Making-of „Besatzung Bravo“
Making-of „Besatzung Bravo“
- Datum:
- Ort:
- Wilhelmshaven
- Lesedauer:
- 5 MIN
Der Youtube-Kanal „Bundeswehr Exclusive“ sendet seit dem 16. November eine neue Serie. Im Fokus: Seefahrt und Ausbildung bei der Marine. Sieben Videojournalisten haben alles mitgemacht.
Ob bei der Grundausbildung an der Marinetechnikschule oder im Auslandseinsatz in Mali – mit ihren Youtube-Serien ist die Personalwerbung der Streitkräfte seit November 2016 neue Wege gegangen. Immer liegt das Augenmerk darauf, den Dienstalltag ungeschminkt zu dokumentieren. Die Absicht: möglichen Bewerberinnen und Bewerbern den größten Arbeitgeber Deutschlands näher zu bringen.
Das jüngste Projekt, die Serie „Besatzung Bravo“, betritt einmal mehr Neuland, oder besser: schwankenden Boden. Zum einen werden während der Ausstrahlung die Zuschauer per Instagram durch Challenges interaktiv eingebunden. Schon im Vorfeld hatten die Follower die Titelmusik und das Plakat zur Serie mitgestaltet.
Zum anderen ist an Bord eines Kriegsschiffs gedreht worden. Der Zuschauer kommt mit auf die Fregatte „Baden-Württemberg“, Typschiff der neuen Klasse F125. Gerade die moderne Marine mit ihrer Technik und ihren Menschen soll die junge Zielgruppe kennenlernen.
Neuland für Landratten
Das Filmteam hat also festen Boden unter den Füßen hinter sich gelassen und ungewohntes Terrain betreten. Denn ein Schiff und seine Seeleute kann man nur in deren ureigenstem Element, auf dem offenen Meer, richtig präsentieren.
„Manchmal musste ich mit Seekrankheit kämpfen“, erzählt Videojournalistin Jackie. Für die Bundeswehr-Exclusive-Serien ist sie auch schon beim Dreh für die „Rekrutinnen“ dabei gewesen, aber noch nie auf einem Marineschiff. „Das war aber echt spannend, alles war völlig neu für uns.“
Am 7. September begann der Dreh, vier Wochen insgesamt war das Produktionsteam an Bord. Es durfte auf der „Baden-Württemberg“ bei allen Einzelübungen dabei sein und filmen, die für die Marinesoldatinnen und -soldaten anstanden. Nach einem großen Personalwechsel in der Besatzung war viel Training für alle obligatorisch.
Aus drei Gruppen soll ein Team wachsen
Das galt aber nicht nur für die rund 130 Männer und Frauen der Besatzung Bravo. Eine Fregatte wird erst zu einem vollständigen Waffensystem, wenn zusätzliches Personal an Bord gekommen ist: während des Drehs knapp 40 Marineflieger mit ihren Bordhubschraubern und gut 20 Seesoldaten im Bordeinsatzteam. Das Zusammenwachsen dieser drei Teileinheiten in komplexen Übungen zeigt das Leitthema der Serie: Kameradschaft auf hoher See.
Die Flieger mit ihren Sea Lynx‘ sind in Nordholz stationiert. Nur für bestimmte Seefahrten, etwa zur Einsatzausbildung, für Auslandseinsätze oder große Manöver, werden sie eingeschifft. Ähnlich ist es mit den Bordeinsatzsoldaten des Seebataillons. Stationiert in Eckernförde, ergänzen die Seesoldaten je nach Erfordernissen anstehender Einsätze die Schiffsbesatzungen.
An Bord sind alle vollwertige Besatzungsmitglieder. Die vielen Aufgaben des Bordalltags und des Einsatzes lassen sich nur als Team lösen. Deshalb gehören die Protagonisten der Serie auch sowohl zur Stammcrew als auch zum Seebataillon und den Marinefliegern.
Eindrücke vom Bordalltag und vielen, vielen Einzelübungen
Sie nehmen die Zuschauer in die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche an Bord der „Baden-Württemberg“ mit. Es gibt Einblicke in den verantwortungsvollen Job eines Helikopteravionikers, man schaut den Bordeinsatzteams bei ihren fordernden taktischen Übungen über die Schulter und erlebt nasse Speedbootfahrten mit den Buster-Crews. Vor allem aber wird das ganz normale Leben an Bord erlebbar – vom Bettenbauen übers tägliche Reinschiff bis zur Wachablösung auf der Brücke.
