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OPEX Blue Whale

Deutsche Marine setzt auf experimentelle Verfahren

Deutsche Marine setzt auf experimentelle Verfahren

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
4 MIN

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Mit dem Ziel, unbemannte Systeme schnell und effektiv einzusetzen, hat die Marine eine richtungsweisende Initiative gestartet, um den Weg zum „Kurs Marine 2035+“ zu ebnen.

Eine Unterwasserdrohne wird von einem Schiff aus zu Wasser gelassen.

Die Mannschaft des Unterstützungsschiffes „Aquanaut" setzt den Blue Whale für Tests in der Ostsee aus

Bundeswehr

In einer Zeit rasanter technologischer Entwicklungen positioniert sich die Deutsche Marine als agiler Innovator im maritimen Bereich. Damit signalisiert sie ihre Entschlossenheit, den sicherheitsrelevanten Bedrohungslagen von heute und in Zukunft aktiv zu begegnen.

„Der Inspekteur der Marine hat mit dem Kurs 2035+ vorgestellt, wie er sich die Zukunft der Deutschen Marine vorstellt. Dazu gehören zwei ganz wesentliche Elemente. Zum einen der energische Einstieg in den Betrieb und den Einsatz unbemannter Systeme – wir kennen das als Drohnen, erklärt Fregattenkapitän Mario W.*, Leiter des Erprobungsteams der Initiative. „Darüber hinaus aber auch, dass wir viel schneller werden müssen, in der Marine diese Technologien zügig in die Nutzung zu kriegen und damit zu arbeiten.“

Der Schlüssel zur Innovation

Im Zentrum steht Operational Experimentation (OPEX), ein „Werkzeugkasten“ zur Förderung von Innovationen. Die zentrale Idee hierbei ist, neue Ansätze und Technologien schnell und umfassend unter möglichst realistischen Bedingungen zu testen und dies gemeinsam mit den mit Innovation befassten Bereichen der Bundeswehr. 

Zu ihnen gehören die Fähigkeitsentwicklung im Marinekommando, das Zentrum Einsatzprüfung der Marine, das Planungsamt (PlgABw), das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) und ihre Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTDWehrtechnische Dienststelle 71) sowie weiteren Stellen je nach Bedarf und Vorhaben. Diese enge Zusammenarbeit bringt maritime Expertise, Verteidigungsplanung und -forschung sowie technologische Realisierung in einer gemeinsamen Umgebung zusammen.

OPEX basiert auf einer umfassenden, empirischen Methodik. Diese umfasst Konzeption, Ausplanung und Durchführung der Realerprobung und im Anschluss eine umfassende Analyse und Bewertung der Ergebnisse. Mit der Durchführung realer Tests können neue Technologien und Konzepte schnell und effektiv evaluiert werden. 

Dieser praktische Ansatz ermöglicht es der Marine, fundierte Entscheidungen über die Implementierung neuer Systeme zu treffen. Kapitän zur See Felix H.*, Gesamtleiter von OPEX Blue Whale sagt: „OPEX machen wir, um eine bestimmte neue Technologie auszuprobieren, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes auszuloten und zu sehen, wie wir eine solche Technologie möglichst zügig in die Marine einführen und in Zukunft nutzen können.“

Ein Weg in die unbemannte U-Boot-Abwehr

Das OPEX Blue Whale ist die erste gemeinsame Kampagne dieser Art. Zusammen mit zwei zivilen Unternehmen wurde ein hochmodernes unbemanntes Unterwasserfahrzeug – die Plattform Blue Whale ASWAnti-Submarine Warfare (Anti-Submarine Warfare) – gemäß den Vorgaben von Marine und WTDWehrtechnische Dienststelle 71 getestet. 

„Reallabor“ hierfür war eines der herausforderndsten und komplexesten Einsatzgebiete der Deutschen Marine die Ostsee. Selbstverständlich war auch der Expertiseträger für dieses besondere Seegebiet eingebunden: das Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters der NATONorth Atlantic Treaty Organization aus Kiel (COE CSWCentre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters). Es verknüpfte sein eigenes Innovationsprojekt „From Seabed to Space” mit dem OPEX und ermöglichte so die experimentelle Anbindung des Blue Whale in das Lagebild der Marine. 

