Marineflieger: Ministerin besucht Standort im Umbruch
Marineflieger: Ministerin besucht Standort im Umbruch
- Datum:
- Ort:
- Wurster Nordseeküste
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Am 14. Juli hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Station beim Marinefliegerkommando in Nordholz gemacht. Der Großverband befindet sich mitten in großen technischen und organisatorischen Veränderungen.
„Ich bin allen dankbar dafür, dass ich ein sehr gutes Bild davon bekommen habe, wie die Situation hier vor Ort ist“, resümierte Christine Lambrecht ihren Truppenbesuch im Stützpunkt der beiden Geschwader des Marinefliegerkommandos. Das Besondere an der aktuellen Lage des Verbands ist der laufende Generationswechsel seiner Waffensysteme bei zur selben Zeit vielen Einsatzverpflichtungen. Das komme einer „Operation am offenen Herzen“ gleich, fasste Lambrecht die aktuelle Lage für die Marinefliegerinnen und -flieger zusammen.
Kompletttausch der Ausrüstung binnen weniger Jahre
Praktisch alle Luftfahrzeuge der Seestreitkräfte, die Hubschrauber des Marinefliegergeschwaders 5 (MFGMarinefluggeschwader 5) und die Flugzeuge des Marinefliegergeschwaders 3 „Graf Zeppelin“ (MFGMarinefluggeschwader 3), werden komplett ausgetauscht. „Mit dem Sea Lion und dem Sea Tiger, mit der Poseidon und auch dem unbemannten Luftfahrzeug Sea Falcon für unsere Korvetten werden die Marineflieger gerade zukunftssicher aufgestellt“, meinte Lambrecht.
Seit 2020 führt das MFGMarinefluggeschwader 5 schrittweise den Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion ein, der geplant 2023 das verdiente Arbeitstier Sea King Mk41 ablösen wird. Dessen wichtige Nebenaufgabe im nationalen Such- und Rettungsdienst SARSearch and Rescue wird auch der Sea Lion übernehmen. Im gleichen Geschwader wird voraussichtlich ab 2025 eine weitere NHNATO-Helicopter-90-Variante, der Sea Tiger, den bewährten Bord- beziehungsweise U-Boot-Jagd-Hubschrauber Mk88A Sea Lynx ersetzen.
Ebenfalls wird das Helikoptergeschwader der Marine die neuen Aufklärungsdrohnen der Korvetten der Braunschweig-Klasse betreiben. Das System Sea Falcon, beziehungsweise UMS Skeldar V-200, steht nach ausführlicher Erprobung unmittelbar vor der Einführung in die Marine.
Das MFGMarinefluggeschwader 3 erwartet ähnliche Umwälzungen. Fliegt es bislang noch den Seefernaufklärer P-3C Orion, soll er ab Ende 2024 durch das moderne Modell P-8A Poseidon ersetzt werden. Das dann neue größte Kampfflugzeug der Bundeswehr wird das bisher schon große Leistungsspektrum der Orion noch verbessern, vor allem die weitreichende Aufklärung über See und Land sowie die U-Boot-Abwehr.
Digitalisierte Ausbildung für bessere Einsatzfähigkeit
Besonders Parallelbetrieb und Umschulungen in dieser Übergangsphase von alten zu neuen Luftfahrzeugmustern bedeuten Mehrbelastungen für die Marineflieger. Das Kommando modernisiert auch deshalb seine Ausbildung weiter. „Wir freuen uns, dass wir der Ministerin unsere Fähigkeiten präsentieren konnten“, erklärte Kommandeur Kapitän zur See Thorsten Bobzin. „Wir konnten dabei auch zeigen, wie wir mit Hilfe der Digitalisierung junge Menschen ansprechen, ihre Ausbildung effektiver gestalten und damit am Ende auch an Einsatzfähigkeit gewinnen wollen.“
Beispielweise nutzt die Schulung der Marinefliegertechniker inzwischen Virtual-Reality, also eine interaktive virtuelle Umgebung. Diese flexible Methode erleichtert einen möglichst bruchfreien Übergang bei der Übernahme der neuen Luftfahrzeuge in den Einsatzbetrieb.
Für den Standort Nordholz an der niedersächsischen Nordseeküste bedeuten alle diese Veränderungen auch enorme infrastrukturelle Anpassungen. „Es ist wichtig, dass wir diesen Standort für die Zukunft fit machen“, so Lambrecht. Sie kündigte an: „Wir planen, 305 Millionen Euro zu investieren, davon 69 Millionen voraussichtlich bis 2026.“ Schwerpunkt der Investitionen seien Neubauten für die beiden Marinevarianten des NHNATO-Helicopter-90 und Flugsicherheitsgebäude, hinzu kämen beispielsweise die Erneuerung von Rollbahnen und Straßen auf dem Stützpunktgelände.
Neuer Einsatzschwerpunkt der Marineflieger: Präsenz über der Ostsee
Die Ministerin sprach ein deutliches Lob für die Leistungen der Marinesoldatinnen und -soldaten aus Nordholz aus: „Dieser Verband leistet Beeindruckendes in einer ganzen Bandbreite von Aufgaben.“ Manche Einsätze wären nicht möglich, würde man das Marinefliegerkommando wegdenken. Dessen 2.500 Frauen und Männer übernähmen zuhause und in Einsätzen weltweit „meist unbemerkt anspruchsvolle Aufgaben für unser Land und unsere Sicherheit“.
Der aktuellste Fall dieser Auftragserfüllung: Als Teil der schnellen Speerspitze der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der VJTFVery High Readiness Joint Task Force, tragen die deutschen Marineflieger mit koordinierten Aufklärungsflügen durch ihre P3-C Orion wesentlich zum rund um die Uhr geführten Lagebild in der Ostseeregion bei. Solche NATONorth Atlantic Treaty Organization Assurance Measures, Rückversicherungsmaßnahmen, tragen besonders den Sicherheitsbedürfnissen der östlichen Bündnispartner von Estland bis Polen Rechnung.
Die Ausrüstung der Marineflieger
Der Mehrzweckhubschrauber Sea Lion ersetzt gerade den Sea King. Für den Bordhubschrauber Sea Lynx und den Seefernaufklärer P-3C Orion stehen Sea Tiger beziehungsweise P-8A Poseidon schon vor der Tür. Nicht zuletzt: Die Ölaufklärer DO 228 LM werden im Moment modernisiert.