Luftwaffe

White Cell – Lageplanung bei Resilient Guard

White Cell – Lageplanung bei Resilient Guard

Datum:
Ort:
Daun
Lesedauer:
3 MIN

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Beißender Qualm dringt durch das Tarnnetz. Eine dichte, weiße Wolke vernebelt schnell die geparkten Fahrzeuge um den Command Post (CP), den Führungsleitstand der Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 24. Fast gleichzeitig verstummt das Brummen des Generators, der den CP mit Strom versorgt. Die Tür springt auf und Oberfeldwebel Klaus Precht realisiert schnell: der Generator brennt!

Zusätzlich zur Brandbekämpfung muss auch ein Verletzter versorgt werden.

Rauchschwaden im Führungsbereich der PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Stellung – der simulierte Brand des Generators

Bundeswehr/Max-Joseph Kronenbitter

Lagen bieten Abwechslung zum Routinedienst

Das ist nur eines von vielen Übungsszenarien (militärisch: Lagen), das bei der diesjährigen FlaRak-Übung Resilient Guard in der Eifel die FlaRak-Gruppen aus Husum (Schleswig-Holstein) und Bad Sülze (Mecklenburg-Vorpommern) auf Trab hält. Oberfeldwebel Dennis Streu, einer der „Erfinder“ dieser Lagen, beweist dabei immer viel Phantasie. „Die Grundüberlegung lautet dabei immer: Was kann beim Betrieb einer FlaRak-Staffel – außer einem Angriff auf das zu schützende Objekt – noch passieren?“, erklärt Streu, der hauptamtlich dem Erkundungsteam der 3. Staffel aus Bad Sülze angehört. Die zweite Frage stelle sich gleich danach: Welche Maßnahmen sollten daraufhin ergriffen werden?

Wenn der Bürgermeister mit dem Chef einen trinken will…

„Wir fangen immer ganz harmlos an“, berichtet Hauptfeldwebel Pascal Lingsch. Neben dem Sperrzonenausweis hängt noch ein weiterer Ausweis an seinem Parka, auf dem „White Cell“ steht. Die Kameraden dieser Zelle begleiten und bewerten nicht nur mit kritischen Augen den Aufbau der PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Stellung, sondern denken sich auch die Lagen aus. Zum Beispiel ein Verletzter beim Aufbau der S-Drahtrollen (tatsächlich gar nicht so ungewöhnlich); oder ein Bürgermeister, der in der Stellung auftaucht und den Staffelchef in seiner Gemeinde mit einer Flasche Sekt willkommen heißen möchte; oder zwei unangemeldete Journalisten, die penetrante Fragen stellen.

Unter Beobachtung eines Bewerters wird der Verletzte abtransportiert.

Bei den Löscharbeiten hat sich der Oberfeldwebel verletzt und wird von seinen Kameraden versorgt

Bundeswehr/Volker Muth

Hauptmann Laura B. verantwortet in der Einsatzleitung der „White Cell“ alle Lagen, die während der Übung eingespielt werden. „Neben den ganz pragmatischen Szenarien, wie der Kurzschluss bei einem Stromkabel, simulieren wir Angriffe mit Marschflugkörpern oder das Eindringen feindlicher Kampfjets in unseren Luftraum.“ So werde das Kerngeschäft der bodengebundenen Luftverteidigung geübt und die Soldatinnen und Soldaten in Ihren Einsatzstaffeln einsatzbereit gehalten.

Melden und zügig die Führungsfähigkeit sicherstellen

Klaus Precht ist inzwischen taumelnd zu Boden gestürzt. Kurz zuvor hat er noch mit einem bereitstehenden Feuerlöscher einen Löschversuch gestartet und sich dabei erheblich am Arm verbrannt. Zügig kümmern sich die aus dem Einlasskontrollpunkt (EKP) herbeigeeilten Kameraden um den Verletzten. Nachdem der ausgefallene Generator nicht so schnell ersetzt werden kann, entschließt sich Staffelchef Major Torben Krüger, zusammen mit dem Einsatzoffizier Oberleutnant Patricia Ohst und den wichtigsten Dokumenten seinen Command Post zu verlassen und wie festgelegt in den Wartungsstand auszuweichen. Es gilt, zügig die Kommunikation wiederherzustellen sowie Personal und Material zu ersetzen.

In einem Wartungscontainer stehen zwei Soldaten vor einem Laptop.

Kurz nach dem Generatorausfall ist der Staffelchef in den Wartungscontainer ausgewichen. Zusammen mit dem Einsatzoffizier bespricht er die Schadensbehebung.

Bundeswehr/Volker Muth

Lerneffekte für alle Dienstgrade

„Bei der Übung Resilient Guard können wir viel lernen“, so der Staffelchef, der erfreut ist, dabei in seiner Eifler Heimat gelandet zu sein. Die engen, bergigen Straßen seien für die LKW-Fahrer anspruchsvoll und viele junge FlaRak’er das erste Mal auf großer Übung. „Nicht zuletzt nutzen wir hier die Chance, Corona-bedingte Ausbildungsdefizite der Grundausbildung auszugleichen“, so Major Krüger. Über Funk hört er noch von einer ganz anderen Lage auf dem Fliegerhorst Büchel: Dort reagierten drei Bauarbeiter extrem aufgebracht, weil die Bundeswehr mit ihren schweren LKWs ihre frisch asphaltierte Straße ruiniert hätte. Deeskalierende Gesprächsführung ist gefragt – was der EKP-Führer und seine bewaffneten Soldaten ohne Anwendung weiterer Zwangsmaßnahmen gut geschafft haben.

Die Soldaten versuchen die aufgebrachten Bauarbeiter zu beruhigen.

Die Bauarbeiter beschweren sich am EKP, dass die Bundeswehr ihre Straße beschädigt hat

Bundeswehr/Dominik Fischer

Die schwierigste Herausforderung, die komplette Verlegung einer Stellung mitten in der Nacht, folgt erst, wenn Bürgermeister, Presse und Bauarbeiter überstanden worden sind…

von Max-Joseph Kronenbitter

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