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Erprobung im Hafen und in der Ostsee: Die Marine testete zusammen mit zivilen Unternehmen die funktionsweise eines unbemannten Unterwasserfahrzeugs.

Mit einer Länge von 10,9 Metern, einem Durchmesser von 1,12 Metern und einem Gewicht von 5,5 Tonnen ist die Plattform Blue Whale ASWAnti-Submarine Warfare ein sogenanntes Large Unmanned Underwater Vehicle (Large UUV). Integriert sind moderne Sensorsysteme zur Aufklärung über und unter Wasser. Hierzu gehören insbesondere ein Optronikmast mit verschiedenen Kamerasystemen und eine passive Sonartechnologie. Das passive „Towed Array Sonar“ ist für die Detektion und Klassifizierung von Unterwasserobjekten über und unter akustischen Schichten konzipiert und bietet aufgrund der Triplet-Technologie entscheidende operative Vorteile.

Die Fähigkeiten des Blue Whale sind nicht nur auf U-Boot-Abwehr beschränkt. Es kann für eine Vielzahl von Missionen konfiguriert werden, darunter verdeckte Aufklärung, Seeminenabwehr sowie den Schutz von maritimer kritischer Infrastruktur. Gerade diese Vielseitigkeit macht Plattformen wie den Blue Whale zu einem Kraftmultiplikator für moderne Marinestreitkräfte. 

Realitätsnahe Seeerprobung in der Ostsee

Die OPEX-Kampagne erreichte ihren Höhepunkt während einer zweiwöchigen Erprobung in See, bei der das System im November den herausfordernden Bedingungen der Ostsee ausgesetzt wurde. Abgestützt auf das U-Boot-Unterstützungsschiff „Aquanaut“ bot diese intensive Testphase die Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des unbemannten Unterwasserfahrzeug in einem echten Einsatzgebiet zu überprüfen. Die Erprobung unter realen Bedingungen ermöglichte es den Experten von Marine und WTDWehrtechnische Dienststelle 71, die Leistung des Systems in verschiedenen Szenarien zu beurteilen und wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Einsätze und Weiterentwicklungen zu gewinnen.

Eine Drohne befindet sich im Wasser, im Hintergrund ein graues Marineschiff.

Die Marine startete die Testversuche des Unterwasserfahrzeug von Eckernförde aus

Bundeswehr
Eine Drohne schwimmt im Wasser.

Das unbemannte Unterwassersystem in Aktion. Mit die Realerprobung werden die Testergebnisse analysiert und bewertet.

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Während der Seephase wurden die Aufklärungs- und Sonarfähigkeiten aber auch grundsätzliche Fragen des Betriebes und Einsatzes unbemannter Systeme in den Fokus gestellt. Diese Tests waren entscheidend, um die Effektivität des Blue Whale bei der Ortung und Verfolgung von Unterwasserzielen zu bewerten: In Kombination mit einem Transmitter kann das System U-Boote und andere unbemannte Unterwasserfahrzeuge bi-statisch detektieren und verfolgen.

Darüber hinaus wurde die Fähigkeit zur verdeckten Überwasseraufklärung eingehend geprüft. Dies bedeutet, dass der Überwachte eben nicht weiß, dass er beobachtet wird. Das ist eine Fähigkeit, über die sonst nur bemannte U-Boote verfügen und somit von großer Bedeutung für Aufklärungsmissionen und die verdeckte Überwachung maritimer Aktivitäten.

OPEX Blue Whale ist für die Deutsche Marine nicht nur ein essenzieller Meilenstein in Bezug auf den energischen Einstieg in unbemannte Unterwasserfahrzeuge, sondern dient auch als erste Demonstration des neuen „Werkzeugkastens“. OPEX ist ein entscheidender Baustein zur Beschleunigung der Kriegstüchtigkeit der Deutschen Marine.

*Namen zum Schutz abgekürzt.

von  Mario W.  E-Mail schreiben

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