Marine
Interview mit dem Kommandanten

Die „Frankfurt am Main“ beim Indo-Pacific Deployment 2024

Die „Frankfurt am Main“ beim Indo-Pacific Deployment 2024

Datum:
Ort:
Indo-Pazifik
Lesedauer:
5 MIN

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Fregattenkapitän Hanno Weisensee ist seit 2019 Kommandant des Einsatzgruppenversorgers (EGVEinsatzgruppenversorger) „Frankfurt am Main“ und aktuell für 225 Soldatinnen und Soldaten an Bord verantwortlich. Im Interview erklärt er, was die lange Abwesenheit während des Indo-Pacific Deployment (IPDIndo-Pacific Deployment) für ihn und seine Besatzung bedeutet.

Portraitbild des Kommandanten auf einem Schiff.

Fregattenkapitän Hanno Weisensee ist der Kommandant des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“

Bundeswehr

Sieben Monate Seefahrt, fernab der Heimat. Welcher Herausforderung sehen Sie sich mit Ihrer Besatzung ausgesetzt?

In der Tat eine sehr lange Zeit, auf die wir uns gut vorbereitet haben. Es kommt darauf an, die Besatzung darauf einzustellen und dementsprechend auch persönliche Vorbereitungen zu Hause zu treffen. Darüber hinaus haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir diese lange Abwesenheit abfedern können.

Ein wesentlicher Bestandteil ist eine mögliche Entlastung durch Personal aus der Einsatzflottille in Wilhelmshaven, damit unsere Soldatinnen und Soldaten ein paar Tage entspannen und freimachen können. Es besteht die Möglichkeit von Heimflügen zur Familie, gerade für besondere Anlässe wie Hochzeit, Einschulung oder Ähnliches. 

Wichtig ist auch eine verlässliche, dauerhaft bestehende Kommunikationsanbindung für die Besatzung während der gesamten Seefahrt. Und zwar nicht nur in der Form einer E-Mail, sondern eben auch mal Videotelefonie, Fotos nach Hause schicken oder im eigenen Social-Media-Account nachschauen zu können. Ich denke, das ist heutzutage ein ganz entscheidender Bestandteil. Der Draht nach Hause ist wichtig bei sieben Monaten Abwesenheit, wenn man körperlich nicht da ist.

Der zweite Aspekt ist die materielle Einsatzbereitschaft. Wir werden in vielen unterschiedlichen Gebieten unterwegs sein und unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sein. Der Einsatzgruppenversorger hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und dementsprechend gilt es auch da, Vorsorge zu treffen. Sachen, die kaputt waren, in Ordnung zu bringen und eben auch Vorsorge dafür zu treffen, dass man reagieren kann, wenn unterwegs irgendwas kaputtgehen sollte.

Die Fregatte wird ihre Crew während der nächsten Monate mehrfach wechseln – wie sieht es für die Besatzung des Einsatzgruppenversorgers aus?

Für den Einsatzgruppenversorger ist ein Wechselmodell wie bei der Fregatte Klasse 125 so nicht vorgesehen. Wir haben uns tatsächlich im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, ob das eventuell auch für uns eine Möglichkeit sein könnte. Haben davon aber wieder Abstand genommen, weil auch das Echo aus der Besatzung da deutlich dagegen war.

Was die Kohäsion der Besatzung angeht, werte ich das eindeutig als Vorteil, weil wir einfach über einen langen Zeitraum als ein Team zusammenarbeiten können. Wir haben im letzten Jahr die Einsatzausbildung durchlaufen, sodass wir eben auch in der Lage sind, eingeschifftes Personal aufzunehmen und möglichst schnell in die Besatzung zu integrieren. 

Ich denke, dass die Bindung der Besatzung an das Schiff, an die Plattform schon eine sehr große ist. Und das haben auch die vergangenen Seefahrten gezeigt.

Wie hat sich die Besatzung auf die lange Seefahrt vorbereitet?

Der Einsatzgruppenversorger ist letztes Jahr viel unterwegs gewesen. Zuletzt in der Ägäis mit der unvorhergesehenen Verlängerung aufgrund der möglichen Evakuierungsoperation deutscher Staatsbürger aus dem Libanon. Wir sind erst Mitte Dezember nach sechs Monaten Einsatz zurückgekommen und jetzt Anfang Mai bereits wieder zum Indo-Pacific Deployment ausgelaufen.

