NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftstreitkräfte proben den Verteidigungsfall
Am 31. März beginnt die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Ramstein Flag 2025, an der fast 100 Flugzeuge beteiligt sind – auch die Luftwaffe ist dabei.

Die NATONorth Atlantic Treaty Organization wird vom 31. März bis 11. April 2025 einen Aspekt des Ernstfalls proben – die Verteidigung des europäischen Luftraums. Dazu führt das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Hauptquartier für die Führung von Luftstreitkräften, das Allied Air Command (AIRCOM) in Ramstein, die Übung Ramstein Flag 2025 durch. Bei der groß angelegten taktischen Live-Flugübung ist die Luftwaffe einer der größten Truppensteller.
Die Übungen der sogenannten Flag-Reihe, die bereits 1975 ins Leben gerufen wurden, beinhalten Szenarien, die realistische Kampfsituationen widerspiegeln sollen. Die Übungsteilnehmer der verschiedenen Nationen erhalten dabei ein absolut realistisches Training in einem komplexen umkämpften Luftraum.
Bei Ramstein Flag 2025 agieren knapp 100 Luftfahrzeuge von über 15 NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten von zwölf unterschiedlichen Luftwaffenstützpunkten aus. Herzstück der Übung ist die Luftwaffenbasis im niederländischen Leeuwarden, da sie sich in unmittelbarer Nähe zum Übungsgebiet über der Nordsee befindet. Ausrichter der Übung ist die Königliche Niederländische Luftwaffe. Nach der Premiere von Ramstein Flag 2024 in Griechenland wird die Übung nun zum zweiten Mal durchgeführt.
Übungsziele und Artikel-5-Szenario
Trainiert werden bei Ramstein Flag 2025 folgende Themen:
- Counter Anti-Access/Area Denial: Damit ist der Einsatz eigener Luftfahrzeuge in einem Gebiet, das durch gegnerische bodengebundene Flugabwehr massiv bedroht wird, gemeint.
- Integrated Air and Missile Defense: Hier geht es um die Verteidigung gegen jegliche Art von Angriffen aus der Luft.
- Nahtloser Informationsaustausch: Das ist ein priorisiertes Ziel, damit im Ernstfall alle Handgriffe sitzen und alle Kräfte eng zusammenwirken können.
Diese Übungsziele spiegeln den Fokus des Hauptquartiers in Ramstein wider: die schnelle Reaktionsfähigkeit der Luftstreitkräfte in einem Artikel-5-Szenario, also dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisfall.
„Ramstein Flag 2025 unterstreicht die Entschlossenheit der Allianz, sich anzupassen, weiterzuentwickeln und potenzielle Bedrohungen im gesamten euro-atlantischen Raum abzuwehren“, betont General James Hecker, Kommandeur des NATONorth Atlantic Treaty Organization Allied Air Command. „Die diesjährige Übung baut auf den Erfolgen von Ramstein Flag 2024 auf und erweitert weiterhin die Grenzen realistischer, hochintensiver Übungen, um die Abschreckungs- und Verteidigungshaltung der NATONorth Atlantic Treaty Organization zu verbessern.“
Fragen und Antworten
Die Ramstein-Flag-Serie trainiert die unmittelbare Reaktion der Luftstreitkräfte im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisfall. Bei der diesjährigen Ausgabe werden die Flugabwehr, die Abwehr von feindlichen Raketen in der Luft und der Informationsaustausch untereinander geübt. Zudem finden umfangreiche Flugtrainings statt. Die Pilotinnen und Piloten trainieren unter anderem für Luftverteidigungsmissionen, bei denen sie feindlichen Kampfflugzeugen den Zugang zu einem bestimmten Gebiet verwehren. Zudem wird die Zusammenarbeit sowohl in der Luft als auch mit Stationen am Boden geübt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Fähigkeit, flexibel und mobil auf sich ständig ändernde Entwicklungen zu reagieren.
Die meisten Flugübungen finden in einer Höhe von mehr als 1.700 Metern statt. Über der Nordsee können die Luftfahrzeuge jedoch auch bis knapp über den Meeresspiegel sinken. Vereinzelt kann es vorkommen, dass Flugzeuge auch über Land niedrig fliegen, etwa beim Starten, Landen oder bei taktischen Anflügen. Dies geschieht jedoch hauptsächlich durch Hubschrauber und Transportflugzeuge. Um jederzeit die Sicherheit für den zivilen Flugverkehr zu gewährleisten und die Einschränkungen zu minimieren, wird die Luftverkehrskontrolle Eurocontrol in Maastricht die Flüge in Zusammenarbeit mit dem Control and Reporting Center (CRCControl and Reporting Center) in Nieuw Millingen in den Niederlanden koordinieren.
Der Luftwaffenstützpunkt Leeuwarden in den Niederlanden ist vom 31. März bis 11. April 2025 der Heimatflugplatz der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Ramstein Flag 2025. Die Flugzeiten lauten:
- Montag bis Donnerstag: zweimal täglich, 16:30 bis 23:30 Uhr
- Freitag: 16:30 bis 19:15 Uhr
- Morgens und an Wochenenden: keine Flüge
In der Woche vor der Übung treffen die Teilnehmer auf dem Stützpunkt ein. Die Übung findet hauptsächlich über der Nordsee statt – von den westfriesischen Inseln bis nach Dänemark, einschließlich der Region über Friesland und Groningen. Das Übungsgebiet erstreckt sich über etwa 300 mal 200 Kilometer. Zudem nehmen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündete auch von anderen Luftwaffenstützpunkten in Europa an der Übung teil.
