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Sicherheit an Bord

Erste ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Überprüfung auf einer Fregatte der Klasse 125

Erste ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Überprüfung auf einer Fregatte der Klasse 125

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
5 MIN

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Funktionierende Abläufe an Bord eines Kriegsschiffs sind besonders in der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr essentiell und ein wichtiger Baustein für die Einsatzfähigkeit. Die Besatzung der Fregatte „Sachsen-Anhalt“ hat Anfang Februar als erste auf einem Schiff der Baden-Württemberg-Klasse die Prüfung abgelegt.

Ein Soldat in einem Schutzanzug kontrolliert eine Karte.

Lebenswichtige „Kill Card“: Anhand einer Checkliste arbeitet ein ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Truppführer alle Arbeitsschritte an seiner Station ab.

Bundeswehr/Leon Rodewald

ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr bedeutet nicht, dass die Besatzung eines Schiffes sich dagegen sträubt, das in der Schule gelernte Alphabet aufzusagen. Vielmehr heißt es, sich und das Schiff gegen eine Bedrohung durch atomare (A), biologische (B) und chemische (C) Waffen zu schützen. Die Besatzung Bravo des 4. Fregattengeschwaders hat auf der „Sachsen-Anhalt“ an einer einwöchigen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrfähigkeitsüberprüfung (AFÜ) teilgenommen. Es war die erste solche Überprüfung auf einer Fregatte der Klasse 125. 

Die Überprüfung ist spätestens, so steht es in der Vorschrift, nach zweieinhalb Jahren zu wiederholen, sofern das Schiff mit seiner Crew in einen Einsatz fährt und keine Werftliegezeit ansteht. Aufgrund des Mehrbesatzungskonzeptes des Geschwaders für die Fregatten der Klasse 125 findet der Bestandteil ABCAtomar, Biologisch, Chemisch geteilt für die Besatzung und das Schiff statt. Das heißt, dass auf der „Sachsen-Anhalt“ einerseits das Schiff selbst sowie andererseits die Besatzung Bravo geprüft und bewertet wurden. Generell soll sich die Überprüfung der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Fähigkeiten der Besatzungen vierteljährlich wiederholen, um eine gewisse Routine zu entwickeln.

Verantwortlich für die Durchführung dieser AFÜ waren ein Prüfteam des Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr Marine aus Neustadt in Holstein und Einsatzausbilder der Wilhelmshavener Einsatzflottille 2. Sie zeigten den Besatzungsmitgliedern ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Bedrohungen und das richtige Verhalten dabei erst in der Theorie. Die Bravo-Mitglieder mussten das Gelernte anschließend praktisch umsetzen. Prüfer und Prüflinge bildeten diese Praxisanteile, soweit es ging, realitätsnah nach. Zum Beispiel mit der simplen Annahme, dass sich die Fregatte auf See befindet, obwohl sie tatsächlich an der Pier im Stützpunkt lag.

Der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz für Schiff: auf die Technik muss Verlass sein

Im Falle einer realen Bedrohung lassen sich Kriegsschiffe der Marine Umluft-unabhängig hermetisch verschließen. Überdruck im Schiff stellt sicher, dass keine Kampfstoffe ins Innere gelangen. Zusätzlich läuft der Luftaustausch über spezielle Filteranlagen, die ein Eindringen von ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Stoffen unmöglich machen.

Ein graues Schiff fährt auf offener See.

Dusche für das Schiff: Damit möglichst keine schädlichen Partikel an Oberflächen haften, können Kriegsschiffe sich präventiv in einen feinen Wassernebel hüllen. Hier die Prewetting-Anlage auf der Fregatte „Hessen“ der Klasse 124

Bundeswehr/Jule Peltzer

Außerdem befindet sich auf dem Oberdeck eine Prewetting-Anlage. Eine mit Seewasser gespeiste Sprühanlage umhüllt das komplette Schiff von außen mit einem Wassernebel, der das Anhaften der Kampfstoffe auf den Aufbauten minimieren, bestenfalls verhindern soll. Sollte es dennoch eine Kontamination durch die gefährlichen Stoffe geben, müssen die Seeleute in Schutzkleidung sie mit Wasser und speziellen Reinigungsmitteln abspülen. Zu den Übungskünstlichkeiten gehörte hier, dass die zuständigen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Trupps ihre Rückentragespritzen nur mit Wasser befüllten und nicht wie im scharfen Einsatz mit echtem Dekontaminationsmittel.

