Luftwaffe

Schweden: „Hier machen wir, was sonst keiner in der Luftwaffe macht“

Schweden: „Hier machen wir, was sonst keiner in der Luftwaffe macht“

Datum:
Ort:
Schweden
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Laser markieren das Ziel, Sekunden später erfolgt eine Explosion am Boden. Auf dem schwedischen Testgelände bei Vidsel – etwa 100 Kilometer südlich des Polarkreises – üben Eurofighter- und Tornadopiloten den Bombenabwurf, Raketenabschuss und mit der Bordkanone.

Vier Kampfflugzeuge in der Luft.

Eine bewaffnete Vierer-Formation Eurofighter auf dem Weg ins Zielgebiet, um Präzisionsbomben abzuwerfen

Bundeswehr/Smoker

Die Manöver der Jets finden unter Einsatzbedingen statt: Mit echten Waffen und scharfer Munition.
Dabei geht es in der aktuellen taktischen Phase, der Live-Weapons-Phase (LWP), des Waffenlehrerkurses um höchste Präzision. Verschiedene Bomben mit unterschiedlichen Fähigkeiten werden live eingesetzt und taktische Verfahren aus den vorhergehenden Phasen des Lehrgangs werden verifiziert.

Üben um zu perfektionieren

Für zwei Wochen haben die beiden Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ und 51 „Immelmann“ jeweils fünf Eurofighter und Tornados samt Crews und technischem Unterstützungspersonal nach Schweden verlegt. Als ein gemeinsames Kommando, unter Führung der Waffenschule, haben sie es sich zum Ziel gesetzt, den scharfen Waffeneinsatz nicht nur zu üben, sondern zu perfektionieren.

In den Cockpits sitzen zum Teil Waffenlehrer oder diejenigen, die es werden wollen: Teilnehmer des Waffenlehrerlehrgangs (Weapons Instructor Course / WICWeapons Instructor Course) 02/21. Das sind ausgesuchte Luftfahrzeugführer und Waffensystemoffiziere, die sich aufgrund ihrer Fähigkeiten für diese Ausbildung qualifiziert haben.

Tornado Kampfflugzeug beim Start.

1.000 Kilogramm wiegt die Guided Bomb Unit 24 (GBUGuided Bomb Unit-24). Sie ist die schwerste in der Luftwaffe.

Bundeswehr/Petersen
Ein Eurofighter beim Start.

Ein Eurofighter aus Laage mit dem Konterfei von General Steinhoff, den die Waffenschule für das Training nutzt

Bundeswehr/Petersen

Neben den Abwürfen der verschiedenen ( GBUGuided Bomb Unit-) Präzisionsbomben ist die nächste Herausforderung die Bekämpfung von Flugzielen in der Luft. Dazu werden Drohnen im Zielgebiet gestartet, die erfasst und bekämpft werden müssen. Die Eurofighter-Piloten können die Bedrohung über das Radar oder den Spezialhelm, den HEAHead Equipment Assembly-Helm ausfindig machen. Dabei ist jeder einzelne Schuss in ein hoch taktisches und dynamisches Szenario eingebunden.

Durchblick: Suchen – Erfassen – Bekämpfen

Der hier eingesetzte Lenkflugkörper IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled verfügt über einen abbildenden Infrarotsuchkopf. Damit kann er Ziele erfassen und verfolgen. Sein Einsatz findet unter enger Aufsicht vom Boden aus statt. In dem schwedischen Kontrollraum werden die Drohnen gesteuert und alle Radare sowie optische Sensoren bedient, um die Zielbekämpfung genau zu verfolgen und zu dokumentieren.

Pilot mit Helm im Kampfflugzeug.

