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Beruf und Berufung: Soldatin als Jugendbetreuerin

Beruf und Berufung: Soldatin als Jugendbetreuerin

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
4 MIN

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Seefahrt ist ihr nicht genug. Andrea Kischel ist für das Bundeswehrsozialwerk und die organisierten Jugendfreizeiten unterwegs.

Eine blonde, schlanke Frau steht auf einem Waldweg.

Andrea Kischel ist Betreuerin für Jugendfreizeiten des Bundeswehrsozialwerkes.

Bundeswehr/Nicole Kubsch

Ein buntes und lautes Durcheinander von 26 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren strömt in das Gemeinschaftshaus und nimmt an den langen Tischen Platz. Ein Wirrwarr an Stimmen tauscht Fragen und Antworten aus. Hier und da ist ein etwas älteres Gesicht zu entdecken, die Betreuer der Jugendfreizeit.

Eine von ihnen ist Frau Hauptbootsmann Andrea Kischel. Die 29-jährige ist in Delmenhorst aufgewachsen. Der Dienst in der Bundeswehr hat sie auf eines der größten Versorgungsschiffe der deutschen Marine geführt. Im täglichen Berufsleben ist sie Marinesoldatin und Besatzungsmitglied auf dem Einsatzgruppenversorger „Bonn“. Dort arbeitet Andrea als Informationstechnikmeister und kümmert sich um die Computeranlagen an Bord. Sie sorgt für eine stetige Funktionalität und einen reibungslosen Arbeitsablauf während der langen Seefahrten. Nebenbei warten an Bord noch weitere Zusatzaufgaben, wie Unfallvertrauensperson und Höhenretter, auf sie.

120 Tage Abwesenheit von zu Hause sind eher Normalität als Seltenheit. Dennoch findet Kischel Gelegenheit, um sich als Betreuerin für Jugendliche von Bundeswehrangehörigen zu engagieren. Sie ist seit 2014 ehrenamtlich für das Bundeswehrsozialwerk (BwSWBundeswehr-Sozialwerk) tätig und unterstützt als Betreuerin während der Jugendfreizeiten im In- und Ausland.

Diese Aufgabe fiel ihr eher zufällig zu. „Ein Kamerad, der ebenfalls als Betreuer für das BwSWBundeswehr-Sozialwerk unterwegs war, benötigte Unterstützung für eine Jugendfreizeit auf Korsika. Da lockte das Fernweh und die Neugier“, so Kischel. Andrea bewarb sich für unterschiedliche Freizeiten als Betreuerin für Freizeiten inner- und außerhalb Deutschlands.

Kinderbetreuung auch bei schlechtem Wetter

Die Betreuer und die Kinder stehen gesammelt am Strand und warten auf das Boot.

Die Betreuer und die Kinder bereiten sich am Strand auf das Bootfahren vor.

Bundeswehr/Nicole Kubsch

Jeden Tag ist etwas los, Langeweile kommt gar nicht erst auf. Morgens müssen die Kinder in Schwung kommen. Da macht Andrea gemeinsam mit anderen Betreuern und interessierten Kindern eine Runde Frühsport. Ein paar Kilometer Laufen in den Morgenstunden bietet sich da einfach an. Die Themen sind entsprechend der herbstlichen Wetterlage geplant.

Die Jugendfreizeit auf der Insel Rügen findet in Prora auf einem Campingplatz des Bundeswehrsozialwerkes direkt am weißen, feinsandigen Ostseestrand statt. Die Kinder wohnen in gemütlichen kleinen Holzhütten, die mit drei Kindern belegt werden. Zehn Tage ohne Eltern, aber dafür mit vielen Aktivitäten. „Ich möchte nicht, dass Kinder traurig sind und Tränen vergießen, das ist mir eine Herzensangelegenheit“ sagt Andrea.

Ganz oft spielen die Kinder am Strand, die Ostsee ist kühl, aber das Bootfahren und die „Bananenfahrt“ locken fast jeden ins Nass. An anderen Tagen geht es auf Wanderung zu den Kreidefelsen und zu den umliegenden Buchenwäldern. Der bekannte Erlebnispfad, der hoch durch die Baumkronen führt, steht ebenfalls auf dem Programm. Aber auch das Lagerfeuer und das gemeinsame Grillen dürfen nicht fehlen. Wenn eines der Kinder nicht an einer Unternehmung teilnehmen möchte, gibt es immer einen Betreuer, der im Camp verbleibt, um dort Ansprechpartner zu sein.

