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BALTOPSBaltic Operations 2024

Unter Nachbarn: Deutsche Korvetten üben in der Ostsee

Unter Nachbarn: Deutsche Korvetten üben in der Ostsee

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in See
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6 MIN

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Der Ostseeraum ist wieder in den geopolitischen Fokus gerückt. Die USUnited States-geführte Marineübung BALTOPSBaltic Operations 2024, die vom 7. bis 20. Juni stattfand, hat diese Bedeutung noch einmal unterstrichen. Über 50 Schiffe aus 20 Nationen mit mehr als 9.000 Soldatinnen und Soldaten nahmen an ihr teil. Es war eines der größten Manöver in der Ostsee seit Jahren. 

Zwei kleine graue Kriegsschiffe fahren nebeneinander in einem Hafengebiet

Waffenschwestern: Die deutsche Korvette „Magdeburg“ (l.) und die schwedische Korvette „Helsingborg“ laufen am 7. Juni aus dem litauischen Klaipėda zum Manöver BALTOPSBaltic Operations 2024 aus

Bundeswehr/Marcus Mohr

Mit dabei waren die „Magdeburg“ und die „Braunschweig“. Die deutschen Korvetten vom Typ 130 sind speziell für den Einsatz in Küstengewässern konzipiert – und dort erfüllen sie vielfältige Aufgaben. Alle ihre Fähigkeiten waren bei BALTOPSBaltic Operations 2024 gefordert. 

Die Ostsee ist für unsere relativ kleinen und wendigen Schiffe ein optimales Operationsgebiet“, erläutert Fregattenkapitän Max Berger, Kommandant der „Magdeburg“. „Und sie ist ein vertrautes Seegebiet, quasi unser Hinterhof. Hier können wir unsere Stärken, zusammen mit unseren Partnern, bestmöglich zur Wirkung bringen.“ 

Berger dient schon lange auf den Korvetten der Marine beziehungsweise in ihrem militärischen Verband, dem 1. Korvettengeschwader in Rostock-Warnemünde. Seit letztem Jahr ist der 38-Jährige Chef auf der „Magdeburg“ und befehligt ihre über 60 Frauen und Männer starke Besatzung.

Was die Ostsee zu einem besonderen Operationsgebiet macht

Ihr Hinterhof Ostsee ist ein sogenanntes Küsten- beziehungsweise Randmeer. Mit der Nordsee verbinden es nur die Belte um Dänemark und der Nordostseekanal in Schleswig-Holstein. „Die Hauptunterschiede zwischen Ost- und Nordsee sind für mich zweierlei“, sagt Bootsmann Alexander K., Zweiter Navigationsmeister der „Magdeburg“. „Die Ostsee ist zwar ruhiger als die Nordsee, aber dafür gibt es hier im Winter Eisgefahr.“ 

Doch selbst die relative Ruhe der Ostsee kann ab und zu täuschen. Nach den engen Zufahrten und hinter der Insel Bornholm südöstlich von Schweden öffnet sich das Meer auf seine volle Breite von über 200 Kilometern – was bedeutet, dass sich gerade in der mittleren Ostsee unter entsprechenden Umständen ein Wellengang von mehreren Metern Höhe aufbauen kann. Es gibt aber auch im übrigen Ostseegebiet viele enge und flache Stellen – wie um Bornholm selbst, um die zentral gelegene Insel Gotland oder in der Irbenstraße, dem Zugang zur Bucht von Riga mit dem zweitgrößten Hafen des Baltikums.

  • Ein Marineoffizier in blauer Arbeitsuniform und mit weißer Schirmmütze.

    Der Kommandant der „Magdeburg“: Fregattenkapitän Max Berger

    Bundeswehr/Marcus Mohr
  • Ein graues Kriegsschiff in See aus der Luft gesehen

    Die dänische Luftverteidigungsfregatte „Niels Juel“, das Flaggschiff der Task Group 369.20 bei BALTOPSBaltic Operations 2024. Das Schiff ist vergleichbar zu den deutschen Fregatten der Sachsen-Klasse.