Mit dem HEAHead Equipment Assembly-Helm (Head Equipment Assembly) behalten die Eurofighter-Piloten ihre Flugdaten und das Geschehen in der Luft im Auge

Bundeswehr/Petersen

Die deutschen Maschinen fliegen in den Luftraum über dem Testgelände. Das Leben der ferngelenkten Drohnen ist allerdings nur noch kurz, nachdem sie in Reichweite des jeweiligen Shooters geraten. „Wir fassen die unbemannte Drohne über unser Bordradar oder mittels des HEAHead Equipment Assembly-Helms auf und bekämpfen sie, wobei die kleinen Flugkörper gar nicht so leicht zu sehen sind“, beschreibt ein Eurofighter-Waffenlehrer den Ablauf. „In das Visier des HEAHead Equipment Assembly-Helms werden Waffenanzeigen, Flugreferenz- und Fluglagedaten eingespiegelt; Sensoren wie das Radar oder die Raketen-Suchköpfe können über den Blickwinkel gesteuert werden.“

Den Tornado-Crews der Luftwaffe, die mit anderen Helmen ausgestattet sind, bietet sich diese Möglichkeit dagegen nicht. Sie haben jedoch einen anderen Vorteil. Anders als im einsitzigen Eurofighter können sie die Aufgaben in ihrem zweisitzigen Kampfflugzeug und somit die Arbeitsbelastung beim Waffeneinsatz teilen. Der Luftfahrzeugführer fliegt den Jet, der Waffensystemoffizier bedient das Waffensystem.

Eurofighter in der Luft, der einen Lenkflugkörper abgefeuert hat.

Mit dem Lenkflugkörper IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled schießt der Eurofighter auf ein Luftziel

Bundeswehr/Petersen

Nichts für Einzelkämpfer

Auf mögliche technische Probleme ist das Kommando gut vorbereitet: „Falls sich eine Bombe oder Rakete mal nicht gelöst haben sollte, wird das Trägerflugzeug nach der Landung in einem speziell abgesperrten Bereich abgestellt“, erläutert Hauptmann Michael M. Er ist der Einsatzleiter für Waffen und Munition des „Steinhoff“-Geschwaders. „Nach einer gewissen Wartezeit wird die Munition dann von uns demontiert und der Grund für die Fehlfunktion gesucht. Für alle Techniker hat die Schweden-Kampagne einen besonderen Reiz“, ergänzt der Hauptmann. Am meisten gefalle ihnen die direkte Rückkopplung mit den fliegenden Besatzungen: „Gleich nach der Mission zu wissen, wie der Einsatz verlaufen ist, bestätigt die Wartungs-Crews in ihrer Arbeit und sorgt bei allen Kommando-Teilnehmenden für enorme Motivation und letztlich für starken Zusammenhalt.“

Respekt vor der Waffe

Zwei Soldaten bei der Inspektion von gesicherten Präzisionsbomben.

Der Kommandoführer von der Waffenschule Laage inspiziert mit einem Waffentechniker aus Jagel die gesicherten GBUGuided Bomb Unit-54 Bomben

Bundeswehr/Petersen

Oberstleutnant Dirk „Willi“ Pingel ist der Kommandeur der Waffenschule in Laage und führt das Kommando vor Ort in Schweden. Er beurteilt die Wertigkeit dieser Kampagne als insgesamt sehr hoch und sagt: „Den scharfen Waffeneinsatz mit fast dem gesamten Waffen-Portfolio der fliegenden Waffensysteme gibt es in dieser Form nur im Waffenlehrerkurs, sonst nirgends in der Luftwaffe. Hier lernen die Crews die vielen verschiedenen Waffen der Luftfahrzeuge auf unterschiedliche Weise so präzise einzusetzen, dass im Ernstfall wirklich nur das gegnerische Ziel getroffen wird und Verluste unter Unbeteiligten sowie Kollateralschäden vermieden werden. So etwas führt nur die Waffenschule durch. Wichtig ist vor allem der Respekt vor der Waffe – beim fliegenden, aber auch beim technischen Personal.“

von René Gutjahr

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

verwandte Inhalte