Marine
Projekt der Marine

Wir sind Marine: „Wir sind gefragt“

Wir sind Marine: „Wir sind gefragt“

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Wer ist wir, und wenn ja, wie viele? Flottillenadmiral Rainer Endres ist Federführer fürs Projekt „Wir sind Marine“. Ein Appell zum Mitmachen

Flottillenadmiral Rainer Endres, Abteilungsleiter Personal, Ausbildung, Organisation im Marinekommando

Bundeswehr/Steve Back

Wer ist Marine? Wir sind Marine! So weit, so vermeintlich einfach. Aber wer ist wir und wenn ja, wie viele? Nun ja, immer noch zu wenige, werden viele spontan sagen; was leider zahlenmäßig stimmt. Mit Blick auf das, was wir sind und was uns ausmacht, was uns besonders macht, also auf die Identität der Marine, aber liegt der Schwerpunkt an anderer Stelle – wie einig sind wir uns eigentlich in Bezug auf unsere Identität? Und wann haben wir uns zuletzt mit diesen Fragen beschäftigt? Und wer war dann wir?

Erfolgreiche Organisationen definieren sich nicht mehr nur über ein Produkt, sondern haben gelernt, sich eine unverwechselbare, nachhaltige Identität zu geben, quasi eine Persönlichkeit. Das bietet Orientierung nach innen wie nach außen, „da weiß man, was man hat“ würde der Persil-Mann sagen. Von innen betrachtet entspricht diese Identität dabei idealtypisch dem Selbstverständnis aller Mitarbeiter, während sie nach außen maßgeblich das Erscheinungsbild bestimmt. Müssen nicht gerade wir, die wir gerne von Berufung statt nur Beruf reden und eben keinen „Job wie jeder andere“ machen, davon klare Vorstellungen haben?

Wer außer uns soll uns all diese Fragen beantworten?

Identität ist weder selbstverständlich, noch kommt sie von alleine. Sie bedarf einer bewussten Auseinandersetzung, an deren Anfang immer eine ehrliche Bestandsaufnahme steht, eine Standortbestimmung. Identität hat aber immer auch ein „Woher“ und ein „Wohin“. Mit der Rückbesinnung auf die Notwendigkeit der Landesverteidigung stehen wir erneut an einer Stelle, an der auch die Marine sich die Fragenach dem Wohin, nach dem Ziel, in vielerlei Hinsicht neu stellen muss. Wenn wir uns mit dem Woher beschäftigen, so reicht der Blick in die Geschichtsbücher und den Traditionserlass nicht aus. Wenn wir uns anschauen, was die Menschen in der Marine heute als unattraktiv und belastendempfinden, so sind das oftmals noch nicht bewältigte Konsequenzen aus tiefgreifenden Veränderungen der letzten Jahrzehnte – Wiedervereinigung, Friedensdividende, Aussetzung der Wehrpflicht, neue Lauf- bahnen, einseitig humanitäre Einsätze, schwindende Professionalität, Umstrukturierung, Mehrbesatzungskonzepte, Soldatenarbeitszeitverordnung, Freiziehen der Schiffe und Boote, Wieder- und Seiteneinstieg, Trendwenden und so weiter und sofort. Haben wir das alles richtig verarbeitet oder gehören wir gar auf die Couch? Womit wir wieder bei der Standortbestimmung wären.

Wann wollen wir uns all diese Frage beantworten, wenn nicht jetzt? Und wer außer uns soll das tun? Da werden wir uns schon selbst drum kümmern müssen! Es wird keine Lichtgestalt kommen, die uns unsere Sorgen nimmt und mit der dann alles wieder gut ist, vermeintlich „wie früher“. Die Welt ist und wird zunehmend komplexer und wir und die Marine sind nicht der Nabel der Welt. Und vom Beklagen alleine ist noch nie etwas besser geworden. Wir müssen den Mut und die Entschlossenheit aufbringen, die Dinge anzupacken, die wir ändern können und unsere Energie darauf konzentrieren.  Aber wir müssen auch lernen, die Dinge zu akzeptieren und besser mit ihnen umzugehen, die wir bei aller Anstrengung realistisch nicht werden ändern können. Und wir müssen ein gemeinsames Verständnis entwickeln, wie wir das eine vom anderen unterscheiden können.

„Wir sind Marine“ ist weder Selbstzweck noch verordnete Therapie

Das Projekt „Wir sind Marine“ hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam Antworten zu finden, indem es die Kernfrage nach unserer Identität stellt. „Wir sind Marine“ ist dabei weder Selbstzweck, noch von oben verordnete Therapie, sondern ein auf spürbare und nachhaltige Veränderung angelegtes Projekt der Menschen in der Marine für die Marine.

Es ist eine Chance. Für eine bessere Marine. Mit Veränderungsprojekten aber ist es nicht anderswie mit der Demokratie. Sie leben vom Mitmachen. Wir bedeutet daher wir allein Uniform und in Zivil, in der Marine, ebenso wie in Marineuniform in den anderen Organisationsbereichen und auch im Verteidigungsministerium. Es ist unsere Marine. Die breit angelegte freiwillige Fragebogenaktion und auch die vielen laufenden und noch geplanten Workshops, können nur Katalysator sein, Ausgangspunkt für eine offene, engagierte und gerne auch emotionale Auseinandersetzung mit unseren so zahlreichen großen und kleinen Problemen. Auf allen Ebenen, in allen Dienststellen, über alle Dienstgrade hinweg, vor Ort, an Bord, überall. Dazu müssen wir miteinander reden – also sprechen und zuhören. Das braucht keinen Anstoß von außen und an Themen mangelt es schließlich auch nicht.

Und wenn wir begleitend zu alledem wiederentdecken und stärken, was uns emotional anspricht, was uns Freude an unserer Marine macht, worauf wir stolz sind und was uns verbindet, dann ist das Identität, gelebte Identität.

Packen wir es an! Wir sind Marine wir sind gefragt!

Flottillenadmiral Rainer Endres war bis Oktober 2019 Abteilungsleiter Personal, Ausbildung, Organisation. Sein Nachfolger, auch in der Verantwortung für das Projekt „Wir sind Marine“, ist Kapitän zur See Andreas Mügge [d. Red.]. 

Verfolgen Sie das Projekt auch im Twitter-Feed des Inspekteurs der Marine @chiefdeunavy unter dem Hashtag #WIRSINDMARINE!

von Rainer Endres  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Weitere Beiträge zum Projekt „Wir sind Marine“