    US Navy/Mario Coto
  • Marinesoldaten in blauer Arbeitsuniform und Schutzhelm auf dem Oberdeck eines Schiffes.

    Auch BALTOPSBaltic Operations 2024 dient dazu, dass die Beteiligten Grundlagen auffrischen. Hier bereitet die Crew auf dem Vordeck der „Magdeburg“ ein Versorgungsmanöver vor: Es beginnt mit dem Werfen einer ersten dünnen Verbindungsleine.

    Bundeswehr/Timo Petersen
  • Ein grauer Hubschrauber auf dem Flugdeck eines Kriegsschiffs.

    Vernetzte U-Boot-Abwehr: ein dänischer U-Jagd-Hubschrauber vom Typ MH-60R Seahawk auf dem Flugdeck der „Magdeburg“

    Bundeswehr/Timo Petersen

In der Kadetrinne zwischen Deutschland und Dänemark kann es selbst für uns Korvetten anspruchsvoller werden“, berichtet Alexander K. Zwischen deutscher und dänischer Küste gelegen ist sie eine der am meisten befahrenen Wasserstraßen Europas. An ihrer engsten Stelle ist dieser Seeweg durchgängig sehr flach und das Fahrwasser teils nur 1.000 Meter breit. Platz zum Ausweichen ist kaum vorhanden. Das ist insbesondere für große Schiffe navigatorisch nicht einfach, weil präzise Arbeit und ständige Aufmerksamkeit gefordert sind. 

Herausforderungen selbst für die wendigen Korvetten

„Auch hier müssen wir sicherstellen, dass die Hauptverkehrsachsen sicher sind und dass die Schifffahrt freien Zugang zu den Ostseehäfen hat“, ordnet Kommandant Berger die Umstände ein. „Soll eine Korvette im Ernstfall zum Beispiel einen militärischen Seetransport durch die Kadetrinne eskortieren, ist die Aufgabe für das Kriegsschiff operativ doppelt herausfordernd.“ Zugute kommt den Schiffen der Braunschweig-Klasse dabei ihre besondere Manövrierbarkeit, vor allem dank zweier verstellbarer Antriebspropeller und einem Bugstrahlruder.

Eine Karte der westlichen, mittleren und östlichen Ostsee.

Operationsgebiet Ostsee: Das Randmeer des Atlantiks ist rund 390.000 Quadratkilometer groß, um rund 30.000 Quadratkilometer größer als die Landfläche Deutschlands. Es hat eine durchschnittliche Tiefe von nur 55 Metern.

Bundeswehr/Marcus Mohr

Die Hauptaufgaben der Korvetten sind die Überwachung von Seegebieten und die Überwasserseekriegsführung in Randmeeren. Dafür verfügen die Schiffe über ein leistungsfähiges militärisches Radar sowie hochauflösende Kameras und Sensoren zur elektronischen Aufklärung. „Das heißt, wir versuchen, mit unseren Möglichkeiten, ein umfassendes Lagebild zu erstellen, damit wir auf alle Eventualitäten angemessen reagieren können“, erklärt Berger. Um den optischen Horizont der Schiffe noch zu erweitern, lassen sich von Bord der Korvetten auch Hubschrauberdrohnen zur Beobachtung einsetzen.

Mit Fähigkeiten wie diesen nahmen die „Magdeburg“ und ihr Schwesterschiff „Braunschweig“ an BALTOPSBaltic Operations 2024 teil. Das Manöver hatte, wie jedes Jahr, mehrere Schwerpunkte – dieses Mal unter anderem den Schutz von amphibischen Marineverbänden. Das sind große Docklandungsschiffe, die hunderte Marineinfanteristen transportieren. Sie müssen sich unter Schutz dicht unter Land bewegen können, um von See aus Gegenangriffe gegen einen angenommenen Gegner zu führen. „Das Operationsgebiet von BALTOPSBaltic Operations in Küstennähe eignet sich für die Korvetten hervorragend“, sagt Berger. „Darüber hinaus ist das Manöver dieses Jahr für uns die erste richtige Möglichkeit, komplett integriert mit den neuen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedern Schweden und Finnland gemeinsam zu üben.“ 

