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Indo-Pacific Deployment 2024

Kommandant beim IPDIndo-Pacific Deployment: „Wichtig ist der Blick nach vorn“

Kommandant beim IPDIndo-Pacific Deployment: „Wichtig ist der Blick nach vorn“

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in See
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Am 7. Mai war die Besatzung Bravo der Fregatte „Baden-Württemberg“ zum IPDIndo-Pacific Deployment 2024 in See gestochen. Mitte Juni löste die Besatzung Echo sie ab. Seitdem ist Fregattenkapitän Sascha Huth der Kommandant des Schiffs. Im Interview zieht er erste Bilanz über den Crew-Wechsel und die Premiere deutscher Schiffe bei der USUnited States-Großübung RIMPACRim of the Pacific.

Ein Marineoffizier in Wüstentarnuniform hebt seine rechte Hand zum militärischen Gruß.

Sascha Huth ist seit September 2021 Kommandant der Besatzung Echo im 4. Fregattengeschwader in Wilhelmshaven. Seither hat er bereits die Fregatten „Nordrhein-Westfalen“ und „Rheinland-Pfalz“ geführt.

Bundeswehr/Nico Theska

Herr Kap’tän Huth, Sie haben im Juni in San Diego den ersten von zwei geplanten Besatzungswechseln im Indo-Pacific Deployment der Deutschen Marine und fernab von Wilhelmshaven verantwortet. Worauf kommt es bei so einem Crew-Wechsel an?

Ein Besatzungswechsel, gerade mit einem Zeitansatz von drei bis vier Tagen, wird nur dann gelingen, wenn alle Seiten die entsprechenden Vorbereitungen treffen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. In unserem Fall die erfolgreiche Teilnahme an RIMPACRim of the Pacific und dem Indo-Pacific Deployment.

Sicherlich ist, neben der Zeit, einer der limitierenden Faktoren der aktuelle Klarstand des Schiffes. In der Vorbereitung der Übergabe war es für mich wichtig, schnell ein gutes Bild über den technischen Zustand der Einheit und die materielle Lage an Bord zu erlangen, um Defizite zügig abstellen zu können. Dabei war es vorteilhaft, bereits im Vorfeld mit einem kleinen Team an Bord mitzufahren.

Allerdings ist auch die Unterstützung aus Deutschland ein wichtiger Faktor. Es muss gewährleistet sein, dass Ersatzteillieferungen rechtzeitig ankommen und Techniker, beziehungsweise andere Dienstleister den geforderten Support wie geplant erbringen. 

Verlässliche Einsatzfähigkeit für knapp zwei Jahre“

Zugleich will die Marine mit dieser globalen Einsatzfahrt den Nachweis der Intensivnutzung der Fregattenklasse 125 erbringen. Was heißt das konkret?

Die Intensivnutzung oder Dauerbelastbarkeit eines Schiffes vom Typ F125 ermisst sich an vielen Merkmalen. Das ganze Waffensystem Fregatte muss ausfallsicher sein, aber auch über Redundanzen verfügen. Ziel ist es, dass die Fregatte über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren verlässlich einsatzfähig ist.

Zum Nutzungskonzept der Klasse zählt neben dem Mehrbesatzungskonzept die Automatisierung, sodass sich Wartungsarbeiten während des Einsatzes auf ein Minimum reduzieren lassen. Beides gewährleistet eine lange Stehzeit im Einsatzgebiet.

Das gilt natürlich auch für das Personal. Nach intensivem Training wurde die Besatzung beim German Operational Sea Training in Plymouth zertifiziert. Sie ist damit bereit, in alle Einsätze zu fahren.

Nach Abschluss eines solchen Trainings darf man sich aber nicht „auf den Lorbeeren“ ausruhen. Es ist harte Arbeit, diesen Standard zu erhalten und im gesamten Zeitraum auf alle Bedrohungen adäquat reagieren zu können. Dazu üben wir immer wieder Notrollen, Gefechtsdienst und Maschinenstörungen. Jeder Teilbereich des Schiffes muss im Einsatz zu jeder Zeit funktionieren. Durchhaltefähigkeit heißt aber auch, an die Männer und Frauen zu denken und auch ausreichend Zeit zur Regeneration zu reservieren.

Während des gesamten Deployments begleitet der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ die Fregatte „Baden-Württemberg“. Welche Vorteile bietet das, verglichen mit dem ersten IPDIndo-Pacific Deployment 2021 mit der Fregatte „Bayern“?

