Bootfahrerin mit Biss bei den Kampfschwimmern
Bootfahrerin mit Biss bei den Kampfschwimmern
- Datum:
- Ort:
- Eckernförde
- Lesedauer:
- 5 MIN
Im Gespräch erzählt Frau Obermaat Anna K., Bootfahrerin bei der Spezialoperationen-Bootskompanie in Eckernförde, von ihrem Werdegang bei der Bundeswehr: von den Anfängen bei der Marine bis zu ihrer heutigen Tätigkeit bei den Kampfschwimmern vom Kommando Spezialkräfte der Marine.
Nach einer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau trat die heute 26-jährige Anna K. am 1. Juli 2019 in Wilhelmshaven in den Dienst der Marine und ist seitdem in Eckernförde stationiert. Hier gewährt sie spannende Einblicke in ihre Ausbildung und ihre täglichen Herausforderungen.
Wie sind Sie zur Marine und speziell nach Eckernförde gekommen?
Nach der Realschule machte ich eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Das entsprach jedoch nicht ganz meinen Erwartungen und begann mich mit 18, 19 Jahren sogar ein bisschen zu langweilen. Ein Freund, der bei der Bundeswehr studierte, empfahl mir, mich dort zu bewerben.
Also ging ich zu einem Einplaner in Wilhelmshaven und wollte ursprünglich zur Sanität, was aber nicht möglich war. Da ich schon in Wilhelmshaven war, lag es nahe, bei der Marine anzufangen. Ich hatte die Wahl zwischen Personalunteroffizier, was ein reiner Bürojob gewesen wäre, und Navigation/Bootfahrer in Eckernförde. Mein Freund schlug mir vor, die Stelle in Eckernförde zu wählen, weil ich dort mehr draußen sein würde. Da mir ein Bürojob absolut nicht zusagte, entschied ich mich für zweiteres.
Wie haben Ihre ersten Wochen in Eckernförde ausgesehen?
In den ersten Wochen in Eckernförde war ich morgens immer alleine auf der Hindernisbahn. Trotz meiner Größe von nur 1,63 Metern liebte ich die Strecke auf der Bahn. Die Hindernisbahn lief ich rauf und runter, was mir viele blaue Flecken einbrachte. Trotzdem hatte ich viel Spaß dabei und zeigte durch meine Entschlossenheit und meinen Durchhaltewillen, dass ich mich durchsetzen wollte. In dieser Zeit merkten meine Kameraden, dass ich „Biss habe“ und mich auf jeden Fall durchsetzen werde.
Hatten Sie konkrete Erwartungen vor Ihrer Ankunft und wie war der erste Eindruck?
Meine Grundausbildung machte ich in Bremerhaven. Bereits nach einem Monat erhielt ich einen Anruf vom Spieß der Kampfschwimmerkompanie, der mir die neue Stelle und die Anforderungen des Sporttests erklärte. Obwohl die Anforderungen hart waren, beschloss ich, es einfach zu versuchen und rutschte so eher blauäugig in meine neue Rolle. Seit dem 1. Juli 2019 bin ich nun in Eckernförde stationiert. Beim Sporttest erreichte ich 80 Prozent der Anforderungen, lediglich das 50 Kilo Bankdrücken mit zwölf Wiederholungen schaffte ich nicht, da dies nur zehn Kilogramm weniger waren, als ich selbst wog.
Wie war es, Ihren zukünftigen Arbeitsplatz auf dem Boot kennenzulernen?
Die beiden großen Motoren des Festrumpfschlauchbootes beeindruckten mich zunächst, aber ich gewöhnte mich schnell daran und lernte, mich in meine Aufgaben reinzufuchsen. Die tägliche Überprüfung der Motoren vor und nach jeder Fahrt führte dazu, dass ich die technischen Feinheiten verinnerlichte. Ich wusste genau, was zu prüfen war, welche Werte normal sind und wie die Motoren sich anhören sollten.
Welche speziellen Lehrgänge haben Sie absolviert und welche Herausforderungen haben Sie dabei gemeistert?
Mein Fachlehrgang in Navigation dauerte sechs Monate und war am Anfang wegen des hohen Anteils an Mathematik sehr anspruchsvoll. Durch intensives Lernen meisterte ich jedoch die Anforderungen und fand vor allem die Wetterkunde sehr interessant. Es folgten weitere Lehrgänge, sowohl für das schwere Maschinengewehr als auch die medizinische Ausbildung zum Combat First Responder Bravo. Besonders herausfordernd und gleichermaßen spannend fand ich die Fallschirmlehrgänge an der Luftlandeschule in Altenstadt, bei denen ich rund 110 Sprünge absolvierte. Diese beinhalteten auch Sprünge mit schwerem Gepäck, bei Nacht und ins Wasser. Die größte Herausforderung war jedoch das Anrödeln mit dem Gepäck, bevor man im Flugzeug platznahm.
Sie sind die einzige Frau in Ihrer Kompanie. Wie gehen Sie damit um und welche weiteren Pläne haben Sie?
Meine Berufswahl habe ich nie bereut und genieße die Kombination aus drinnen ausarbeiten und draußen umsetzen. Als einzige Frau bei der Spezialoperationen-Bootskompanie habe ich die Befähigung für das Freifallspringen mit anschließender Truppfahrt erworben. Ich bin bislang die einzige Frau in der gesamten Bundeswehr mit dieser Qualifikation. Im März machte ich außerdem den Segelschein, um das Segeln als mögliche Art der Verbringung zu beherrschen, wobei ich erstmals starke Seekrankheit erlebte. Besonders merkt man das, wenn man am schweren Maschinengewehr steht, schießt und anschließend die Hülsen aufsammeln muss. Dass ich die einzige Frau im Team bin, ist für mich kein Problem. Ich mache meinen Job genauso wie die anderen, nur beim Bankdrücken fällt der Unterschied ein wenig auf.
Qualifikationen und Ausbildung zum/zur Bootfahrer/in bei der Marine
Erforderliche Qualifikationen | Ausbildungsschritte |
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