Ein Kampfverband der Ostsee-Partner

Daher waren verschiedene Korvetten von Ostsee-Anrainern des Bündnisses auch in einem Verband zusammengefasst. Neben den zwei deutschen gehörten vier schwedische und zwei norwegische Korvetten zur Task Group 369.20. Hinzu kamen drei vergleichbare Schiffe aus Finnland und Litauen plus eines aus den Niederlanden. Geführt wurde dieser Übungsverband von der dänischen Fregatte „Niels Juel“. Das große Flaggschiff konnte den kleineren, wendigen Schiffen im Übungsszenario notfalls Deckung gegen weitreichende Bedrohungen aus der Luft oder gegen U-Boote geben.

Alles, was im Ernstfall den hunderte Quadratkilometer großen Abwehrschirm der dänischen Luftverteidigungsfregatte noch durchdringen sollte, kann die „Magdeburg“ auch bekämpfen. Sie hat zur Selbstverteidigung im Umkreis von zehn Kilometern das äußerst zuverlässige System Rolling Airframe Missile, kurz RAMRolling Airframe Missile, an Bord. Zur gemeinsamen U-Boot-Abwehr trägt sie durch ihr Flugdeck bei, auf dem auch dänische U-Jagd-Hubschrauber vom Typ Seahawk landen und nachtanken können. Das erhöht deren Einsatzradius und -ausdauer erheblich. 

Der multinationale Verband übte in den zwei Wochen von BALTOPSBaltic Operations 2024 fast alle Aspekte eines modernen Seekriegs – vom Seeversorgungsmanöver bis zu komplexen und dynamischen Szenarien zum Schutz der sogenannten Hochwertziele in den amphibischen Verbänden. So vorbereitet, und eingebettet in ein großes Ganzes, konnte die „Magdeburg“ im fiktiven Szenario des Großmanövers ihre Hauptwaffe zum Einsatz bringen: den Lenkflugkörper RBS15 Mk3.

  • Zwei graue Kriegsschiffe in See.

    Die neuen Ostseerocker: die deutschen Korvetten „Braunschweig“ (l.) und „Magdeburg“. Ihre baulichen Eigenschaften machen sie sehr manövrierfähig, darunter nur viereinhalb Meter Tiefgang, ein günstiges Länge-Breite-Verhältnis und ein Bugstrahlruder.

    Forsvaret/Danish Task Group
  • Eine Marinesoldatin mit blauem Schiffchen grüßt militärisch ein graues Kriegsschiff.

    Enges Formationsfahren gehört zu den wichtigen Lektionen von Marinemanövern. Gebraucht wird diese Erfahrung für Seeversorgungsmanöver wie auch das taktische Umstationieren in einem Schiffsverband.

    Forsvaret/Danish Task Group
  • Marinesoldaten in blauer Arbeitsuniform und Schutzhauben sitzen in einer Reihe an Computerkonsolen.

    In der Operationszentrale der „Magdeburg“: An redundanten Multifunktionskonsolen sitzen hier die Operateure des Schiffs und führen das Gefecht. An zentraler Position mit gutem Überblick: der Kommandant (2.v.r.)

    Bundeswehr/Marcus Mohr
  • Vom Heck eines grauen Schiffes fällt ein zylindrisches orange-weiß gestreiftes Objekt ins Wasser.

    Zu den Fähigkeiten der Korvetten gehört das Minenlegen, wichtig für Randmeere wie die Ostsee. Essenziell dabei ist das Plotten der exakten Wurfpositionen, vor allem fürs spätere Minenräumen.

