Tornado-Nachfolge in der Luftwaffe: F-18 und Eurofighter senden starkes Signal an NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner
Anlässlich der Entscheidung zur Nachfolge des Waffensystems TORNADO äußert sich der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, wie folgt:
„Nach jahrelangen harten und zähen Verhandlungen wurde eine längst fällige Entscheidung zur Nachfolge des TORNADO getroffen. Das ist gut, denn der TORNADO wird absehbar seine Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Den TORNADO durch einen Mix aus Eurofighter und F-18 in den nächsten Jahren abzulösen und gleichzeitig das Zukunftsprojekt Future Combat Air System (FCASFuture Combat Air System) mit aller Energie zu verfolgen, ist eine Lösung, die unsere Verlässlichkeit gegenüber unseren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern glaubwürdig unterstreicht und uns zur Bündnis- und Landesverteidigung befähigt. Der Eurofighter übernimmt einen sehr großen Teil der Aufgaben unserer Tornado-Flotte. Da zusätzlich die ersten Eurofighter, die bereits ab 2003 an die Luftwaffe ausgeliefert wurden, durch moderne Systeme ersetzt werden, ist die Entscheidung auch ein starkes Statement für die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie.
Da die Nutzung eines einzigen Waffensystems mit hohen Risiken verbunden ist und um die besonderen und bereits erprobten Fähigkeiten anzuwenden, wird der Eurofighter durch die F-18 ergänzt. Insbesondere mit dem Anteil der hochspezialisierten F-18 Growler bringen wir eine Fähigkeit ein, die bisher in Europa nicht vorhanden war. Für mich als Luftwaffenchef ist es wichtig, erstmals nach 30 Jahren den Gesamtbestand unserer Kampfflugzeuge zu sichern und nicht weiter zu reduzieren. Das sendet ein klares und starkes Signal an alle NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner.„
Hintergrundinformation zum Kampfflugzeug TORNADO
1968 wurde zwischen Deutschland, Italien und Großbritannien ein Memorandum über den Bau eines gemeinsamen Kampfflugzeugs unterzeichnet. Die erfolgreiche Entwicklung eines Kampfflugzeugs im multinationalen Rahmen und die jahrzehntelange, vertrauensvolle Zusammenarbeit führten die beteiligten Nationen enger zusammen. Die Anzahl der Tornado-Flugzeuge wurde auf insgesamt 245 Flugzeuge einschließlich der 35 Tornado ECRElectronic Combat Reconnaissance für die Luftwaffe plus 112 Flugzeuge für die Deutsche Marine festgelegt.
Der Tornado war technologischer Spitzenreiter seiner Zeit: Der Erstflug fand am 14. August 1974 in Manching statt. 1980 wurde der erste TORNADO an das Tri-National Tornado Training Establishment (TTTE) in Cottesmore, UKUnited Kingdom für die Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen ausgeliefert.
Das Marinefliegergeschwader 1 in Jagel erhielt am 9. November 1981 den ersten TORNADO für die Bundeswehr. Das erste Geschwader der Luftwaffe war das Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich. Der letzte IDSInterdiction Strike-TORNADO wurde 1987, der letzte ECRElectronic Combat Reconnaissance-TORNADO 1992 ausgeliefert.
Aktuell befinden sich noch 93 Luftfahrzeuge in der Nutzung. Für Einsatz und fliegerische Ausbildung kann die Luftwaffe auf 83 Maschinen zurückgreifen, die in den Verbänden TaktLwG 33 und TaktLwG 51 „I“ stationiert sind. Fünf Flugzeuge (davon sind drei für die Aussonderung vorgesehen und werden als Waffenbeladetrainer verwendet) werden für die technische Ausbildung genutzt. Dem Rüstungsbereich sind bei der WTDWehrtechnische Dienststelle 61 insgesamt weitere fünf Flugzeuge zugeordnet, von denen vier als Erprobungsträger mit zusätzlicher Messinstrumentierung (Flight Test Instrumentation (FTI)) ausgestattet sind.
Durch Boden- und Flugunfälle verlor die Bundeswehr insgesamt 48 TORNADOs, den letzten am 16. Januar 2014, als ein Luftfahrzeug des TaktLwG 33 etwa fünf Kilometer vor dem Fliegerhorst Büchel in ein Waldgebiet stürzte.
Der TORNADO befand bzw. befindet sich in folgenden Einsätzen:
- Piacenza/Bosnien-Herzegowina vom 21.07.1995 bis 27.07.2001 im Rahmen Operation Deliberate Force (1995), IFORImplementation Force (1995 – 1996), SFORStabilisation Force (1996 – 2001) und Operation Allied Force (1999)
- Masar-i-Sharif/Afghanistan von 05.04.2007 bis 22.11.2010 im Rahmen ISAFInternational Security Assistance Force
- Incirlik/Türkei bzw. Al-Asrak/Jordanien seit 04.12.2015 im Rahmen Mission Counter DAESH
Seit Beginn der Nutzung wurden durch das Waffensystem TORNADO bis Ende 2019 insgesamt 1.342.029 Flugstunden von Luftwaffe, Marine und dem Rüstungsbereich erflogen.
Der TORNADO durchlief während seiner Nutzungszeit verschiedene Kampfwertsteigerungs- und Modernisierungsprogramme einschließlich einer Lebensdauerverlängerung von 4.000 auf 8.000 FH. Aktuell erfolgt die im Rahmen des Softwarezyklus ASSTA 3.1 der Austausch der TV/TABs gegen moderne Head-Down-Displays, einen Ausbau der MIDSMultifunctional Information Distribution System-Funktionalitäten sowie umfangreiche Softwarepflege- und –änderungsmaßnahmen.
Der Einsatz Counter DAESH hat deutlich werden lassen, dass der Tornado - trotz seiner einmal mehr unter Beweis gestellten Leistungsfähigkeit - auf der Zielgeraden seiner Lebensdauer angekommen ist. Absehbar stößt der Tornado hinsichtlich der Auftragserfüllung, Einsatzbereitschaft und Wirtschaftlichkeit an Grenzen.
Auch die Außerdienststellung des Tornados in Großbritannien und das Nutzungsende in Italien im Jahr 2023 lassen die Notwendigkeit einer Nachfolge deutlich werden.
Dieser realistische Blick schmälert weder den Erfolg noch die positive Bilanz. Seit dem tri-nationalen Memorandum zum Bau des ehrgeizigen Zukunftsprojekts sind mehr als 50 Jahre vergangen. Der Tornado wurde zu einer europäischen Erfolgsgeschichte: extremer Tiefflug, eine verlässliche Bewährung im Einsatz und die flexible Nutzung in verschiedenen Varianten prägten eine Epoche der militärischen Luftfahrt.