Ausbildung und Arbeit eines Betreuers

Zwei Frauen und ein Kind sitzen auf einem Boot und lassen sich von einem Mann über das Wasser fahren.

Die Betreuer und Kinder genießen das Bootfahren.

Bundeswehr/Thomas Thiel

Andrea musste noch einige Nachweise erbringen, damit sie für eine solche Gruppenbetreuung geeignet ist. Die Abenteuerlust, eine gewisse Flexibilität und soziales Verständnis brachte sie bereits mit. Neben dem allgemeinen Bewerbungsschreiben an das Bundeswehrsozialwerk und dem erweiterten Führungszeugnis erfolgten außerdem noch Betreuer-Schulungen, bei denen auch rechtliche Grundlagen und medizinisch-hygienische Grundsätze gelehrt wurden.

Besondere Fähig- und Fertigkeiten sind gern genommen, sind aber nicht Bedingung. Gut eignen sich Lizenzen wie: Bootsführerscheine, Kletterscheine oder der Rettungsschwimmer. Inzwischen hat Andrea auch schon weitere Kameraden als Betreuer angeworben.

Wenn eine Jugendfreizeit startet, weiß Andrea nie, was genau auf sie zukommt. Diese Freizeitwoche ist etwas Besonderes. Viele Aktivitäten und Veranstaltungen mussten in diesem Jahr ausfallen. Die Jugendfreizeit auf Rügen in Prora sollte ursprünglich im Sommer stattfinden. Auch das war nicht möglich. Aber jetzt in den Herbstferien wurde alles in die Wege geleitet, um einigen Kindern ihren kleinen Urlaub zu ermöglichen. Dieses Mal hat sie eine kleine Gruppe von wenigen Mädchen, für die sie der unmittelbare Ansprechpartner, manchmal sogar ein Elternteil auf Zeit ist.

Wenig Schlaf ist für Andrea fast schon die Regel. Morgens beginnen das zeitige Wecken und der Frühsport für die müden Geister. Das Tagesprogramm ist füllend und am Ende des Abends kontrolliert Andrea mehrfach die Hütten, ob auch alle zur Ruhe finden. Ist die Arbeit mit den Kindern erledigt, finden sich alle Betreuer noch für Gespräche und weitere Planungen zusammen.

Organisationstalent ist gefordert

Bei beruflich bedingter langer Abwesenheit muss Andrea das verbleibende Jahr gut durchorganisieren. Die bis zu 120 Seefahrtstage stehen meist schon Anfang eines Jahres fest. Für die Einplanung als Betreuer muss Andrea aber auch etwa ein halbes bis dreiviertel Jahr vorplanen. Das muss sie mit ihren Vorgesetzten an Bord abstimmen, denn „Manpower“ wird überall benötigt.

Neben dem Dienst und Ehrenamt wartet dann auch noch die Freundin und die Familie auf ihren Anteil an „Andrea – live“. Aber sobald all diese Termine koordiniert sind, schnappt sich Andrea das Motorrad und fährt raus in die Natur. Neuerdings hat sich noch ein neues Hobby aufgetan. Bouldern. Mal schauen, ob sich dafür noch etwas Zeit findet.

von Nicole Kubsch   E-Mail schreiben

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Hintergrund

Das Bundeswehrsozialwerk e.V.eingetragener Verein ist eine gemeinnützige Vereinigung von und für Soldaten und für deren Angehörige. Es unterstützt Soldatenfamilien in unverschuldeten Notlagen in materieller oder finanzieller Hinsicht, hilft Soldatinnen und Soldaten bei Verletzungen nach Auslandseinsätzen oder unterstützt Hinterbliebene Gefallener. Diese Unterstützung trägt sich durch Beiträge der Mitglieder und durch Spenden. Die aktive Unterstützung leisten ehrenamtliche Mitarbeiter.