Einer vor 80: Oberbootsmann OAOffiziersanwärter Arif D. gehört zur Crew VII/22. Das heißt, er und seine Kameradinnen und Kameraden haben im Juli 2022 ihre Offizierausbildung an der Marineschule Mürwik begonnen.

Eben war Arif D. noch Oberbootsmann – jetzt ist er Offizieranwärter der Crew VII/22 und durchläuft die Segelausbildung auf dem Segelschulschiff.
Bereits zwölf Jahre ist er bei der Bundeswehr. Doch Arif wollte mehr. So entschied er sich für eine Karriere als Offizier bei der Marine. Nun ist er einer von 80 Offizieranwärterinnen und -anwärtern an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“.
Das Schiff befindet sich gerade auf seiner 175. Ausbildungsfahrt seit seiner Indienststellung. Die „Gorch Fock“ ist dafür im Ostatlantik in den Gewässern um die Kanaren unterwegs. Hier findet sie in der Regel ideale Segelbedingungen.
Bestandteil der Offizierausbildung der Marine ist die siebenwöchige seemännische und nautische Grundausbildung auf dem Segelschulschiff der Marine. Hier lernt Arif noch einmal von der Pike auf, Seemann zu sein.
Einer vor 80: Oberbootsmann OAOffiziersanwärter Arif D. gehört zur Crew VII/22. Das heißt, er und seine Kameradinnen und Kameraden haben im Juli 2022 ihre Offizierausbildung an der Marineschule Mürwik begonnen.
Auf der „Gorch Fock“ lernt Arif, was es bedeutet, mit den Gewalten der Natur umzugehen. Hier bewirkt er nur etwas, wenn seine Kameraden mit anpacken – und das ist noch echte harte Handarbeit.
Regelmäßig muss er mit den anderen Kadettinnen und Kadetten an die sogenannten Brassen. Mit diesen schweren Leinen richten sie die Rahen so aus, dass das Schiff bestmöglich im Wind steht und somit durch Windkraft so schnell wie möglich fahren kann. Eine Kursänderung oder ein Wechsel der Windrichtung bedeutet, dass alle wieder anpacken müssen.
Die Aufgaben der Kadetten sind vielfältig. Neben der seemännischen Arbeit, also vor allem dem Setzen und Ausrichten der Segel, gehört auch das Steuern des Schiffes. Auch hier ist Arif nicht allein. Mit drei weiteren Kameradinnen und Kameraden steht er für zwei Stunden am Ruder, um das Segelschiff auf Anweisung des Kommandanten oder der Wachoffiziere zu lenken.
Das große Ruder der „Gorch Fock“ ist noch ein rein mechanisches. Es besteht aus drei hintereinander verbauten Rädern, damit möglichst viele Menschen in die Speichen greifen können. Die Offizierschüler spüren hier direkt, wie die Strömung auf das Ruderblatt am Heck des Schiffes wirkt.
Das Segelschulschiff hat keine geschlossene Brücke wie moderne Schiffe, sondern wird von einem offenen Deck aus gesteuert. Hier müssen die Kadetten nicht nur das große Ruder bedienen, sondern lernen auch die ersten Grundlagen der Navigation in der Praxis.
Zu den Aufgaben von Arif und seinen Mit-Offizierschülern gehört es ebenfalls, am Bug der „Gorch Fock“ als Ausguck zu arbeiten. Segelschiffe haben, anders als Motorschiffe, ihre Brücke beziehungsweise ihren Steuerstand in der Regel hinten, damit Kommandant und Wachoffiziere stets auch die Segel im Blick haben. Das bedeutet aber auch, dass ihnen der Blick nach vorn durch Masten und Segel verstellt ist. Der Posten Ausguck am Bug trägt daher ganz besondere Verantwortung.
Bei all den Anstrengungen, der kaum vorhandenen Privatsphäre und dem kurzen Schlaf gibt es für Arif aber eine Sache, die ihm besonders viel Spaß macht. „Am schönsten ist es, wenn wir aufentern, also in die Masten klettern, um die Segel fallen zu lassen oder wieder einzuholen“, erzählt er.
Die Spannung bei dieser Arbeit hält sich mit Sicherheit die Waage. Wer sich im Mast bewegt, tut das überlegt, ein Handgriff nach dem anderen. Und wer im Mast an einer festen Position arbeitet, „pickt“ sich ein. Das bedeutet, dass junge wie auch erfahrene Seeleute sich mit ihrem Sicherheitsgurt und einer kurzen Leine fest einhaken.
Die Höhe und das Schwanken des Schiffs, das mit der Masthöhe natürlich noch zunimmt, sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber für Arif ist es das Highlight seiner Ausbildungsreise.
Zur traditionellen Ausbildung auf See gehört für den Offiziersnachwuchs dazu, einen Seesack selbstständig zu nähen. Stoff, Garn und Nadeln stehen zur Verfügung. Während der gesamten Ausbildungsreise haben die Kadetten zwischen ihren Seewachzeiten, ihren theoretischen Unterrichten, Allemannsmanövern, Essen und Schlafen auch noch Zeit, ihren Seesack fertigzustellen. Am Ende legen sie ihn ihren Ausbilderinnen und Ausbildern zur Bewertung vor.
Sinn der Sache ist vor allem, dass die Offizierschülerinnen und -schüler ein Gefühl für den handwerklichen Umgang mit Material bekommen. Nebeneffekt ist, dass sie ein persönliches Souvenir von ihrer ersten Seefahrt mitnehmen können.
Fotos: Marcel Kröncke | Text: Mark Dopitz | E-Mail schreiben
Veröffentlicht am: 09.05.2023, zuletzt aktualisiert am: 09.05.2023
Ort: in See
Lesedauer: 5 Minuten