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Bundeswehr im Bündnis

Marine und Luftwaffe trainieren für den Ernstfall

Marine und Luftwaffe trainieren für den Ernstfall

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
4 MIN

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Vom 22. bis 30. September übten die Luftwaffe und die Marine gemeinsam die Luftverteidigung. Während Spartan Arrow wurden Ausbildungs- und Leistungsstand des Führungs- und Bedienerpersonals sowie die Zuverlässigkeit und Effektivität der Waffensysteme im scharfen Schuss überprüft und bewertet. Warum sind solche gemeinsamen Übungen wichtig?

Ein Kriegsschiff verschießt eine Flugkörper.

Der Flugkörper RAMRolling Airframe Missile ist roll-stabilisiert. Das heißt, er dreht sich nach dem Schuss um seine eigene Längsachse. Das führt dazu, dass die Rakete eine stabile Flugbahn erreicht und dabei höchst agil ihre Wendemanöver durchführt.

Bundeswehr/Tom Twardy

In Zeiten immer komplexerer Bedrohungen aus der Luft, insbesondere durch ballistische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen, ist die Zusammenarbeit von Luftwaffe und Marine im Bereich der Luftverteidigung seit längerem ein zentraler Bestandteil der deutschen Sicherheitsstrategie. Beide Teilstreitkräfte arbeiten Hand in Hand, um den deutschen Luftraum, maritime Interessen und die Einsatzgebiete der Bundeswehr wie auch der Verbündeten im Ausland effektiv zu schützen. Diese Kooperation spiegelt die steigenden Anforderungen an moderne Luftverteidigungssysteme wider und zeigt, wie wichtig die Integration von Luft- und Seestreitkräften in der heutigen Gefechtsführung ist.

Gemeinsame Bedrohungsabwehr

Die Bedrohungen durch Angriffe aus der Luft sind heute vielschichtiger und variantenreicher als je zuvor. Während früher hauptsächlich feindliche Flugzeuge als größte Gefahr galten, umfasst das Bedrohungsspektrum heute eine Vielzahl von Waffensystemen, die von feindlichen Nationen und nichtstaatlichen Akteuren eingesetzt werden können. Neben Überschall-/Hyperschallraketen und Drohnen haben insbesondere ballistische Raketen eine neue Herausforderung für die Luftverteidigung geschaffen.

Um dieser Vielzahl von Bedrohungen effektiv zu begegnen, bündeln die Luftwaffe und die Marine ihre Kräfte. Während die Luftwaffe auf ihre hochmodernen Luftverteidigungssysteme wie das PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System, IRIS-T SLMInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled, Surface-Launched Medium Range und künftig das TLVSTaktisches Luftverteidigungssystem (Taktisches Luftverteidigungssystem) setzt, sorgt die Marine mit ihren Fregatten der Klasse 124  für die Sicherung der maritimen Räume und den Schutz der Einsatzverbände auf See.

In den Operationszentralen der Schiffe als auch im Control and Reporting Centre (CRCCrowd and Riot Control) der Luftwaffe arbeiten hoch qualifizierte Soldaten und Soldatinnen daran, eingehende Kontakte zu analysieren, zu bewerten und ein präzises Lagebild zu erstellen.

Mehrere Personen in Uniform sitzen auf der dunklen Brücke eines Schiffes.

Auf der Brücke des Marineschiffes herrscht höchste Konzentration

Bundeswehr/Tom Twardy

Die Radare beider Teilstreitkräfte, im Verbund mit den digitalen Gefechtsführungssystemen, liefern verschiedenste Daten, etwa Anzahl, Richtung oder Höhe anfliegender Objekte. Die Luftwaffe nutzt die stationären Radaranlagen der Typen GM 406F, HADR oder RRP 117 und als Besonderheit das verlegefähige Radargerät RAT 31DL/M.

Die Fregatten der Sachsen-Klasse sind mit dem SMART-L-Radar und dem APAR-Radarsystem ausgestattet, die nicht nur Flugzeuge und Raketen auf große Distanzen erfassen, sondern auch aktiv in die Lenkung von Abwehrraketen integriert sind. Die Radarüberwachung der Sachsen-Klasse ermöglicht es, mehr als 1.000 Ziele gleichzeitig zu erfassen. Ihre Lenkflugkörper wie der SM2 haben eine Reichweite von über 160 Kilometern und sind darauf ausgelegt, den Luftraum effektiv zu verteidigen. Das Lagebild wird auch mit anderen Einheiten geteilt und gegebenenfalls um weitere Informationen ergänzt.

