Marine
Soldaten als Unternehmer

Als Intrapreneur die Bundeswehr verändern

Als Intrapreneur die Bundeswehr verändern

Datum:
Ort:
München
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Für kaum einen Menschen, geschweige denn Soldaten, trifft das Jobmodell von Ironman und Tony Stark zu: Angestellter der eigenen Firma mit freiem Zugang zu maßlos viel Geld. Wenn etwas anders sein soll, wird es anders.

Soldaten stehen nebeneinander und blicken in die Kamera. Im Hintergrund befindet sich ein Gebäude.

Die teilnehmenden Teams, die sich der Herausforderung Chancengleichheit stellen. In der Mitte Oberstleutnant Hoffmann.

Bundeswehr/Kristina Kolodin

Auf Soldaten trifft da eher das Jobmodell S.H.I.E.L.D. und Captain America zu: Angestellter einer Firma, der eine Idee hat und die Unterstützung der Führung benötigt, um etwas ändern zu können.

Doch was ist, wenn ein Angestellter, wie zum Beispiel ein Soldat, eine Idee hat? Wenn er oder sie vorherrschende Abläufe und Gegebenheiten nicht einfach hinnimmt, sondern sie ändern will?

Im November 2022 hat Founders@UniBwUniversität der Bundeswehr, das Zentrum für Entrepreneur- und Intrapeneurship der Universität der Bundeswehr München, die IntraXperience 2023 gestartet. Das heißt, teilnehmende Soldatinnen und Soldaten hatten bis Ende Januar dieses Jahres Zeit, ihre Idee zu entwickeln und sich für das Programm zu bewerben. Die Idee konnte dabei aus einem der drei Themenbereiche technische Entwicklung, ITInformationstechnik und Personal stammen. Der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, sah hierin großes Potential für die Zukunft. „Die Challenge Equal Opportunities ist genau der richtige Ansatz, um zu schauen in welchen Lebensphasen müssen wir wie auf unsere Menschen zugehen. Damit wir Ihnen ermöglichen sich sowohl in einer tollen Familie, als auch gleichzeitig ihre Karriereziele und Träume zu verwirklichen.“ Somit nahm der Admiral Kontakt mit der UniBwUniversität der Bundeswehr München auf und verschrieb sich ganz dem Themenbereich Personal.

Der Höhle-der-Löwen-Pitch

Die Bewerbung war nur der Anfang. Zu jedem Thema gab es eine eigene Jury, die aus der Deutschen Marine, privaten Unternehmen wie zum Beispiel Rheinmetall und Capgemini sowie beiden Bundeswehr-Universitäten bestand. Dieses Expertengremium prüfte die eingereichten Ideen und lud ausgewählte Teams zu einem Pitch ein. Also die Idee noch einmal schmackhaft machen und sich verkaufen, ganz im Höhle-der-Löwen-Style.

Die Soldaten, die ihr Thema erfolgreich pitchen konnten, starteten im Anschluss in ein zweitägiges Bootcamp. Nach diesem Kick-off Workshop beginnen dann zwölf Wochen Arbeit. Denn mit dem ersten Pitch vor der Jury war es noch lange nicht getan. Schritt 1:  ist die Gründung eines eigenen Start-up-Unternehmens.

#EqualOpportunities bedeutet #Chancengleichheit

Den Themenbereich Personal, unter dem #EqualOpportunities wird von vier Teams der Marine in Angriff genommen.

Ihre Themenschwerpunkte sind unterschiedlich, aber greifen doch an manchen Stellen ineinander:

  • borddiensttauglich trotz Fehlerziffer IV und höher
  • Marinekarriere trotz häuslicher Verpflichtung
  • Ausbildungsabläufe schaffen, die allen Ebenen nutzen
  • Sinnvoller Einsatz von Abschlüssen, weg von festen Stationen für die Karriere

Bestandteil des Prozesses ist es nun, für die Unternehmer, sich selbstkritisch zu hinterfragen. Gibt es für diese Themen wirklich eine Zielgruppe in der Marine beziehungsweise in der Bundeswehr, oder ist es lediglich eigene Betroffenheit? Wiegt das Problem sogar anders und sollte anders angepackt werden? Dies gilt es nun herauszufinden, und zwar im Inkubator Bundeswehr.

Inkubator-Programm, Start-up, Intrapreneurship

Um diese Fragen auszuwerten und realistisch beantworten zu können, bekommen die Marinesoldaten Hilfe an die Hand. Sie müssen ihr Start-up nicht allein auf die Beine stellen. Dafür gibt es das Inkubator-Programm der Founders@UniBwUniversität der Bundeswehr.

Ein Inkubator unterstützt Gründer beim Start eines Unternehmens mit Wissen, Netzwerken und gegebenenfalls Geld. In diesem Fall ist der Inkubator keine externe Firma, sondern die Bundeswehr selbst. Sie hilft den Beteiligten, ihre Ideen wie in ein Unternehmen umzusetzen. Allerdings agieren die Soldaten nicht wie Unternehmer im gängigen Sinne, sind somit keine Entrepreneure.

Grafik

Sechs Punkte, die Du beim Elevator Pitch ansprechen solltest

Bundeswehr

Sondern wie eine Person, die sich wie ein Unternehmer verhält, obwohl sie angestellt ist, also ein Intrapreneur. Und genau das tun die Marinesoldaten, neben ihrem Dienst, für die nächsten zwölf Wochen. Sie gründen ihr Start-up, also ihre Idee zum Bereich Personal, und durchlaufen alle Prozesse, die zur Entwicklung eines fertigen Produktes dazu gehören: Erstellen einer Zielgruppenanalyse, einen Elevator-Pitch ausarbeiten, einen Prototyp entwickeln und mit Menschen aus der Zielgruppe sprechen.

Bei all dem unterstützten Oberstleutnant Matthias Hoffmann mit seinem Intrapreneur Team der Bundeswehruniversität München. „Das Format Intrapreneurship ist keine neue Idee und wird in vielen Unternehmen seit vielen Jahren bereits gelebt“, sagt er. „Auch Intrapreneurship in der Bundeswehr ist nichts Neues. Aber wie wir es hier angehen, also Ideen frühphasig zu unterstützen und zu ermöglichen, ist neu.“ Hoffmann ist als Start-up-Coach und Gründungsberater an der Universität tätig. Ihm zur Seite steht ein 4-köpfiges Team der Universität, 4 Coaches zur Unterstützung der Teilnehmer, sowie Fachexperten und Mentoren.

Nächster Schritt: Investoren finden

Ein Ziel der Teams ist natürlich das Überleben Ihrer Ideen auch über das Inkubator-Programm hinaus. Daher ist ein Teil des Gründer-Prozesses auch das Finden und Überzeugen von Investoren. Bei der Suche unterstützt das Intrapreneur Team die Teilnehmer. Bereits in den laufenden Wochen des Programmes schauen die Soldaten und ihre Coaches nach möglichen Investoren. Wobei unter Investition nicht unmittelbar Geld zu verstehen ist. Auch Zeit ist ein wertvolles Gut, das viel Nutzen bringt und hilfreich ist.

Ob die Teams das schaffen, und welche Ideen bis zum Ende der zwölf Wochen überleben werden, bleibt bis zum 15. Mai abzuwarten. Dann ist die Abschlussveranstaltung in München, mit einem weiteren Pitch und einer Präsentation von Investoren.

von Julia Haberichter  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema