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Von der Luftwaffe zur USUnited States Navy: Vom Stabsunteroffizier zum Petty Officer First Class

Von der Luftwaffe zur USUnited States Navy: Vom Stabsunteroffizier zum Petty Officer First Class

Datum:
Ort:
Jagel
Lesedauer:
4 MIN

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Wie stellt man sich ein typisch deutsches Leben in Amerika vor? Für Petty Officer First Class (OR-6) Chris H. ist es ganz einfach, der zweiundvierzigjährige Soldat ist der Ansicht, er führt es schon: Chris fährt VW Passat, hat einen deutschen Schäferhund und eine mexikanische Frau, eben „typisch deutsch“ wie er meint. 

Ein Mann in amerikanischer Uniform vor einem grauen Jet.

Chris war Luftwaffensoldat, jetzt ist er bei der USUnited States Navy

Bundeswehr/Torsten Spalkhaver

Grüße Sie! Wir sind in Jagel bei der Übung Air Defender 23, Sie tragen amerikanische Uniform. Doch Sie sprechen perfekt Deutsch. Wie kommt das?

Chris: Danke. Ich bin hier in Hannover geboren und in Wunstorf aufgewachsen. 2002 bin ich zur Bundeswehr, ich war für drei Jahre beim Lufttransportgeschwader 62 (LTGLufttransportgeschwader 62), direkt am Heimatstandort.

Wie hat es Sie in die USA verschlagen?

Chris: Da ich damals als Stabsunteroffizier angefangen habe und leider nicht in die Feldwebellaufbahn konnte, habe ich mir gedacht, ich muss was anderes machen. So habe ich mich für Holloman beworben.

Sie sind also dienstlich über die Luftwaffe in die USA, auf die Holloman Air Base im Süden des USUnited States-Bundesstaates New Mexico. Doch wie kommt es, dass Sie jetzt die amerikanische Uniform tragen? Sind Sie einfach dortgeblieben?

Chris: Ich habe dort geheiratet und hatte dort 2010 mein Dienstzeitende. Durch meine erste Ehe mit einer Amerikanerin habe ich die Greencard, also die unbefristete Aufenthaltserlaubnis bekommen. Ich habe anfangs versucht, in den USA im zivilen Feld wieder Fuß zu fassen. Das hat dann bedauerlicherweise nicht geklappt. Deshalb bin ich 2011 wieder zum Militär gegangen. Dort hat man mir dann während der Grundausbildung die amerikanische Staatsbürgerschaft angeboten.

Wie lange waren Sie vorher als deutscher Luftwaffensoldat in Amerika stationiert?

Ich fünf Jahre in Holloman, bevor ich ausgeschieden bin.

Sie sind nahtlos aus Ihrer integrierten Verwendung in die USA immigriert, ging das ohne Probleme?

Chris: Genau, ich bin dortgeblieben und direkt immigriert. Probleme gab es nicht. Nur eben, dass der ganz normale Papierkram, um die Greencard zu bekommen, recht lange dauerte. Das war auch echt kostspielig. Aber da ich einen Anwalt hatte, ging es recht unkompliziert, weil ich die Unterlagen nicht selbst ausfüllen musste.

Man kann also, ohne Staatsbürger zu sein, mit der Greencard zur amerikanischen Armee. Sie sind damit, „back to the roots“ gegangen, Sie haben wieder das gemacht, was Sie kennen. Haben Sie dann auch wieder im Flugbetrieb gearbeitet?

Chris: Richtig. Zurück zu den Wurzeln. Mehr oder weniger. Ich war Bodengerätler bei der Bundeswehr und jetzt arbeite ich an Schleudersitzen und Klimaanlagen der F18.

Sie waren also zunächst für alle Geräte für den technischen Flugbetrieb um Luftfahrzeuge herum zuständig und jetzt geht es um Systeme in Flugzeugen. Aber nicht für die Luftwaffe, sondern für die United States Navy. Was gefällt Ihnen besser, United States Navy oder die deutsche Luftwaffe?

Chris: Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Doch wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach einfach Limonade.

War es schwer sich in Amerika zu integrieren, gab es Hürden?

Chris: Am Anfang war es schwer, das technische Englisch drauf zu bekommen. Die ganzen Begriffe. Das war nicht ganz so einfach, das hat aber zum Glück nicht so lange gedauert, aber es war eine Umstellung.  Reparaturanleitungen, die man gewohnt war auf Deutsch zu lesen, gab es dann eben nur noch auf Englisch.

Hat der Dienst bei der Luftwaffe Ihnen geholfen, sich in den USUnited States-Streitkräften einzuleben?

Chris: Hat er. Ich war 2005 in Termiz in Usbekistan stationiert. Ich hatte dort meinen ersten Kontakt mit der United States Air Force, als die damals über Termiz nach Kabul geflogen sind. Das hat damals schon mein Interesse geweckt. Und natürlich hat es einiges leichter gemacht, dass ich bereits in den USA stationiert war. Ich musste nicht umziehen, ich hatte schon ein Leben dort.

Wie sieht Ihr Dienstalltag jetzt aus?

Chris: Normalerweise bin ich auf dem Schiff. Wir arbeiten sieben Tage die Woche in Zwölf-Stunden-Schichten. Also wir arbeiten für zwölf Stunden und haben dann genauso lange frei. Man muss nur schnell in einen Rhythmus kommen und sich einen Alltag gestalten. Zum Beispiel nach der Arbeit ein Fitnessprogramm absolvieren, mit Kameraden Filme gucken oder einfach mal entspannen. Es ist wichtig körperlich, wie mental fit zu bleiben. 

Ist es anders, an einem Flugzeug auf dem Schiff zu arbeiten als an Land?

Chris: Ja schon, auf See kann es manchmal vorkommen, dass Ersatzteile nicht vorhanden sind, wir deshalb nicht weiterarbeiten können und es zu Engpässen kommt. Das stresst natürlich so Manchen sehr. Es ist ein anders Arbeiten. Ob auf See oder an Land, beide Arbeitsorte haben ihre „Challenges“, aber es macht immer Spaß. 

Wie haben Sie Air Defender 23 erlebt. Wie ist es in Deutschland?

Air Defender 23, ist für mich persönlich, super toll. Wir als Amerikaner sind hier mit offenen Armen empfangen worden. Ich konnte meine Familie in Deutschland besuchen. Ich durfte als Dolmetscher fungieren. Es ist eine große Ehre für mich, hier zu sein. 

Vielen Dank Petty Officer First Class Chris H. für das erfrischend offene Interview.

Ein Mann in amerikanischer Uniform, mit Sonnenbrille, hinter einem Jet.

Chris liebt Amerika, aber für Air Defender in Deutschland zu sein, ist für ihn etwas besonders

Bundeswehr/Torsten Spalkhaver

von Hülya Süzen

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