Marine
Großmanöver

Aurora 23: Schwedische Invasionsverteidigung

Aurora 23: Schwedische Invasionsverteidigung

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
3 MIN

Schwedens Streitkräfte übten vom 24. April bis 11. Mai. Unterstützende NATO-Marineeinheiten wurden vom deutschen Stab DEU MARFORGerman Maritime Forces geführt.

Ein graues Kriegsschiff in See

Die Korvette „Erfurt“ bei einer Übung mit einer schwedischen Korvette. Die beiden Korvettengeschwader aus Rostock-Warnemünde und Karlskrona pflegen schon seit Jahren eine enge Zusammenarbeit.

Försvarsmakten/Jimmie Adamsson

Das Manöver Aurora 23 war die seit 25 Jahren größte Verteidigungsübung Schwedens auf eigenem Territorium und in eigenen Gewässern. Räumliche Schwerpunkte waren die Region Schonen in Südschweden und die zentral in der Ostsee gelegene Insel Gotland. Im Fokus stand das schwedische Konzept „Totalförsvar“, zu Deutsch „Totalverteidigung“. Es legt besonderen Wert auf die Zusammenarbeit des Militärs mit zivilen Behörden und Organisationen.

Die Übung sendet ein wichtiges Signal“, erklärte der Übungsleiter Brigadegeneral Stefan Andersson. „Wir sind allzeit bereit, unser Land und unsere Interessen allein wie auch gemeinsam mit anderen zu verteidigen.“

Neben schwedischem Heer, Luftwaffe, Marine und Heimatschutz waren an der nationalen Verteidigungsübung Einheiten aus 13 weiteren Nationen beteiligt: Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ukraine, Österreich, Deutschland und die USA. So waren insgesamt rund 26.000 Soldatinnen und Soldaten involviert. Von ihnen stellte die Deutsche Marine circa 250 Frauen und Männer über die Fregatte „Sachsen-Anhalt“ aus Wilhelmshaven, die Korvette „Erfurt“ aus Rostock-Warnemünde und einen Seefernaufklärer P-3C Orion aus Nordholz.

Maritime Führung aus Rostock

Für den maritimen Teil der Übung hatte der deutsche Marine-Führungsstab DEU MARFORGerman Maritime Forces die Aufgabe, internationale Unterstützung mit der schwedischen Marine zu koordinieren. Marineeinheiten aus Schweden blieben unter nationalem Befehl, aber dem Militärstab in Rostock waren ab 1. Mai amerikanische, französische, britische, estnische, lettische, litauische und natürlich deutsche Kriegsschiffe unterstellt. DEU MARFORGerman Maritime Forces konnte mit der Führung dieses internationalen Verbandes seine Kernaufgabe als ein NATO-zertifiziertes, sogenanntes Regional Maritime Headquarters umsetzen. Bestandteil dieser Arbeit des gemischt deutsch und international besetzten Stabes war der Informationsaustausch mit der schwedischen Marineführung.

Im Szenario des Großmanövers hatte DEU MARFORGerman Maritime Forces den Auftrag bekommen, Schweden bei seiner Landesverteidigung zu unterstützen, einen simulierten Gegner von einem Angriff auf das nordische Land abzuschrecken beziehungsweise ihn im späteren Verlauf von Aurora 23 mit abzuwehren. Die Übung bildete ihren knapp zwei Wochen Dauer das gesamte Spektrum von Seekriegsführung ab: vom Kampf gegen Ziele auf, über und unter Wasser über Minenabwehr bis zu amphibischen Landungen.

Schwedens Perspektive auf NATO-Marinen

Die große schwedische Verteidigungsübung hatte dieses Jahr besondere Bedeutung. Denn Schweden steht kurz vor dem Beitritt zur NATO. Im Mai 2022, knapp drei Monate nach Russlands Angriff auf die Ukraine, hatte es die Mitgliedschaft in der Atlantischen Allianz beantragt.

Laut eigenen Angaben sei die schwedische Marine bereits gut auf die Zusammenarbeit mit der NATO vorbereitet. So bestehe die Kooperation mit den Seestreitkräften des westlichen Bündnisses bereits seit den 1990er Jahren. Auch seien seit Anfang der 2000er alle Marinebefehle in englischer Sprache abgefasst und folgten den NATO-Standards.

Die schwedischen Streitkräfte berichten denn auch von einer routinierten Arbeitsteilung während Aurora 23. Der von DEU MARFORGerman Maritime Forces geführte, simulierte NATO-Marineverband in der südlichen Ostsee habe gegnerische Einheiten identifiziert, eigene Transport- und Handelsschiffe eskortiert, wichtige Schifffahrtswege von Minen befreit sowie generell zur Abschreckung und Stabilisierung in dem Gebiet beigetragen. Dies habe es der schwedischen Marine ermöglicht, sich auf wichtige Küstenoperationen und die Verteidigung des eigenen Landes zu konzentrieren.

Ein Marineoffizier in dunkelblauer Arbeitsuniform sitzt an einem Tisch, im Gespräch mit einem Offizier in Flecktarnuniform.

Obwohl DEU MARFORGerman Maritime Forces ein deutscher Stab ist, gehört bereits in Friedenszeiten Personal der NATO- und EUEuropäische Union-Partner dazu. Hier der Schwede Ingebrikt Sjövik (links) mit seinem dänischen Chef, dem Leiter der Operationsabteilung von DEU MARFORGerman Maritime Forces

Bundeswehr/Nico Theska

„Ein an der Übung teilnehmender NATO-Stab verbessert den Informationsaustausch und schafft ein gemeinsames und genaueres Bild der maritimen Situation, was wiederum schwedische Ressourcen auf See freisetzen kann“, sagte Kapitänleutnant Ingebrikt Sjövik, einer von zwei Verbindungsoffizieren aus Schweden bei DEU MARFORGerman Maritime Forces.

Die NATO-Marineschiffe waren in der offenen See gut sichtbar und dienten so besonders der Abschreckung. Die schwedischen Kriegsschiffe operierten eher eng an der Küste, blieben so im Verborgenen. Auch hielten sie sich im Funkverkehr zurück. „In diesen Fällen ist es gut, einen Verbindungsmann vor Ort zu haben, der dem internationalen Personal das Verhalten der Schweden erklären kann“, so Sjövik.

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