Das ist zunächst zweifelsfrei die erhöhte Ausdauer auf See. Die verlängert sich um ein Vielfaches, weil der Einsatzgruppenversorger viel mehr Stauraum bietet als eine F125. Auch kann die „Frankfurt am Main“ neben Kraftstoff und Proviant mehr Ersatzteile für beide Schiffe und die eingeschifften Bordhubschrauber bereitstellen. Seeversorgungsmanöver sorgen dafür, dass Material übergeben zu können ohne Häfen anlaufen zu müssen.

Ebenfalls eingeschifft ist eine Bordfacharztgruppe auf dem Einsatzgruppenversorger, die Patienten auf See behandeln kann, ohne sie umständlich an Land bringen zu müssen. Während unseres Group-Sails im Juni zwischen Kalifornien und Hawaii konnten wir einen Kameraden aus Mexiko auf die „Frankfurt am Main“ verbringen. Dort wurde er notoperiert, was sein Leben rettete. Eines von vielen Beispielen des großen Mehrwertes, einen Einsatzgruppenversorger im Verband zu wissen. Getreu dem Motto „Better safe than sorry“.

Die Deutsche Marine nahm zum ersten Mal mit Schiffen am weltweit größten Marinemanöver RIMPACRim of the Pacific teil. Wie ist Ihre erste Bilanz und wie geht es der Besatzung nach diesem Großmanöver?

Das war ein Manöver der Superlative und es war mir eine große Ehre, mit meiner Besatzung an RIMPACRim of the Pacific als weltgrößter Marineübung teilnehmen zu dürfen. Wir konnten nicht nur operative Fähigkeiten wie Flugkörperschießen, Verbandsfahren und mehr üben, sondern auch die Verbindung mit unseren bekannten Partnern festigen und neue Freunde gewinnen.

Bei einem Manöver mit knapp 40 Schiffen aus annähernd 30 Nationen ist es allerdings auf Dauer sehr kräftezehrend, den Überblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. So ist RIMPACRim of the Pacific sicher nicht spurlos an der Besatzung vorbeigegangen. Militärische Seefahrt bedeutet Entbehrung, aber auch insbesondere Erfahrung – dessen ist sich hier jedes Mitglied der Besatzung an Bord bewusst. 

Sie alle haben großen Anteil an der erfolgreichen Teilnahme an RIMPACRim of the Pacific, und jeder für sich konnte einen unfassbaren Mehrwert generieren. Insbesondere die Brückenwachoffiziere und die Operateure haben in Schiffs- und Verbandsführung wertvolle Erfahrungen sammeln können. 

Rückblickend würde ich behaupten, dass das Manöver für uns als voller Erfolg zu verbuchen ist. Wichtig ist nun aber, den Blick schnell nach vorn zu richten. Das Indo-Pacific-Deployment geht weiter und auch das Vorbereiten der Übergabe an die Nachfolgebesatzung „Charlie“ in gut drei Monaten in Singapur soll gut vorbereitet sein.

  • Mehrere graue Kriegsschiffe in See.

    Dynamisches Duo: Die Fregatte „Baden-Württemberg“ (v.r.) und der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ (l.). Trossschiffe wie letzteres machen weltweite Einsätze für die Marine überhaupt erst möglich.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Marinesoldaten in sandfarbener Uniform gehen in einer Reihe auf einer Pier zwischen zwei Schiffen.

    Die Ablösung kommt: Im USUnited States-Marinestützpunkt San Diego ging im Juni die Besatzung Echo des 4. Fregattengeschwaders an Bord. Sie war aus Deutschland eingeflogen worden. Die abgelöste Crew kam auf gleichem Weg wieder heim.

    Foto: Bundeswehr
  • Zwei Hände tauschen einen großen Schlüsselbund.

    Besenreine Schlüsselübergabe: Ein Besatzungswechsel auf einem Schiff der Klasse F125 umfasst nicht nur den Personalaustausch. Unzählige Details wechseln die Verantwortung.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Ein graues Kriegsschiff in See neben einem großen Festrumpfschlauchboot.

    As im Ärmel: Eine Besonderheit des Fregattentyps 125 sind ihre vier großen Einsatzboote vom Typ Buster. Damit hat die Baden-Württemberg-Klasse in See und in Küstenzonen ganz andere taktische Möglichkeiten als übrige Kampfschiffe.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Marinesoldaten in sandfarbener Arbeitsuniform.

    Train as you fight: Die Abwehr von Schäden üben Marinebesatzungen regelmäßig, darunter auch den Umgang mit Verletzten. Das gehört auch zum Alltag der Crew Echo auf der „Baden-Württemberg“.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Mehrere graue Kriegsschiffe in See.

