Deutsch-niederländische Marine-Kooperation: Katastrophenhilfe in der Karibik
Deutsch-niederländische Marine-Kooperation: Katastrophenhilfe in der Karibik
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Am 12. September haben deutsche und niederländische Marineinfanteristen ihren gemeinsamen Hilfseinsatz im Katastrophengebiet der Bahamas begonnen.
Ursprünglich waren die Soldaten des Seebataillons der Deutschen Marine für das Manöver Caribbean Archer Ende August auf das niederländische Docklandungsschiff „Johan de Witt“ eingeschifft worden. Sie befanden sich deswegen bereits in der Karibik.
Infolge der Entscheidungen der Regierung der Niederlande und der Bundesregierung angesichts der Notlage auf den Bahamas erfolgt nun ein tatsächlicher Einsatz: Das Seebataillon muss sich nun im Zusammenwirken mit dem Korps Mariniers bei einer ersten gemeinsamen Katastrophenhilfeauf der Inselgruppe Abaco bewähren.
Die Deutschen unterstützen zurzeit vor allem bei Aufräumarbeiten im Hafen von Marsh Harbour, Great Abaco, und mit ihren Kleindrohnen bei der Lagefeststellung auf umliegenden kleineren Inseln. Personal der Sanitätseinsatzgruppe des Seebataillons helfen derweil örtlichen Krankenhäusern.
Die Niederlande hatten beschlossen, zwei Marineschiffe, die sich ohnehin in der südlichen Karibik bei den Niederländischen Antillen befanden, in die von der Naturkatastrophe betroffene Region zu schicken: das amphibische Transportschiff HNLMSHis/Her Netherlands Majesty's Ship „Johan de Witt“ und das Hydrographie-Forschungsschiff HNLMSHis/Her Netherlands Majesty's Ship „Snellius“.
Vom Manöver in den Hilfseinsatz
Die Soldaten des deutschen Seebataillons waren an Bord der „Johan de Witt“, um gemeinsam mit Kameraden des niederländischen Korps Mariniers am Manöver Caribbean Archer teilzunehmen. Ziel der Teilnahme am Manöver war, das Zusammenwirken von Korps Mariniers und Seebataillon für Einsätze in der Katastrophen- und humanitären Hilfe auf dem Weg zur vollen Einsatzbereitschaft.
Das Personal für diesen Hilfseinsatz besteht aus rund 550 niederländischen, 50 deutschen und 50 französischen Marinesoldaten, die ebenfalls auf der HNLMSHis/Her Netherlands Majesty's Ship „Johan de Witt“ eingeschifft sind. Um Platz für kurzfristig ebenfalls einzuschiffenden Franzosen zu schaffen, wurden von insgesamt 66 deutschen Soldaten 16 wieder ausgeschifft. Sie nehmen auf der niederländischen Antilleninsel Curacao an Ausbildung zusammen mit niederländischen Marinesoldaten teil.
Wie lange der Einsatz andauern wird, ist derzeit unklar. Niederländischer Stellen rechnen momentan mit einem Einsatz von bis zu zwei Wochen. Eine Entscheidung wird abhängig von der Lage vor Ort zu einem späteren Zeitpunkt getroffen. Die konkrete Hilfeleistung koordinieren die örtlichen Behörden.
Hintergrund
Bei der „Johann de Witt“ handelt es sich um ein sogenanntes Docklandungsschiff. Es verfügt über ein Flugdeck und eigene Hubschrauber sowie über ein internes Schwimmdock und eigene Landungsboote. Damit sind Hilfs- beziehungsweise Materialtransporte möglich, ohne dass das Schiff einen Hafen anlaufen muss. Dadurch sind amphibische Schiffe wie dieses für Katastropheneinsätze besonders geeignet.
Am 1. September 2019 traf der Hurrikan „Dorian“ mit Windgeschwindigkeiten bis zu 350 Stundenkilometer auf die im Norden der Bahamas gelegenen Inseln Abaco und Grand Bahama und richtete dort schwere Verwüstungen an. Rund 50 Todesopfer hat der Hurrikan unmittelbar gefordert, etwa 13.000 Häuser wurden zerstört. Aktuell werden noch circa 2.500 Menschen vermisst. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mehr als 75.000 Menschen obdachlos und benötigen Hilfe.
Die Regierung der Bahamas hat über das Katastrophenschutzzentrum der Karibik, die Caribbean Disaster Emergency Management Agency (CDEMA) auf Barbados, um internationale Hilfe ersucht. Am 6. September hat die Bundesregierung entschieden, dass sich Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden und weiteren Nationen am Hilfseinsatz auf den Bahamas beteiligt.
Flexibilität der Marine
Dieses Beispiel steht beispielhaft für die Einzigartigkeit von Seestreitkräften. Weil die Hohe See internationalem Recht unterliegt, kann folglich nur eine Marine ihre Einheiten bereits in der unmittelbaren Nähe eines Einsatzgebiets vorausstationieren und steht damit grundsätzlich bereit für kurzfristige neue Aufgaben. Eine solche schnelle Reaktionsfähigkeit hat die Deutsche Marine in der Vergangenheit bereits mehrfach nachgewiesen – zum Beispiel 2015 bei der zunächst nationalen Seenotrettungsmission im Mittelmeer oder 2017 nach den Terroranschlägen in Paris.
2015 waren mit dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und der Fregatte „Hessen“ bereits Schiffe auf dem Weg ins Mittelmeer, als die Hilfsmission, die später zur Operation Sophia wurde, begann. 2017 löste sich die Fregatte „Augsburg“ aus der Mission Sophia und schloss sich der Anti-Terror-Operation Counter Daesh an.