Auf dieser Basis entscheidet das Personal im übergeordneten Gefechtsstand – etwa einem Combined Air Operations Centre (CAOCCombined Air Operations Centre) –, ob der Waffeneinsatz schiffs- oder landgestützt erfolgen soll. Die Kommunikation zwischen den Einheiten erfolgt über den Datenlink Link 16, der eine schnelle und effektive Informationsweitergabe ermöglicht. Sowohl bei der Marine als auch bei der Luftwaffe ist das die Grundlage für eine koordinierte Luftverteidigung.

Integration und Vernetzung

Ein Schlüssel für den Erfolg der Luftverteidigung liegt in der nahtlosen Integration der unterschiedlichen Waffensysteme von Luftwaffe und Marine. Dabei spielt die Vernetzung von Radarsystemen, Sensoren und Waffensystemen eine zentrale Rolle. Beide Teilstreitkräfte trainieren kontinuierlich daran, ihre Systeme so zu verknüpfen, dass sie gemeinsam auf Bedrohungen reagieren können.

Ein Beispiel hierfür ist das Konzept von Layered Defence, bei der mehrere Verteidigungssysteme in Schichten aufeinander abgestimmt werden, um Bedrohungen auf unterschiedlichen Reichweiten und Flughöhen abzufangen. Während die Luftwaffe primär für die Abwehr von Bedrohungen im Hinterland verantwortlich ist, konzentriert sich die Marine auf die Sicherung der Vorfeldverteidigung in den Seegebieten und Küstenlinien.

Zudem werden die Systeme der Marine und Luftwaffe in das NATONorth Atlantic Treaty Organization-weite Luftverteidigungsnetzwerk integriert, was die Reaktionsfähigkeit im Krisenfall erheblich steigert. So können deutsche Einheiten ihre Fähigkeiten im Verbund mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern einsetzen, was die Effektivität der Luftverteidigung deutlich erhöht.

Übungen und gemeinsame Operationen

Drohne

Die Airbus-Drohnen mit Flugzielen warten auf ihren Einsatz

Bundeswehr/Tom Twardy

Die enge Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Marine wird durch regelmäßige gemeinsame Übungen vertieft. Eine zentrale Rolle spielen hier multinationale Manöver wie Joint Warrior oder Northern Coasts. Hier stellen deutsche Einheiten mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern ihre Fähigkeiten im Bereich der integrierten Luftverteidigung unter Beweis und verbessern die Interoperabilität zwischen Verbündeten und Partnern.

Bei diesen Übungen, aber auch jüngst bei Spartan Arrow, wird das Zusammenspiel von Luftverteidigungssystemen auf Land und See unter realistischen Bedingungen trainiert. Ziel ist es, die reibungslose Kommunikation und Koordination zwischen den Einheiten zu optimieren. Zudem werden verschiedene Szenarien durchgespielt, um auf aktuelle Bedrohungen flexibel reagieren zu können. Dabei kommen sowohl Marineeinheiten mit ihren Fregatten als auch die verlegbaren Luftverteidigungssysteme der Luftwaffe in ihrer Gesamtheit zum Einsatz.

Herausforderungen der Zukunft

Die Zukunft der Luftverteidigung ist gekennzeichnet durch technologische Entwicklungen, die eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Marine erfordern werden. Insbesondere die Abwehr von Hyperschallwaffen und die immer schnellere Entwicklung von Drohnenschwärmen sind neue Herausforderungen, die nur durch eine optimale Integration von Luft- und Seestreitkräften zu bewältigen sind.

Darüber hinaus arbeitet die Bundeswehr daran, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KIkünstliche Intelligenz) und automatisierte Sensorsysteme in ihre Luftverteidigungsstrategie zu integrieren. Diese Technologien ermöglichen es, Bedrohungen schneller zu erkennen und effektiver abzuwehren. Dabei spielt die gemeinsame Nutzung von Daten aus verschiedenen Quellen eine immer größere Rolle.

von Thomas Skiba  E-Mail schreiben

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