Northern Coasts 2024: Einblicke in die diesjährige Marine-Übung in der Ostsee
Northern Coasts 2024: Einblicke in die diesjährige Marine-Übung in der Ostsee
- Datum:
- Ort:
- Ostsee
- Lesedauer:
- 2 MIN
Kapitän zur See Kurt Leonards ist der Commander Task Group (CTGCommander Task Group) des Großmanövers Northern Coasts 2024.
Im Interview erklärt er die Ziele und Szenarien der multinationalen Übung in diesem Jahr, den Einfluss der aktuellen geopolitischen Lage und die besondere Rolle der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnerschaft in der Ostsee.
Herr Kapitän zur See, können Sie uns einen Einblick geben, was die Übung Northern Coasts speziell für die Deutsche Marine bedeutet?
Die Deutsche Marine hat Northern Coasts im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Seitdem findet die multinationale Marineübung mit Schwerpunkt auf der Ostsee jedes Jahr im Herbst statt. Mit dieser Übung stärken wir die Kooperation und Interoperabilität mit unseren Verbündeten im Ostseeraum, aber auch für Nicht-Anrainer der Ostsee ist das Manöver interessant. Das sieht man an der Teilnahme von Belgien, Frankreich und den USA.
Welche Hauptziele und -szenarien wurden für dieses Jahr definiert und warum sind diese gerade jetzt, auch im Hinblick auf die sicherheitspolitische Situation, von besonderer Bedeutung?
Das Ziel von NoCoNorthern Coasts 2024 ist es, unsere Fähigkeiten in taktischen Verfahren in Küstengewässern weiterzuentwickeln. Ein Schwerpunkt liegt auf der Optimierung der Interoperabilität zwischen den teilnehmenden Marine-, Land- und Luftstreitkräften bei gleichzeitiger Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern. Die diesjährige Übung findet hauptsächlich in der westlichen Ostsee statt. Wir werden in allen Bereichen der Kriegführung Übungen durchführen: Luftabwehr, U-Boot-Jagd, Minenkrieg, Elektronische Kampfführung sowie See-, Land- und Luftzielschießen.
Wie wirkt sich die aktuelle geopolitische Lage auf die Planung und die strategischen Ziele der Übung aus und gibt es besondere Aspekte, die in diesem Jahr berücksichtigt werden müssen?
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist das Interesse nicht nur der Ostseeanrainer, an Northern Coasts teilzunehmen, gestiegen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die russische Marine trotz einiger spektakulärer Verluste im Schwarzen Meer durch den Krieg in der Ukraine nicht wesentlich geschwächt wurde. Sie hat gerade erst einen Teil ihrer operativen Fähigkeiten demonstriert: In der ersten Septemberhälfte führte sie die Übung Okean durch, die auch in der Ostsee stattfand.
Welche spezifischen Szenarien oder Herausforderungen erwarten Sie in den deutschen Küstengewässern, die Northern Coasts 2024 von bisherigen Übungen unterscheidet?
In diesem Jahr liegt bei Northern Coasts ein besonderer Schwerpunkt auf Minenlegen und Minenabwehrmaßnahmen. Das ist eine bedeutende Abschreckungsfähigkeit der NATONorth Atlantic Treaty Organization in der Ostsee.
Welche Nationen nehmen an der diesjährigen Übung teil? Können Sie uns einen Einblick geben, wie die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen teilnehmenden Nationen organisiert wird, um ein reibungsloses Zusammenspiel sicherzustellen?
In diesem Jahr nehmen mehr als 700 Militärangehörige aus neun NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten an Northern Coasts teil. Darunter sind Offiziere und Matrosen aus Belgien, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Lettland, Litauen, Polen und den Vereinigten Staaten. Neun Schiffe, mehrere Flugzeuge, ein U-Boot und verschiedene Landeinheiten trainieren gemeinsam. Das Leitprinzip der NATONorth Atlantic Treaty Organization lautet: Verteidigung und Abschreckung. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir Training und Präsenz. Eine schlagkräftige Verteidigung ist nur durch Training möglich. Wir lernen uns besser kennen und stärken unsere Interoperabilität. Eine starke Abschreckung ist nur durch Präsenz möglich. Northern Coasts liefert einen wichtigen Beitrag zu den Abschreckungsmaßnahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization im Ostseeraum.