Marine
Schutz der Schiffsbesatzung

Die Marine verfügt erstmals über Covid-19-Tests auf See

Die Marine verfügt erstmals über Covid-19-Tests auf See

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
2 MIN

Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ hat seit 9. April ein Gerät zur Diagnostik von Erregern der aktuellen Corona-Pandemie einsatzbereit an Bord. Auf dem Schiff verbessert nun ein spezifisches Untersuchungsverfahren den Schutz der Besatzung vor einer Infektion mit der Krankheit – neben der vorgeschriebenen 14-tägigen Quarantäne vor Beginn eines Einsatzes.

Die „Berlin“ in See. Das Schiff ist zurzeit unterwegs in den Einsatz im Mittelmeer.

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Bei dem Verfahren handelt es sich um eine molekularbiologische Analyse von genetischem Erbmaterial, PCRPolymerase-Ketten-Reaktion genannt, eine Methode, die zur Identifizierung von Erregern dient. Die Bundeswehr setzt das Verfahren normalerweise vor allem für die Detektion von biologischen Kampfstoffen ein. Die Abkürzung PCRPolymerase-Ketten-Reaktion steht für „polymerase chain reaction“, zu Deutsch „Polymerase-Kettenreaktion“. Diese Identifikation von Krankheitserregern anhand ihres Erbmaterials ist inzwischen in zivilen wie militärischen Einrichtungen Standard zum Nachweis einer Erkrankung mit Covid-19.

Zum Verfahren gehört ein spezifisches Gerät, ein so genannter Thermocycler, der für bedienende Mediziner die Temperaturzyklen einer PCRPolymerase-Ketten-Reaktion automatisch durchläuft. Nicht alle Geräte eigenen sich aber dafür.

Gemeinsame Entwicklung von Sanitätsdienst der Bundeswehr und der Marine

Für die Abwehr biologischer Kampfmittel testet das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz der Bundeswehr kontinuierlich marktverfügbare PCRPolymerase-Ketten-Reaktion-Geräte und bewertet diese Geräte unter anderem für den Betrieb in der Marine. Aktuell rüstet die Marine die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse mit neubeschafften PCRPolymerase-Ketten-Reaktion-Thermocyclern aus.

Thermocycler vom Typ CFX96, Herstelleraufnahme. Die „Berlin“ hat das Modell CFX96 Connect an Bord, hier rechts im Bild.

Bio-Rad Laboratories

Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und die Abteilung Marinesanitätsdienst im Marinekommando haben nun aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation innerhalb von drei Tagen das PCRPolymerase-Ketten-Reaktion-Nachweisverfahren für den Erreger SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 angepasst – durch eine Änderung der Nachweisreagenzien und eine komplette Neuprogrammierung eines der neuen PCRPolymerase-Ketten-Reaktion-Geräte der Marine.

Das Gerät ist einer von sechs Thermocyclern, die die Bundeswehr bereits für die Fregatten der Klasse 125 beschafft hatte: vier für die Schiffe selbst, zwei für die Ausbildung an Land. Eines der beiden Ausbildungsgeräte hat die Marinesanität noch vor dem Auslaufen der „Berlin“ am 4. April aus Kiel an Bord gebracht. Als Bediener hat das Schifffahrtmedizinische Institut der Marine einen Medizinisch-Technischen Assistenten sich einschiffen lassen. Die neuproduzierten Testreagenzien gelangten nach dem Auslaufen des Schiffs noch in der Nordsee per Hubschrauber auf das Schiff.

Dort steht der neue Thermocycler im Labor des bordeigenen Krankenhauses, dem Rettungszentrum See. Damit ist der Einsatzgruppenversorger das erste Schiff der Marine, das eine Infizierung mit SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 an Bord detektieren kann. Bislang hatte es noch keine einfachen Schnelltests auf eine Ansteckung mit dem Covid-19-Errreger gegeben, die für die Anwendung an Bord geeignet gewesen wären. Nur akkreditierte Labore an Land konnten die Testverfahren vornehmen.

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