dieses strategische Thema steht genauso auf der Gesprächsagenda von Marineinspekteur Krause wie die Vorbereitung dafür, dass die USUnited States Navy ihre positive Erfahrung mit der „Hamburg“ wiederholen kann. Noch vor der Radarmodernisierung der Klasse F124 soll 2018 wieder eine deutsche Fregatte „Bodyguard“ eines USUnited States-Flugzeugträgers werden. So jedenfalls die Planungen im Marinekommando in Rostock, die jedoch noch der Billigung des Verteidigungsministeriums bedürfen.

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