Fluggerätemechaniker: Kein Tag ist gleich!
Fluggerätemechaniker: Kein Tag ist gleich!
- Datum:
- Ort:
- Nordholz
- Lesedauer:
- 3 MIN
Tobias S. ist Fluggerätemechaniker im Marinefliegergeschwader 5 in Nordholz. Viele Jahre hat der Zivilangestellte am Marinehubschrauber Sea King gearbeitet, doch nach der Außerdienststellung dieses Typs steht er nun vor einer neuen Herausforderung.
Erste Berührung mit der Luftfahrt hatte Tobias S., der eigentlich Kraftfahrzeugmechaniker werden wollte, durch seine Einberufung zum Grundwehrdienst. Vor Eintritt in die Bundeswehr schlug ihm der Karriereberater vor, im Bereich der Hubschrauberinstandsetzung in Kiel-Holtenau zu arbeiten. Im Bekanntenkreis von S. gab es niemanden, der Ähnliches machte und die Marine fand er schon immer interessant. Nach kurzem Überlegen nahm er das Angebot an und verpflichtete sich gleich für acht Jahre in der Unteroffizierlaufbahn als Fluggerätmechaniker.
Aus seiner Heimat in Neuhardenberg im östlichen Brandenburg ging es dann 2003 an die Ostseeküste nach Kiel zum Marinefliegergeschwader 5. Erfüllte acht Jahre verbrachte er als Mechaniker am Mehrzweckhubschrauber Sea King MK41. Durch die Neuausrichtung der Bundeswehr fiel 2012 die Entscheidung, das Geschwader von Kiel nach Nordholz bei Cuxhaven in Niedersachsen zu verlegen. Da die Verpflichtungszeit von Tobias S. kurz vor dem Ende stand, machte er sich Gedanken, wie es für ihn weitergehen könnte. Er packte die Gelegenheit beim Schopf und bewarb sich auf eine zivile Stelle als Mechaniker im neuen Standort in Nordholz. Dort angenommen, konnte er so seinen Beruf als Fluggerätmechaniker, fortan als Zivilangestellter, fortsetzen.
Ein abwechslungsreicher Beruf
„Kein Tag ist gleich!“, so der Fluggerätemechaniker. Die Arbeit sei im Laufe der Jahre herausfordernder geworden. Immer wieder gebe es Veränderungen, sei es in den Vorschriften, Regelungen und Dokumentationen oder bei Computerprogrammen „Da muss man immer dranbleiben und darf sich nicht zurücklehnen“, weiß der 40-Jährige. Die stetigen Veränderungen und die neuen Herausforderungen machen die Arbeit aber zu etwas Besonderem. Das spürt man im Gespräch mit ihm.
Natürlich gebe es auch eine gewisse Routine „Aber für mich liegt der besondere Reiz im Ungeplanten: Wo schnelles und sicheres Handeln erforderlich ist, um unter Zeitdruck den Auftrag zu erfüllen“, bekennt der Hubschraubermechaniker. Das Beheben von Störungen im Flugbetrieb bleibe für ihn immer das wirklich Interessante an seiner Arbeit. Seit 2008 verfügt Tobias S. auch über den Befähigungsnachweis, Triebwerke auf dem Teststand laufen zu lassen. Das ist quasi die Hohe Schule der Arbeit am Hubschrauberantrieb.
Eine vertrauensvolle Aufgabe
Für die Arbeit als Fluggerätemechaniker sollte man laut S. grundsätzlich Freude an technischen Zusammenhängen haben. „Man kann alles lernen“, sagt er selbstbewusst. Darüber hinaus sei ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein unabdingbar. Bei der Arbeit am Hubschrauber müsse einem immer klar sein, dass darin Besatzungen flögen, die auch Kinder und eine Familie hätten. „Wir Mechaniker sind sehr stolz drauf, dass mit dem Sea King nie eine Crew verloren gegangen ist“, betont Tobias S.
In seiner Laufbahn bei den Marinefliegern hat er mit vielen Menschen zusammengearbeitet, alle unterschiedlich, alle mit eigenem Charakter. „Auch wenn man sich nicht immer mag: Der Auftrag steht immer an erster Stelle. Wenn es darauf ankommt, funktioniert es – und zwar unkompliziert“, sagt der Techniker. Auch das ist es, was er in seinem Beruf sehr schätzt.
Umschulung nach 20 Jahren
Hinzu kommen seine Lust auf neue Herausforderungen und geistige Beweglichkeit: Nachdem der Sea King MK 41 Ende August außer Dienst gestellt worden ist, steht für Tobias nun die Umschulung auf den Nachfolger NHNATO-Helicopter-90 Sea Lion an.
Die Freude, an diesem neuen Mehrzweckhubschrauber der Marine zu arbeiten, sei groß. Dessen Komplexität sei ganz anders und genau das reize ihn. Nach mehr als 20 Jahren des Arbeitens am Sea King habe er erst innerlich mit dieser Hubschrauberlegende abschließen müssen, um sich jetzt auf den neuen Hubschrauber einzulassen. „Ich will die Lehrgänge gut bestehen und das Waffensystem NHNATO-Helicopter-90 verstehen. Ich habe Bock auf die Herausforderung“, so Tobias S. entschieden.
Die Umschulung wird mit Unterricht in fachsprachlichem und umgangssprachlichem Englisch beginnen. Später werden Lernmodule wie zum Beispiel Luftrecht dazu kommen. Anschließend beginnt die technische Ausbildung. Wenn alles abgeschlossen ist, muss Tobias S. noch eine Prüfung, ein sogenanntes Assessment, bestehen, bevor er am neuen Hubschrauber arbeiten wird. Dann endlich ist er „Freigabeberechtigter“. Dieser Ausbildungsprozess dauert einige Jahre. Aber das schreckt ihn nicht ab. Tobias S. ist Fluggerätemechaniker mit Haut und Haar!