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eAPSenhanced Air Policing South: Der Kontingentführer zieht Zwischenbilanz

eAPSenhanced Air Policing South: Der Kontingentführer zieht Zwischenbilanz

Datum:
Ort:
Rumänien
Lesedauer:
3 MIN

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Die deutsche Beteiligung an der NATO-Mission enhanced Air Policing South (eAPSenhanced Air Policing South) in Rumänien geht in die zweite Woche. Nach zahlreichen gemeinsamen Trainingsflügen und bewaffneten Schutzflügen zusammen mit den britischen Kampfflugzeugen wurden erste Erkenntnisse gewonnen. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung deutsch-britisches Kontingent 2022/2023, aber bis dahin gibt es noch einige Hürden zu nehmen. So steht in den nächsten Tagen die Technik im Mittelpunkt.

Zwei britische Typhoon und ein deutscher Eurofighter fliegen in Formation über die rumänische Air Base.

Beim Besuch des Inspekteurs der Luftwaffe am 1. Juli flogen zwei britische Typhoon und ein deutscher Eurofighter in gemeinsamer Formation über die rumänische Air Base Mihail Kogalniceanu an der Schwarzmeerküste

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Der Kontingentführer des deutschen Anteils eAPSenhanced Air Policing South, Oberstleutnant Christoph Hachmeister, ist in seinem Heimatverband, dem Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ in Wittmund, stellvertretender Kommandeur der fliegenden Gruppe. Der 35-jährige Familienvater ist bereits seit 2014 Eurofighterpilot. Im folgenden Interview zieht er eine Zwischenbilanz.

Welchen Auftrag hat die Luftwaffe bei der Mission in Rumänien?

Oberstleutnant Hachmeister: Beim enhanced Air Policing South in Konstanza ist der Auftrag zweigeteilt: Zum einen unterstützen wir das britische Kontingent bei der Wahrnehmung des QRAQuick Reaction Alert-Auftrages. Quick Reaction Alert, auch Alarmrotte genannt, ist ein  wesentlicher Bestandteil zur Sicherung des NATO-Luftraums. Wir praktizieren diese Art der Luftraumüberwachung bereits seit Jahren täglich in Deutschland und in regelmäßigen Intervallen im baltischen Raum. Daher ist es für uns nichts Neues und wir können auf bewährte Verfahren und Abläufe zurückgreifen.

Die zweite Aufgabe lautet Interoperabilitätssteigerung. Damit ist gemeint, dass wir zukünftig in der Lage sind, Ressourcen zu reduzieren, indem wir beispielsweise Ersatzteile gegenseitig austauschen, gemischte Formationen fliegen, deutsche wie britische Piloten und Techniker Hand in Hand arbeiten oder denselben Gefechtsstand für die Operationsplanung nutzen. Dadurch könnte man mit weniger Material und Personal die Effizienz steigern. Um das zu erreichen, bedarf es natürlich eines umfassenden gemeinsamen Trainings. Da stehen wir erst am Anfang. Zurzeit wird begonnen, Verfahren zu entwickeln, nach denen eine vorschriftenkonforme technische Prüfung durch das Technikpersonal der jeweils anderen Nation unter Aufsicht durchgeführt wird.

Oberstleutnant Hachmeister im Gespräch mit dem Pressesprecher des NATO-Hauptquartiers in Ramstein, Oberstleutnant Dr. Ortmeier.

Oberstleutnant Hachmeister im Gespräch mit dem Pressesprecher des NATO-Hauptquartiers in Ramstein, Oberstleutnant Dr. Ortmeier

Bundeswehr/PAO eAPS


Was läuft gut und wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?

Oberstleutnant Hachmeister: Das Fliegen in Formation in unterschiedlichster Konfiguration, ob bewaffnet und unbewaffnet oder gemeinsam mit rumänischen MIG 21 und britischen Typhoon im Dreiergespann, klappt hervorragend. Das war aber auch keine Neuigkeit für uns, da alle Piloten, egal welcher Nation, heutzutage nach den gleichen NATO-Standards ausgebildet werden und wir bei Großübungen bereits seit Jahren gemeinsame Flugmanöver absolvieren. Ebenso sind Begrifflichkeiten und auch Codewörter vereinheitlicht.

Bei der Technik sieht es da schon anders aus: Zwar sind das Verständnis und das Know-how gleich, aber die jeweiligen nationalen Vorschriften und Regularien sind doch sehr unterschiedlich. Auch Zertifizierungen sind eine Herausforderung. So ist es zum Beispiel bisher aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich, Ersatzteile des britischen in einen deutschen Eurofighter einzubauen und umgekehrt. Das Gleiche gilt auch für den Grad der Qualifizierung des Personals. Es müssen die Vorschriften und rechtlichen Grundlagen geschaffen werden, damit beispielsweise ein deutscher Prüfer das Luftfahrzeug der Briten abnehmen, das heißt, den ordnungsgemäßen Betriebszustand bestätigen darf. Hier haben wir noch Nachholbedarf.

Beim Antreten verkündet der Kontingentführer die neuesten Maßgaben.

Oberstleutnant Hachmeister teilt seinen Soldatinnen und Soldaten die neuesten Maßgaben mit

Bundeswehr/PAO eAPS

Wie geht es jetzt weiter? Was sind die Ziele der zweiten Woche?

Oberstleutnant Hachmeister: Wir werden unseren Auftrag, das Air Policing, weiter fortführen, sind in diesem Bereich also bereits jetzt schon interoperabel. Da wir keinen gemeinsamen Gefechtsstand haben, werden in diesem Moment Überlegungen angestellt, wie wir trotzdem eine schnellstmögliche Alarmierung beider Partner gleichzeitig sicherstellen können. In dieser Woche liegt der Fokus jedoch ganz klar auf der Technik. Die Wartungscrews werden sich gegenseitig Abläufe und Verfahren näherbringen. Dazu werden wir unsere Trainingsflüge mit dem Briten und auch mit den Rumänen fortführen und so den Technikern die Möglichkeit geben, nicht nur dem jeweils anderen ‚über die Schulter zu schauen‘, sondern auch gemeinsame Arbeiten an den Eurofightern durchzuführen.

Der Kontingentführer zeigt das Patch der Mission aus seinem Eurofighter-Cockpit heraus

Eins der Kontingentpatche ist auf jedem Flug dabei!

Bundeswehr/PAO eAPS

Was ist Ihr Zwischenfazit nach etwa zehn Tagen eAPSenhanced Air Policing South in Rumänien?

Oberstleutnant Hachmeister: Ich bin sehr beeindruckt und muss meinen Leuten ein riesengroßes Kompliment machen: Mit einer sehr kleinen Gruppe von Experten und trotz fehlender Ersatzteile und unter widrigen Bedingungen, wie beispielsweise dislozierter Infrastruktur, keinem durchgehenden ‚Taxiway‘ und teilweise unter extremen Wetterbedingungen, haben es meine Soldatinnen und Soldaten geschafft, unsere Jets in die Luft zu bringen. Dies konnte nur durch einen immens hohen persönlichen Einsatz gelingen. In Wittmund nennen wir das den ‚Baron Spirit‘. Zum guten fliegerischen Ergebnis kommt mit dem ersten bewaffneten, deutsch-britischen Schutzflug am 1. Juli ein wichtiger Meilenstein hinzu. Jetzt gilt es noch, das ‚Groundhandling‘ zu verzahnen, also die Arbeit am Boden zu optimieren, mit Blick auf ein zukünftigen gemeinsamen Kontingentzeitraum mit dem Briten.

von Philippe Stupp

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