Der persönliche Schutz: Das Buddy-Prinzip erleichtert vieles

Je nach genauer Bedrohung legen die Soldatinnen und Soldaten eine bestimmte Schutzbekleidung an, geregelt durch sogenannte „bedrohungs- und auftragsangepasste Schutzzustand-Stufen“, kurz BASbedrohungs- und auftragsangepassten Schutzzustände-Stufen. Sie sind gestaffelt von 0 bis 4, wobei die BASbedrohungs- und auftragsangepassten Schutzzustände-Stufe 0 die niedrigste ist. 0 bedeutet, dass die persönliche ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzausstattung und -bekleidung für jeden Soldat vor Ort beziehungsweise in Armlänge erreichbar sein muss. Dazu gehören: als Ausrüstung ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske mit Maskentasche, Filter und Rolltasche sowie als Bekleidung der Overgarment genannte Schutzanzug plus Overall, Handschuhe und Überschuhe.

Gemäß dem Buddy-Prinzip helfen Kameradinnen oder Kameraden einander beim An- und Ausziehen der Zusatzbekleidung, um die befohlenen Schutzstufen herzustellen. Das Prinzip dient gleichzeitig zur Kontrolle: Die Soldatinnen und Soldaten vergewissern sich gegenseitig, ob alles richtig angezogen und abgedichtet ist.

Beim Ausziehen der Kleidung gibt der „Buddy“ klare Anweisungen, die der Kamerad oder die Kameradin mit einem lauten „Ja“ bestätigt, wenn er oder sie die Anweisung verstanden hat. Denn beim Ausziehen der Schutzkleidung müssen alle darauf achten, dass der bisher geschützte Körper nicht mit der kontaminierten Außenseite der Schutzkleidung in Berührung kommt.

Ein Soldat hilft einem anderen Soldaten einen Schutzanzug auszuziehen.

Besser zu zweit: Mit dem Buddy-Prinzip ist das Umziehen nicht nur erträglicher, sondern auch sicherer.

Bundeswehr/Leon Rodewald

Stationsausbildung für die Überprüfung

Die Besatzung übte bei der AFÜ viele unterschiedliche Situationen auf einzelnen Stationen. Zum Beispiel musste ein Dekontaminationstrupp im Hubschrauberhangar des Schiffs sein komplettes Procedere durchlaufen. Neben dieser Station waren auf der Fregatte noch drei weitere aufgebaut.

Eine für den Schleusentrupp, der darauf achtete, dass niemand Schadstoffe ins Innere des Schiffes trägt. Eine für den Innenspürtrupp, der im Schiff die Dichtigkeit von Schotten beziehungsweise Türen und Luken überprüfte. Und eine für den Außenspürtrupp, der an Oberdeck des Schiffes den eingesetzten Kampfstoff und den Grad der Kontaminierung feststellte.

Alle Stationen arbeiteten Checklisten sorgfältig ab, damit auch in der Stresssituation nichts in Vergessenheit geriet. International ist für diese Listen sogar der Begriff „Kill Card“ etabliert, weil ihre Handlungsanweisungen mit meist lebensgefährlichen Notlagen in Verbindung stehen.

An jeder Station notierte ein Prüfer das Vorgehen der Soldatinnen und Soldaten, um es mit ihnen im Anschluss auszuwerten. Sie überprüften auch die Fachkenntnisse der Besatzungsmitglieder aller Dienstgradgruppen an Bord. Also alles fast wie in der Schule.

Ein Soldat kontrolliert den Dekontaminierungstrupp.

Prüfer vom Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr beaufsichtigten die Besatzung auf allen Übungsstationen auf ihre Verfahren und ihr Fachwissen.

Bundeswehr/Leon Rodewald

Am Ende einer AFÜ-Woche stand eine Bewertung, die mindestens bei einer Schulnote 2 liegen muss, damit die Besatzung einen weiteren Baustein ihres Einsatzausbildungsprogramms (EAP) erfüllt. „Die AFÜ ist wichtig und ein wesentlicher Bestandteil unseres EAP“, sagte Oberleutnant zur See Katharina B. Sie ist eine von mehreren Teilabschnittsführerinnen der Besatzung Bravo und damit verantwortlich für die Ausbildung mehrerer Dutzend Soldatinnen und Soldaten. 

Die „Sachsen-Anhalt“ und die Besatzung Bravo haben ihre AFÜ nach einer intensiven Woche bestanden. Sie können gut vorbereitet und ausgebildet in einen Einsatz gehen. Die Crew hat jetzt bis zur nächsten Prüfung erst einmal Ruhe und kann die über die AFÜ gewonnenen Erfahrungen umsetzen.

von Dirk Heuer  E-Mail schreiben

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