Fregatte „Hessen“: Zwei Wochen auf Gefechtsstation
Fregatte „Hessen“: Zwei Wochen auf Gefechtsstation
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- in See
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Das internationale Austauschprogramm der Deutschen Marine bietet Partnerstaaten die Möglichkeit Offizieranwärter nach Deutschland zu entsenden. „Leinen los!“ hieß es am 16. März für vier westafrikanische Kadetten, als sie mit der Fregatte „Hessen“ zu ihrer ersten Seefahrt aufbrachen.
Am Beginn des Austauschprogramms steht eine halbjährige Ausbildung der deutschen Sprache beim Bundessprachenamt an. Danach können die Kadetten der ausländischen Marinen an verschiedenen Ausbildungsabschnitten der deutschen Offizieranwärter teilnehmen.
Dieses Jahr bot sich den aus Ghana, Togo, dem Senegal und Kamerun stammenden Kadetten die Möglichkeit, an Bord einer „grauen Einheit“ zu erfahren, was es heißt, mit einem Kriegsschiff im Gefecht zu stehen. Ganz anders als ihre Hörsaalkameraden, die zeitgleich auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ ihre seemännische Grundlagenausbildung erhielten.
Erste Eindrücke an Bord
Während des Einsatzausbildungsprogramms – kurz EAP – durchläuft jedes Schiff der Deutschen Marine eine umfängliche Ausbildung und Überprüfung, um auf die unterschiedlichsten Aufträge vorbereitet zu sein. Die Schadensabwehr- und Gefechtsdienstausbildung am Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine (EAZSM) stellt hierbei einen zentralen Punkt dar.
Ein drastischer Unterschied zu der Ausbildung auf Decksplanken eines Segelschulschiffs, aber eine in jedem Fall gute Gelegenheit, um sich die ersten Seebeine wachsen zu lassen. Nicht nur nautische und seemännische Kompetenzen stehen hier im Fokus, sondern ebenso die Fertigkeiten im Bereich der Schadensabwehr und natürlich im Kampf gegen gegnerische Kräfte.
Die vier Kadetten wurden jeweils für mehrere Tage in die verschiedenen Hauptabschnitte der „Hessen“ integriert. Sei es das Peilen von Landmarken zur Bestimmung eines sicheren Ankerorts, das regelmäßige Überprüfen der Antriebsanlagen oder die Versorgung von Verletzten im Gefecht. Kadett Monye ist sich sicher: „Wir haben unseren Kameraden mit diesem Praktikum etwas voraus und wir freuen uns darauf, unsere Erfahrungen mit ihnen zu teilen!“
Aus dem Hörsaal an die Seekarte
Die Ausbildung an der Marineschule Mürwik ist für Offizieranwärter der erste Schritt auf dem Weg zum Marinesoldaten und Offizier. Inhalt des dort zunächst stattfindenden einjährigen Lehrgangs sind neben den soldatischen Grundlagen auch die Vermittlung theoretischer Kenntnisse im Bereich Navigation, nautischer Gesetzeskunde und Menschenführung.
Ergänzt wird diese Theorie durch die praktische Ausbildung auf der „Gorch Fock“ und ein sogenanntes Seekadettenpraktikum am Ende des Lehrgangs. Hier soll das erlernte Wissen angewandt und mit Erfahrungen verknüpft werden.
Da sich die vier Kadetten noch mitten im Lehrgang befinden, waren die ersten Tage auf der „Hessen“ zunächst eine Zeit der Eingewöhnung. Nicht nur die Orientierung im Schiff oder der Wechsel von Seewachdienst, Freiwachen und Musterungen, sondern auch das Überwinden der anfänglichen Seekrankheit gehörten zu den naheliegenden Herausforderungen. Diese waren jedoch bereits überwunden, als das erste Alarmklingeln kam, dass die Besatzung auf Gefechtsstation ruft und auch für die Kadetten fordernde, aber interessante Wochen einläutete.
„Ich werde viele Erfahrungen mit nach Hause nehmen!“
Dass sich Theorie und Praxis manchmal unterscheiden und auch das aus Schulbüchern stammende Wissen nicht immer angewandt werden kann, gehört zu den Lektionen, die jeder Offizieranwärter im Laufe seiner Ausbildung lernt.
Insbesondere auf einem Schiff, dass sich in der Gefechtsausbildung befindet, kommt dieser Umstand zum Tragen. „Es sah für mich am Anfang chaotisch aus, weil so viele Dinge gleichzeitig passieren, aber durch die Struktur und Organisation dahinter, habe ich lernen können, wie alles zusammenwirkt“, fasst Kadett Panford seine Eindrücke zusammen.
Die Einbindung der Kadetten in den Dienst an Bord ermöglichte ihnen, ihr theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu verknüpfen. So hat Kadett Befe gelernt, dass nur ein eingespieltes Team in dem „jeder seinen Teil zum großen Ganzen beiträgt, am Ende das Schiff zum Erfolg führen kann“.
Doch auch die Freude am Beruf und die Kameradschaft untereinander darf nicht zu kurz kommen. „Mir gefällt der lockere, aber respektvolle Umgang miteinander. Man kann Späße machen und trotzdem ist jeder Profi. Das war meine erste Seefahrt und ich bin sehr beeindruckt!“, fasst Kadett Bodian seine Eindrücke zusammen. Alle sind sich darüber einig, dass die zwei Wochen auf der „Hessen“ eine wertvolle Erfahrung für sie darstellen und sie einiges bei ihrer Heimkehr zu berichten haben werden.