    Gemeinsam starke Partner: Der IPDIndo-Pacific Deployment-Verband aus Wilhelmshaven hat Deutschland bei RIMPACRim of the Pacific 2024 unter 29 Nationen vertreten. Hier die „Baden-Württemberg“ (v.) im Verband mit knapp 40 anderen Marineschiffen

    US Navy/Terrin Hartman
  • Blick aufs Vorschiff eines Kriegsschiff. Es feuert aus einem grauem Geschütz mit schwarzem Rohr.

    Noch mehr train as you fight: Großmanöver bieten die Gelegenheit, so realistisch wie möglich zu üben. Bei RIMPACRim of the Pacific 2024 konnte die Besatzung der „Baden-Württemberg“ mit ihrer großen Schiffsartillerie trainieren, dem 127-Millimeter-Hauptgeschütz.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Soldaten in Flecktarnuniformen in einem Gang im Inntern eines Schiffes.

    Fremdes Terrain: Internationale Kooperation heißt, mit Partnern gemeinsam zu lernen. Hier übten USUnited States-Marinesoldaten das Boarding in für sie unbekannter Umgebung auf der deutschen Fregatte. Die Deutschen spielten in dem Szenario eine zivile Schiffscrew.

    Bundeswehr/Nico Theska
  • Drei graue Kampfjets fliegen über einem grauen Kriegsschiff in See.

    Deutsche Jointness bei RIMPACRim of the Pacific: Nicht nur die Marine, auch die Luftwaffe nahm 2024 an der USUnited States-Großübung teil. Deutsche Eurofighter sind dieses Jahr ebenfalls rund um den Globus für internationale Manöver unterwegs.

    Bundeswehr/Francis Hildemann
  • Blick aus einem Hubschrauber auf ein graues Kriegsschiff in See.

    Fliegendes Auge und Ohr: Die Bordhubschrauber vom Typ Sea Lynx, ausgestattet mit Sonar und Torpedos, machen die Fregatte „Baden-Württemberg“ auch zur Plattform für die U-Boot-Jagd

    Bundeswehr/Nico Theska

RIMPACRim of the Pacific 2024 war auch eines der ersten Großmanöver für diese Schiffsklasse. Wie konnten Sie die speziellen Fähigkeiten Ihres Waffensystems bei der Großübung einsetzen?

Als Fregatte der Klasse 125 konnten wir mit eingeschifftem Stab an Bord eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass wir die Fähigkeit besitzen, ganze Schiffsverbände zu führen und auch in Teilen zu beschützen. Dabei haben wir unser Aufgabenspektrum voll abdecken können, inklusive eines komplexen Lagebildaufbaus im Unterwasser- und Überwasserbereich sowie in der Luft. 

Zeitgleich haben wir zum Schutz des eigenen Verbands beigetragen – auch im Bereich der U-Boot-Jagd mit unseren an Bord befindlichen Hubschraubern. Dabei wurden wir immer wieder in unterschiedlich komplexen Szenarien eingesetzt und haben Versorgungs- und Transportschiffe geschützt und einmal sogar einen Flugzeugträger durch ein gefährdetes Gebiet geleitet. 

Ich habe das Vorhaben Indo-Pacific Deployment bereits seit 2018 begleitet“

Was ist für Sie als Kommandant und Ihre Besatzung das Besondere am IPD24?

Besonders für mich ist, dass ich das Vorhaben IPDIndo-Pacific Deployment bereits seit 2018 als maritimer Planer im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Hauptquartier und später als Erster Offizier auf der Fregatte „Hamburg“ begleitet habe, da die „Hamburg“ ursprünglich für das IPDIndo-Pacific Deployment 2021 vorgesehen war. Somit habe ich nicht nur planerisch mitgestaltet, sondern darf jetzt auch noch die Durchführung hautnah miterleben und das ist alles andere als selbstverständlich.

Die Tour ist für uns nicht nur prestigeträchtig, sondern wir erleben live, wie vielfältig Seefahrt doch sein kann, mit Häfen wie Tokio oder Singapur. Marine und Seefahrt verbindet: nicht nur innerhalb der Besatzung, sondern auch nach außen. 

Aus meiner Sicht hat das Indo-Pacific Deployment der Deutschen Marine besonderes Gewicht. In einer immer schnelleren, globaleren Welt sind wir dazu angehalten, uns neue Partner zu suchen, alte Bündnisse zu stärken und Hand in Hand nach gemeinsamen Zielen zu streben. Wir sind stolz, als „Botschafter in Blau“ für Deutschland aufzutreten und unsere Botschaften an unsere alten, aber auch künftigen Partner und Freunde zu senden.

von Martin Kübel  E-Mail schreiben

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