Update: Das Mehrzweckkampfschiff 180
Update: Das Mehrzweckkampfschiff 180
- Datum:
- Ort:
- Rostock
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Bundeswehr plant das MKSMehrzweckkampfschiff 180, die künftige Fregattenklasse 126, als Allrounder für die Marine. Missionsmodule decken ein breites Einsatzspektrum ab – mit Überlegenheit im Seekrieg am äußersten Ende.
Dieser Beitrag ist die aktualisierte Fassung eines Artikels, den die Redaktion Marine ursprünglich am 26. November 2019 veröffentlicht hatte.
Das MKSMehrzweckkampfschiff 180 wird eine Allzweckwaffe sein. Einbaumodule, die auf spezifische militärische Missionen ausgelegt sind, werden das möglich machen. Die Missionsmodule sind der Kern dessen, was den „Mehrzweck“ dieser Kampfschiffe praktisch ausmacht.
Diese Modularität ist die Konsequenz sowohl aus der Erfahrung, die die Bundeswehr mittlerweile mit teils jahrelang dauernden Stabilisierungsoperationen zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung besitzt – als auch aus den Anforderungen, die eine Landes- und Bündnisverteidigung in Europa an die Marine stellt.
Das „K“ steht für „Kampf“
Das MKSMehrzweckkampfschiff soll also in der Lage sein, einerseits überall auf der Welt und für lange Zeit große Seeräume zu patrouillieren, Embargos zu überwachen und notfalls deutsche Staatsbürger aus Krisensituationen zu evakuieren, andererseits sich notfalls aber auch im Nordatlantik oder Mittelmeer im Seegefecht gegen andere Kriegsschiffe seiner Art und U-Boote durchsetzen zu können. Ein einzelner Schiffstyp konnte so ein breites Aufgabenspektrum bisher nicht erfüllen.
Dabei ist die Grundvariante des MKSMehrzweckkampfschiff allein schon ein vollwertiges Kampfschiff. Austauschbare Funktionseinheiten ergänzen diese Kernfähigkeit und machen das Schiff dann zum Spezialisten. Zwei Arten solcher Missionsmodule sind zurzeit vorgesehen: ein Modul „ASWAnti-Submarine Warfare-Lagebild“ und ein Modul „Gewahrsam“.
Flexibilität dank Modulsystem
Das Missionsmodul „ASWAnti-Submarine Warfare-Lagebild“ macht das MKSMehrzweckkampfschiff zum spezialisierten U-Boot-Jäger. Mit Bordhubschraubern und den eigenen Sonaren – im Verbund mit den Sensoren verbündeter Aufklärungsflugzeuge und Unterseeboote – kann das Schiff ein großes Seegebiet sicher gegen Gefahren aus der Tiefe machen.
Das Modul „Gewahrsam“ macht aus dem MKSMehrzweckkampfschiff einen schwimmenden Stützpunkt zum Beispiel für Anti-Piraterie-Missionen. Mehrere Räume erlauben es, Personen vorübergehend in Gewahrsam zu nehmen; eine zusätzliche Sanitätsstation macht ärztliche Untersuchungen unter Quarantänebedingungen möglich.
So viel Unabhängigkeit wie möglich
Die Missionsmodule verteilen sich auf drei Bereiche im Schiff. Ein sogenanntes Flex- Deck befindet sich unterhalb des Flugdecks am Heck. Mithilfe eines externen Krans lässt es sich über eine Ladeluke von oben bestücken. Zwei weitere Flex-Decks befinden sich ungefähr auf halber Schiffslänge in den Aufbauten und sind mit einem bordeigenen Mehrzweckcontainerkran zu erreichen.
Austausch und Inbetriebnahme der Module sollen schnell und weltweit, ohne Eingriffe in die Schiffsstruktur und ohne eine Werft möglich sein. Außerdem müssen die Module den klimatischen und ozeanografischen Bedingungen standhalten, die im jeweiligen Einsatzgebiet vorherrschen. So wird das MKSMehrzweckkampfschiff genauso in den Tropen unterwegs sein können wie auch ein Zertifikat für eisbedeckte Gewässer besitzen, um polare Regionen zu befahren.
Die Modularität des MKSMehrzweckkampfschiff bringt einige Vorteile: Nicht benötigte Missionsmodule können unabhängig vom Schiff als Einsatzplattform gelagert und gewartet werden. Die Module müssen nicht für jedes Schiff beschafft werden und lassen sich auch zeitlich unabhängig davon anschaffen.
Modularität braucht Platz
Die Größe der neuen Kriegsschiffe wird im Vergleich zu bisherigen Schiffen der Marine beeindruckend, denn sie benötigen unter anderem genügend Raum für die unterschiedlichen Module. Die Planer der Bundeswehr kalkulieren für das MKSMehrzweckkampfschiff eine Länge von rund 160 Metern und einer Wasserverdrängung von bis zu 10.000 Tonnen. Zum Vergleich: Die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse sind gut zehn Meter kürzer und mehr als 2.000 Tonnen leichter. Und schon diese Schiffe sind annähernd doppelt so groß wie die Schiffe der Bremen-Klasse.
Von den Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse wird das MKSMehrzweckkampfschiff allerdings einige Merkmale übernehmen – vor allem Automatisierung und geringer Wartungsaufwand der technischen Anlagen sowie das Mehrbesatzungskonzept. Das wird auch diesen neuen Schiffen erlauben, bis zu zwei Jahre im Einsatzgebiet zu bleiben, während die 114-köpfige Besatzung alle vier Monate rotiert. Zusätzlich zu dieser Stammcrew kommen dann bis zu 80 Personen, die auf bestimmte Missionen spezialisiert sind.
Ab dem 1. Januar 2021 benennt das Ausrüstungsamt der Bundeswehr BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr das Projekt MKSMehrzweckkampfschiff 180 zu F126 um. Damit wird der künftig neue Schiffstyp der Klassifizierung der Marine angepasst.
Das MKSMehrzweckkampfschiff 180 in Stichpunkten
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