Was war nötig, um die Serie rein technisch und personell zu verwirklichen? Als erstes natürlich das Schiff und die Besatzung, die in ihrem Job ganz ohne Drehbuch begleitet werden durfte, um so viel Realität wie möglich zu zeigen. Sieben VJs, Videojournalisten, filmten die Seefahrt. Sie waren immer so nah wie möglich an allen Stellen dabei.
Um dabei auch so wenig möglich zu stören, steckten die Zivilisten im Bordgefechtsanzug der Marine, nur ohne Dienstgradabzeichen. Untergebracht zusammen mit den Soldaten und verteilt in der Mitte der Crew nahmen sie 24 Stunden pro Tag am Alltag teil, konnten schnell ein Gefühl für die besondere Stimmung entwickeln. „Man kommt in so ein Dorf ‘rein – eine Familie eigentlich“, erzählt Jackie. „Wir wurden ganz offen aufgenommen, wir kamen uns überhaupt nicht wie jemand Fremdes vor.“
Verlorene Kameras gehören zum Produktionsaufwand
Eingefangen wurden alle diese Eindrücke mit Hilfe von insgesamt 30 unterschiedlichen Kameras. Allein 14 GoPros hielten an den Hubschraubern, an den Speedbooten oder an schwer zugänglichen Punkten am Schiff alles fest. Drei GoPros gingen dabei zu Bruch oder verloren. Bei den normalen handgehaltenen Kameras ging es mit nur einer defekten Nachtsichtfunktion glimpflich aus. Langfristig kann natürlich das Salzwasser noch mehr Schaden angerichtet haben.
Auch bei den drei eingesetzten Drohnen gab es Schwierigkeiten: Die Funk- und Radarausstrahlungen eines Kriegsschiffs im Betrieb vertragen sich eben nicht immer mit den empfindlichen Steuerungssystemen eines Quadrocopters. Einer ist in der Kieler Förde abgestürzt und gesunken.
Im Ergebnis führte die Arbeit zu mehr als 60.000 gefilmten Minuten. Diese über zehntausend Stunden mussten die VJs zusammen mit ihren Cuttern im Nachgang komplett sichten und schneiden. Nicht einmal ein Prozent des Materials sind wirklich in die Serie gekommen.
Das beste Bild ist nicht immer alles
Warum so wenig? Wenn zum Beispiel ein Ankermanöver von allen sieben Kameraleuten und noch einigen GoPros gefilmt wird, schalten die VJs gerade die kleinen Actionkameras bereits vorher ein. Sie laufen auch noch weiter, wenn das Manöver eigentlich schon beendet ist. Nur so lässt sich gewährleisten, dass etwaige Überraschungen oder glückliche Zufälle auch zu sehen sein werden.
Ziel war es, alles so nah wie möglich am Geschehen in Bild und Ton festzuhalten. Dabei mussten die VJs auch manchmal mit Nachdruck beherzt von einem Kameraden zurückgezogen werden – als zum Beispiel bei einem Schleppmanöver eine Situation entstand, in der selbst erfahrene Seeleute für einen kurzen, aber entscheidenden Moment zurücktreten. Das beste Bild ist in so einem Fall nicht immer alles, Sicherheit steht dann an erster Stelle.
Wegen der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Pandemie mussten Filmteam und Besatzung einige geplante Punkte anpassen oder in manchen Fällen auch leider ausfallen lassen. „Natürlich ist ein abgesagter Besuch eines Auslandshafens wie Oslo für jeden in der Besatzung immer ein Wehmutstropfen“, sagt Korvettenkapitän Robert, Erster Offizier der Besatzung Bravo. Manch traumhafter Sonnenaufgang auf See konnte darüber nicht ganz hinweghelfen. Die Dreharbeiten aber konnten insgesamt das Schiff und die Besatzung hautnah im Alltag und auch bei spannenden Übungen begleiten.
„Das war eine positive Erfahrung auch für uns“, ergänzt Robert. „Wir haben sehr schnell gemerkt, dass das Filmteam nicht stören möchte. Nichts wurde gestellt. Die haben unseren Alltag gedreht – und der war: üben, üben, üben.“
Die Hauptprotagonisten
Fünf Menschen und ein großes Stück Technik sind die wichtigsten Darsteller der neuen Webserie.
Weitere Kanäle für „Besatzung Bravo“
Die Personalwerbung der Bundeswehr ist auch auf ihren übrigen Plattformen aktiv, um die neue Youtube-Serie zu promoten.