    Bundeswehr/Marcus Mohr

„Der RBS15 ist in seiner Art in der Marine einzigartig,“ sagt Berger, „denn er kann Ziele sowohl in See wie auch an Land präzise bekämpfen.“ Der in Schweden entwickelte Flugkörper hat eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern und einen Gefechtskopf von über 200 Kilogramm Gewicht. Er ist moderner und wesentlich manövrierfähiger als der reine Seezielflugkörper RGM-84 Harpoon, mit dem noch die Fregatten der deutschen wie auch der dänischen Marine ausgerüstet sind. Das macht die 1.800 Tonnen große „Magdeburg“ in dieser Hinsicht sogar kampfstärker als die gut viermal so große „Niels Juel“.

Geballte Feuerkraft mit 44 Flugkörpern

Neben den deutschen sind auch die schwedischen Korvetten und ein finnisches Schnellboot in der Task Group 369.20 mit dem RBS15 ausgestattet. Zusammen konnten sie 44 Lenkflugkörper dieses Typs in ein mögliches Gefecht werfen – eine überwältigende Feuerkraft.

BaltopsBaltic Operations 2024 endete für die „Magdeburg“ allerdings in einem deutlich kleineren Maßstab. Den letzten Tag des Großmanövers nutzte die Crew, um eine weitere Spezialfähigkeit zu trainieren. „Das Legen von Minensperren zur Abriegelung von Seegebieten gehört ebenfalls zu unserem Portfolio“, sagt Kommandant Berger. „Das kann dem Schutz unserer eigenen Küsten oder Häfen vor Angriffen dienen. Es kann aber auch einen Gegner zwingen, seine Operationen zu verlagern oder sogar in bestimmten Zonen ganz einzustellen.“ 

Vor der deutschen Ostseeküste legte die „Magdeburg“ also am 20. Juni noch Übungsminen. Die Abwurfstellen dokumentierten die Navigatoren des Schiffs präzise. Das dient nicht nur dazu, im Verteidigungsfall zu wissen, wo genau die eigenen Seeminen liegen. Im Jahresrhythmus von Marineübungen in der Ostsee gibt es noch einen weiteren Zweck.

„Beim Aufräumen unterstützen uns dann die Kieler“, sagt Navigationsmeister Alexander K. Denn mehrere Wochen nach BALTOPSBaltic Operations 2024 wird das 3. Minensuchgeschwader aus Kiel eine eigene Verbandsübung fahren. Dazu wird gehören, die Übungsminen der „Magdeburg“ zu finden und wieder zu bergen.

Organisation: Die Task Group 369.20

 SchiffstypKennungKlasseLand
HDMSHis/Her Danish Majesty's Ship „Niels Juel“FregatteF 363Iver-Huitfeld-KlasseDänemark
FGSFederal German Ship „Braunschweig“ KorvetteF 260Braunschweig-KlasseDeutschland
FGSFederal German Ship „Magdeburg“ KorvetteF 261Braunschweig-KlasseDeutschland
HSwMSHis/Her Swedish Majesty's Ship „Visby“ KorvetteK 31Visby-KlasseSchweden
HSwMSHis/Her Swedish Majesty's Ship „Helsingborg“KorvetteK 32Visby-KlasseSchweden
HSwMSHis/Her Swedish Majesty's Ship „Härnösand“ KorvetteK 33Visby-KlasseSchweden
HSwMSHis/Her Swedish Majesty's Ship „Gävle“ KorvetteK 22Göteborg-KlasseSchweden
HNoMSHis/Her Norwegian Majesty's Ship „Storm“KorvetteP 961Skjold-KlasseNorwegen
HNoMSHis/Her Norwegian Majesty's Ship „Gnist“KorvetteP 965Skjold-KlasseNorwegen
HNLMSHis/Her Netherlands Majesty's Ship „Holland“PatrouillenschiffP 840Holland-KlasseNiederlande
LNSLithuanian Navy Ship „Aukstaitis“PatrouillenschiffP 14Flyvefisken-KlasseLitauen
FNSFinnish Navy Ship „Uusima“Minenleger05Hämeenmaa-KlasseFinnland
FNSFinnish Navy Ship „Hanko“Flugkörperschnellboot82Hamina-KlasseFinnland
von  Timo Petersen, Marcus Mohr  E-Mail schreiben

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