Von Kaunas bis Kapstadt: Ein A400M-Pilot berichtet
Von Kaunas bis Kapstadt: Ein A400M-Pilot berichtet
- Datum:
- Ort:
- Litauen
- Lesedauer:
- 3 MIN
Oberstleutnant Christoph S. ist Transportpilot beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf. Unter anderem fliegt er mit dem A400M Personal und Material nach Litauen. Der Lufttransport ist für den Erfolg der EFP-Battlegroup hier ein wesentlicher Faktor, stellt er doch die schnellste Verbindung für die Soldatinnen und Soldaten in das Einsatzland und zurück in ihre Heimat dar. Doch das ist nur ein kleiner Teil seiner weltweiten Flugaufträge, wie der 37-Jährige Christoph S. im Interview aus Kaunas berichtet.
Warum sind Sie Pilot geworden? Wie kam es, dass Sie den A400M fliegen?
Oberstleutnant Christoph S.: Als Kind war ich so fasziniert vom Fliegen, dass ich jedes Mal, wenn wir in den Urlaub flogen, darauf bestand, das Cockpit zu besuchen. Nach dem Schulabschluss entschied ich mich, Offizier bei der Luftwaffe zu werden und bewarb mich als Transportpilot. Die Luftwaffe wollte mich als Pilot der C-160 Transall. Ich flog die Transall, unsere „gute alte Dame“, neun Jahre lang. Dabei habe ich etwa 1.000 Flugstunden erreicht.
Transportflugzeuge waren schon immer meine bevorzugte Wahl. Die tolle Kameradschaft sowie der weltweite Einsatz machen diesen Job atemberaubend und immer wieder richtig spannend. Weil die Transall 2021 in ihrem letzten Dienstjahr ist und der neue Airbus A400M ihr Nachfolger wurde, habe ich nun die Möglichkeit bekommen, auf den A400M umzuschulen und diesen vier Jahre lang zu fliegen. Auf dem A400M habe ich jetzt etwa 400 Flugstunden erreicht, davon 200 als Aircraft Commander, also als verantwortlicher Luftfahrzeugführer.
Welche Bedeutung hat der Lufttransport für den Einsatz in Litauen und andere Einsätze?
Oberstleutnant Christoph S.: Wir führen regelmäßig logistische Einsätze nach Litauen durch. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Flugaufträge für die deutschen A400M. Der Lufttransport übernimmt heute auch die Air-to-Air-Betankung für andere Nationen in Jordanien, unterstützt den Transport von Einsatzkontingenten weltweit, stellt den strategischen Air MedEvacMedical Evacuation – die Evakuierung Verwundeter und Verletzter durch eine fliegende Krankenstation – für alle deutschen Einsätze sicher und unterstützt sogar beim Kampf gegen Covid-19.
Wie fliegt sich der A400M?
Oberstleutnant Christoph S.: Jeder Start mit den vier 11.000 PS starken Propellertriebwerken, die das Flugzeug in die Luft drücken, bereitet mir Gänsehaut und ein Lächeln. Von der alten Dame C-160 kommend, ist der hohe Automatisierungsgrad des neuen Flugzeuges beeindruckend. Die Integration der Crew in ein vollautomatisiertes und angepasstes Cockpit mit einem modernen Crew-Ressourcen-Konzept macht das Fliegen sicher und professionell.
Was war bisher Ihr aufregendster Flug?
Oberstleutnant Christoph S.: Der aufregendste Flug, den ich je hatte, war ein Flug mit der Transall während des Auslandseinsatzes in Afghanistan im Jahr 2012. Wir wollten in Kabul landen, als wir die Meldung bekamen, dass die Landebahn noch durch ein anderes Flugzeug blockiert war. Um Zeit zu gewinnen, mussten wir in einer Höhe von 500 Metern über der Stadt kreisen. Der Flugverkehr zu dieser Zeit war sehr hoch und es war unsicher, ob wir beschossen werden könnten. Aufgrund der Höhe der Stadt ist das Manövrieren zusätzlich erschwert, wodurch wir ständig damit rechnen mussten, über der Stadt in eine brenzlige Situation zu geraten. In dieser Situation war die Maschine schon stark an ihrer Belastungsgrenze.
Auf dem A400M hatte ich in meiner Ausbildung zum Aircraft Commander 2017 die Möglichkeit, den ersten Flug mit diesem Flugzeugtyp nach Kapstadt zu machen. Sowohl im Anflug als auch beim Abflug am nächsten Tag hatten wir strahlenden Sonnenschein. So konnten wir sogar einen Rundflug um den Tafelberg machen.