Heimkehr der „Hessen“ aus dem Einsatz im Roten Meer
Heimkehr der „Hessen“ aus dem Einsatz im Roten Meer
- Datum:
- Ort:
- Wilhelmshaven
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Am 5. Mai ist die Fregatte in ihren Heimathafen Wilhelmshaven zurückgekehrt. Sie hat an der Operation EUNAVFOREuropean Union Naval Force Aspides zur Sicherung der globalen Handelswege gegen Attacken der islamistischen Huthi-Rebellen im Jemen teilgenommen.
Die Luftverteidigungsfregatte vom Typ 124 war dafür circa zwei Monate im Einsatzgebiet gewesen. Das erstreckt sich formell vom südlichen Ende des Suez-Kanals bis in den Persischen Golf und den Indischen Ozean. Hier sind zugleich die Operationsgebiete von mehreren internationalen Marineeinsätzen, darunter die USUnited States-geführte Operation Prosperity Guardian.
Der tatsächliche Operationsraum des deutschen Schiffes war allerdings das südliche Rote Meer und der westliche Golf von Aden. Beide Seegebiete verbindet die Meerenge Bab al-Mandab. Hier besteht zurzeit das größte Risiko für die internationale Seefahrt, von den Huthis aus dem westlichen Jemen mit gelenkten Raketen und Drohnen angegriffen zu werden.
Durch dieses besonders gefährdete Gebiet führte die „Hessen“ 27 Handelsschiffe im engen Geleit, während sie sonst gemeinsam mit anderen, internationalen Marineschiffen Seewege und Luftraum der Region als Ganzes überwachte. Dafür passierte die Fregatte mehrfach das weniger als 30 Kilometer breite ,,Tor der Tränen'' Bab al-Mandab. Insgesamt legte das Schiff quasi im Dauerbetrieb während des Einsatzes rund 15.000 Seemeilen im Operationsgebiet zurück.
Ein zufriedenes Fazit des Kommandanten
„Insgesamt haben wir dreimal Waffen eingesetzt und vier Ziele zerstört“, berichtet der Kommandant, Fregattenkapitän Volker Kübsch. „Wir hatten aber deutlich öfter Alarmierungen über alliierte Aufklärungsmittel, dass zum Beispiel ballistische Flugkörper zumindest in unserer Richtung fliegen. Denen sind wir auch mit sofortiger Einsatzbereitschaft begegnet.“
Die knapp 240-köpfige Besatzung des Schiffes ist während der Einsatzzeit im sogenannten Kriegsmarsch gefahren. Das heißt, dass rund um die Uhr immer die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten auf ihren Gefechtsstationen war, um jederzeit auf Gefahren reagieren zu können.
„Das ist letztendlich haargenau das, wofür wir ständig trainieren“, erläutert Kübsch, der seit zweieinhalb Jahren Schiff und Besatzung führt. Der scharfe Waffeneinsatz stellt für ihn die Besonderheit des Einsatzes heraus. Der Kommandant ist vor diesem Hintergrund zufrieden: „Es lief alles reibungslos. Üben, üben, üben – werde ich nicht müde zu betonen. Das ist gerade beim Waffeneinsatz der Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn die Verfahren absolut sicher sitzen, kann man das auch in einer Gefechtssituation unter hoher Anspannung tun. Das hat nach meiner Bewertung wunderbar funktioniert.“
Zentrale Faktoren: Ausbildung und internationale Kooperation
Die Crew der „Hessen“ war mit einem sehr hohen Ausbildungsstand in den Einsatz gegangen. So war das Schiff unmittelbar zuvor ein halbes Jahr am multinationalen Ständigen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Marineverband 1 beziehungsweise der maritimen Very High Readiness Joint Task Force des Bündnisses beteiligt gewesen. Damit hatte die Besatzung ihre Gefechtsabläufe bei mehreren Marinemanövern intensiv trainiert. Wie bei allen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übungen war auch in dem gefährlichen Einsatz im Roten Meer die reibungslose Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Verbündeten enorm wichtig.
„Wir haben Leben und wichtige Güter geschützt, Werte, Normen und Prinzipien verteidigt“, sagt der Kommandant. „Und nun kommen wir nach Hause, mit dem Wissen, dass wir nicht nur unseren Auftrag erfüllt haben, sondern dass wir auch noch ein Stück Marinegeschichte geschrieben haben.“
Der Einsatz seines Schiffes war der erste Kampfeinsatz der Deutschen Marine seit ihrer Gründung 1956. Zugleich hatte sich das Waffensystem Fregatte Klasse 124 zum ersten Mal seit seiner Einführung in die deutschen Seestreitkräfte 2004 im Gefecht bewähren müssen.
Historische Bedeutung für die Marine und fürs Waffensystem F124
„Die akute und durchgängige Gefahr für Leib und Leben der Besatzung war eine Bedrohung, wie sie unsere Flotte nie zuvor erlebt hat“, erläutert der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski. Für die Crew der „Hessen“ habe das permanentes Handeln unter höchster physischer und psychischer Belastung mit maximaler Aufmerksamkeit bedeutet. „Den Frauen und Männern der ‚Hessen‘ gilt daher mein aufrichtiger Dank und meine besondere Anerkennung für ihre gezeigte Professionalität. Bravo Zulu!“
Entscheidend für den Einsatz ist für Lenski zudem die Zuarbeit für die „Hessen“ gewesen. „Das war auch eine Teamleistung unserer Marine: Alle Beteiligten handelten pragmatisch und zielstrebig“, so der Vizeadmiral.
So wurde zum Beispiel der Einsatz der „Hessen“ aus Deutschland logistisch unterstützt unter Abstützung auf Dschibuti. Der ostafrikanische Hafen liegt rund 150 Kilometer südwestlich der Meerenge Bab al-Mandab und ist knapp 6.000 Kilometer vom Marinestützpunkt Wilhelmshaven entfernt. In Dschibuti hatte die Fregatte für vier kurze Versorgungsstopps festgemacht, darunter auch einer für den Nachschub von Munition. Weitere Nachversorgungen mit Munition waren planerisch vorbereitet, mussten jedoch nicht stattfinden, weil kein Bedarf bestand.
Deutschland unterstützt, auch nachdem die „Hessen“ das Einsatzgebiet am 20. April verlassen hat, weiter die europäsische Marineoperation EUNAVFOREuropean Union Naval Force Aspides. Deutsche Verbindungsoffiziere, darunter Experten der Marineschifffahrtleitung, verbleiben im europäischen Maritime Security Centre Horn of Africa im französischen Brest, im Aspides-Hauptquartier im griechischen Larissa und an Bord des Aspides-Flaggschiffes im Einsatzgebiet. Für den Sommer plant die Marine zudem die Entsendung der Fregatte „Hamburg“ in den Einsatz im Roten Meer.