Leeuwarden liegt in unmittelbarer Nähe zum Übungsgebiet, wodurch den Piloten und Pilotinnen lange An- und Abflüge erspart bleiben und mehr Trainingszeit zur Verfügung steht. Darüber hinaus verfügt der dortige Stützpunkt über die Erfahrung in der Organisation großer Übungen und besitzt die notwendige Infrastruktur. Diese Erfahrung wurde insbesondere durch die niederländische Übung Frisian Flag gesammelt, was Leeuwarden zu einem idealen Standort für eine Übung macht.
An der Übung beteiligen sich mehr als 90 Flugzeuge und Hubschrauber von über 15 NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten. Diese operieren von zwölf verschiedenen Luftwaffenstützpunkten aus. Zusätzlich ist auch die Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Group 1 (SNMG1), ein ständiger maritimer NATONorth Atlantic Treaty Organization-Einsatzverband, vor der niederländischen Küste in die Übung eingebunden. Zu den teilnehmenden Ländern gehören unter anderem Deutschland, Niederlande, Spanien, Frankreich, Ungarn, Griechenland, Portugal, Polen und Schweden.
Bei Missionen dieser Größenordnung arbeiten die Verteidigungsministerien verschiedener Nationen eng zusammen. Zwar kann eine Übung wie Ramstein Flag 2025 keine realen Einsätze ersetzen, doch sie bietet eine Möglichkeit, komplexere Abläufe realitätsnah zu trainieren und wertvolle Erfahrungen für den Ernstfall zu sammeln. Beim gemeinsamen Training mit anderen Nationen ist es entscheidend, Abläufe zu automatisieren und die Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Während der Übung trainiert die NATONorth Atlantic Treaty Organization unter anderem die Reaktion auf einen Angriff auf einen Mitgliedstaat – und demonstriert damit ihre Fähigkeit, das Bündnisgebiet zu Land, zu Wasser und in der Luft zu verteidigen.
In Ramstein in Rheinland-Pfalz befindet sich das Hauptquartier der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftstreitkräfte, das HQHeadquarters Allied Air Command (AIRCOM). Von hier aus werden alliierte Lufteinsätze geplant und koordiniert. Der Begriff „Flag“ wird bei vielen internationalen Militärübungen verwendet, darunter Red Flag, Green Flag, Blue Flag oder Maple Flag.
Komplexe Übungsszenarien
Nach der ersten Ramstein-Flag-Übung im Jahre 2024, bei der 130 Flugzeuge vor allem in Griechenland teilnahmen, setzt die diesjährige Ausgabe neue Maßstäbe. Die Übung umfasst Missionen in den Bereichen Luft, Land, See, Cyber- und Informationsraum sowie Weltraum – und das im Zentrum Europas. Die Szenarien konzentrieren sich auf die Verteidigung des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraums, gleichzeitig werden mehrere Operationen innerhalb der Allianz durchgeführt. 2025 sind zwölf alliierte Luftwaffenstützpunkte in die Übung eingebunden. Die Luftstreitkräfte nutzen die Fähigkeiten aller 32 Mitgliedstaaten und sichern fast 25 Millionen Quadratkilometer Bündnisgebiet. Dies erfordert Geschwindigkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
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Die Übung Ramstein Flag 2025 unterstreicht zudem die kollektive Stärke der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnispartner. Alliierte Kampfjets, Unterstützungsflugzeuge, Spezialeinheiten und maritime Einheiten arbeiten zusammen, um ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. Diese Kooperation stärkt die Interoperabilität und stellt sicher, dass die NATONorth Atlantic Treaty Organization als geschlossene Streitmacht operieren kann. Luitenant-generaal André Steur, Kommandeur der Niederländischen Luftstreitkräfte, betont: „Wenn es hart auf hart kommt, werden sich viele auf uns als Ersthelfer verlassen – wenn nötig über Nacht. Die Fähigkeit und der Wille, gemeinsam mit den alliierten Luftstreitkräften zu kämpfen, bleibt die wichtigste Abschreckungsmaßnahme der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Diese hochkarätige Übung bietet der Allianz und ihren Mitgliedstaaten eine einzigartige Gelegenheit, ihre Einsatzbereitschaft zu verbessern.“
Auch Deutschland beteiligt sich
Die Luftwaffe beteiligt sich an der multinationalen Übung mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ aus Wittmund. Der Verband wird mit acht Eurofightern samt Bodencrew auf dem niederländischen Luftwaffenstützpunkt Leeuwarden vertreten sein.
Zudem liefert der Einsatzführungsdienst der Luftwaffe wichtige Informationen zu jedem einzelnen Flugzeug aus dem sogenannten Control and Reporting Center (CRCControl and Reporting Center). Standorte der Luftwaffe wie Holzdorf/Schönewalde oder Erndtebrück leisten einen essenziellen Beitrag zur Führung von Luftstreitkräften. Das Air Component Command aus Kalkar am Niederrhein stellt seine Expertise aus der Operationszentrale der Luftwaffe für den Bereich Link 16, also eine Datenfunkübertragung über einen taktischen Datenlink, zur Verfügung.