Das heißt, die wenigen Monate dazwischen waren ein ziemlicher Spagat aus Zeit für die Familien, Fortbildungen und die Vorbereitung des Schiffes für die lange Seefahrt.

Ich denke, das haben wir ganz gut hinbekommen. Insbesondere in den letzten Wochen vor dem Auslaufen war ja ein geschäftiges Treiben auf dem Schiff, weil wir uns auf unsere Kernaufgabe, die Versorgung eines Verbandes, vorbereitet haben.

Ein graues Schiff in See.

Mit dem Rettungszentrum See an Bord ermöglicht der Einsatzgruppenversorger dem Schiffsverband, den er begleitet, eine vollumfängliche medizinische Versorgung

Bundeswehr/Nico Theska

Was bedeutet es, das Schiff einmal um den Globus zu fahren, speziell aus der Sicht der Logistik?

Die Distanzen sind natürlich sehr groß. Im Vergleich zum Einsatz in der Ägäis letztes Jahr ist die Belastung für das Material mit einer Fahrt einmal um die Welt bedeutend größer.
Und auch für die Besatzung macht es einen deutlichen Unterschied. Der Kontakt nach Hause in See  war bisher sehr schwierig. Mit den neuen Möglichkeiten der Betreuungskommunikation ist ein Anruf in die Heimat fast jederzeit möglich. 

Zur Vorstellung der Dimensionen, über die wir reden: Unsere Teilstrecke von Hawaii nach Tokio entspricht 3.500 Seemeilen, ungefähr 6.500 Kilometern. Das ist vergleichbar mit der Entfernung von Hamburg nach Chicago in den USA. Und das ist nur ein kleiner Teil unserer Gesamtstrecke.

Wir erfüllen beim Indo-Pacific Deployment unseren Hauptauftrag, die Versorgung eines Verbandes. In diesem Fall sorgen wir dafür, dass die Fregatte „Baden-Württemberg“ länger in See stehen kann, genauso, wie wir auch Schiffe befreundeter Marinen versorgen. Konkret also mit Lebensmitteln, Ersatzteilen und vor allem Kraftstoff. 

Wir können ungefähr 8.000 Kubikmeter, also acht Millionen Liter Dieselkraftstoff mitnehmen, sodass die Fregatte quasi immer ihre Tankstelle dabeihat.

Im Umkehrschluss können wir aber auch Dinge aufnehmen, die der Fregatte Probleme bereiten. Zum Beispiel deren Müll, den wir in unseren Kühllasten bis zum nächsten Hafen einlagern.

Wir sind darauf ausgerichtet, alles zu tun, damit die Fregatte ihrem Auftrag hervorragend nachkommen kann. Und das bedarf natürlich im Vorfeld einer so langen Seefahrt einer Menge Vorbereitung, einer Menge Planung, um dementsprechend die Komponenten dabei zu haben, die dann entscheidend sind.

Gibt es etwas, worauf Sie sich in den sieben Monaten freuen?

Zu sehen, wie diese Besatzung nach dem Verlassen der Werft zusammengewachsen ist, in der Ausbildung und jetzt während des Deployments. Alle ziehen an einem Strang und auch noch in die gleiche Richtung. Alle verfolgen das gleiche Ziel, um unseren Auftrag zu erfüllen und dieses IPDIndo-Pacific Deployment zum Erfolg zu bringen.

Es ist ein tolles Erlebnis, mit vielen verschiedenen Marinen und Charakteren zusammenzuarbeiten. Wir hatten jetzt auf dem Weg von Wilhelmshaven nach Halifax eine kanadische Delegation an Bord, die Erfahrungen auf unserem Schiff gesammelt hat. Die Kanadier bauen gerade ihren eigenen vergleichbaren Einsatzgruppenversorger. Das ist eine hoch spannende Geschichte. 

Und ich denke, jeder Seefahrer, der sagt, es reizt mich nicht, fremde Häfen zu sehen, der sagt nicht die Wahrheit.

Wie ist Ihr persönliches Resümee nach Ihren bisherigen vier Jahren als Kommandant der „Frankfurt am Main“?

Diese Kommandantenzeit ist einfach das Nonplusultra meiner Marinekarriere. Und ich denke, mehr kann man sich als Kommandant nicht wünschen, als mit dieser Besatzung um die Welt zu fahren wie hier während des Indo-Pacific Deployment.

von Presse- und Informationszentrum Marine  (DW)  E-Mail schreiben

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