Luftwaffe

Vom Labor in den Eurofighter – Der Experte für Kerosin

Vom Labor in den Eurofighter – Der Experte für Kerosin

Datum:
Ort:
Ämari
Lesedauer:
3 MIN

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Circa 25.000 Liter Kerosin benötigen die deutschen Eurofighter der „Verstärkung Air Policing Baltikum 2020/2021“ (VAPB 2020/21) jeden Tag für ihre Flüge. Damit die Kampfflugzeuge jederzeit zuverlässig für Alarmierungen bereitstehen und sicher starten können, müssen sie vor jedem Flug mit der richtigen Treibstoffsorte betankt werden. Hierfür sorgt ein speziell ausgebildeter Fachmann am Boden: der Betriebsstofffeldwebel – ein Chemielaborant in Uniform.

Hauptfeldwebel Martin S. untersucht in seinem mobilen Labor mit einem Messzylinder die Kerosinqualität.

Kraftstoffanalyse auf der Ämari Air Base in Estland

Bundeswehr/Niels Juhlke

Bereits bevor die ersten Kampfflugzeuge der Mission VAPB 2020/21 in Estland landen, ist daher Martin S. vor Ort. Im Vorkommando der Mission, also vor der Ankunft der meisten anderen Soldaten, nimmt er sein mobiles Labor für Flugkraftstoffe in Betrieb. Der 39-jährige Hauptfeldwebel sorgt in diesem Laborcontainer dafür, dass die Eurofighter jederzeit mit dem passenden Treibstoff in hoher Qualität versorgt werden können.

Der Container mit dem mobilen Labor für Flugkraftstoffe wird auf der Ämari Air Base in Estland durch einen Kran aufgestellt.

Der Container mit dem mobilen Labor für Flugkraftstoffe wird auf der Ämari Air Base in Estland aufgestellt

Bundeswehr/Niels Juhlke
Hauptfeldwebel Martin S. und Stabsunteroffizier Ronny K. entpacken auf der Ämari Air Base in Estland Ausrüstung aus einer Kiste

Hauptfeldwebel Martin S. und Stabsunteroffizier Ronny K. entpacken auf der Ämari Air Base in Estland Ausrüstung für das mobile Labor für Flugkraftstoffe

Bundeswehr/Niels Juhlke

Direkt nach ihrer Ankunft sollen die deutschen Jets das erste Mal auf der Ämari Air Base betankt werden. Das Kerosin im Tanklager ist jedoch noch nicht mit den passenden Additiven (Zusatzstoffen) versehen. Aus diesem Grund überwacht Martin S. das Befüllen der Tanklaster und das „Verfeinern“ des Kerosins mit den benötigten Additiven über eine Dosieranlage auf seinem Weg vom Tanklager in den Tankwagen. So wird aus dem zivil genutzten Kraftstoff Jet A1, mit dem beispielsweise Linienflugzeuge betankt werden, der militärische Kraftstoff mit dem NATO-Code F34. Dieser Kraftstoff enthält als Zusatz einen sogenannten FSII „Fuel System Icing Inhibitor“ (FSII), und verhindert so die Bildung von Eiskristallen in Kraftstofftanks und -leitungen. Im Gegensatz zu zivilen Linienflugzeugen besitzt der Eurofighter keine beheizten Treibstofftanks und benötigt daher diese Kerosinsorte.

Genaue Qualitätskontrolle vor dem Betanken

„Hier in Estland testen wir in unserem Labor vor der ersten Betankung der Jets, ob die Qualität und Zusammensetzung des Treibstoffs stimmt“, erklärt Martin S., der bereits zum vierten Mal mit der Bundeswehr im Einsatz ist. Nicht nur in Ämari sind die Fachleute für Betriebsstoffe gefragt – auch in anderen Einsätzen, wie zum Beispiel in Afghanistan oder Jordanien, sorgen sie für die optimale Treibstoffqualität.

Zwei Soldaten stehen an einer Leitung neben einem Tankwagen und entnehmen eine Treibstoffprobe

Entnahme einer Kerosinprobe am Tanklaster durch Hauptfeldwebel Martin S. und Stabsunteroffizier Ronny K.

Bundeswehr/Niels Juhlke

In seinem sandfarbenen Laborcontainer voller moderner Messtechnik macht sich der Hauptfeldwebel an die Arbeit: Zunächst wird eine Probe des Kraftstoffs mit destilliertem Wasser gemischt. Das beigemischte Additiv gegen Vereisung löst sich und setzt sich im destillierten Wasser ab. Mit einem sogenannten Refraktometer kann anschließend über eine optische Skala die Konzentration des Zusatzstoffes im Treibstoff festgestellt werden. „So können wir prüfen, ob die Dosieranlage richtig funktioniert und die korrekte Konzentration des FSII-Additivs beigemischt hat, damit der Schutz gegen Vereisung in Tanks und Leitungen des Flugzeugs gewährleistet ist“, erläutert der 39-Jährige.

Mit einem Refraktometer untersucht Hauptfeldwebel Martin S. den Gehalt des Eisbildungsverhinderungsadditivs im Kerosin.

Mit einem Blick in ein Refraktometer untersucht Hauptfeldwebel Martin S. den Gehalt des Eisbildungsverhinderungsadditivs im Kerosin

Bundeswehr/Niels Juhlke

Neben weiteren Tests prüft Martin S. noch das Verhalten des Kraftstoffs gegenüber Wasser, um festzustellen, ob die Filteranlagen am Tankwagen korrekt funktionieren. Hierzu schüttet er in einen Messzylinder, der aussieht wie ein hohes Reagenzglas, Kerosin auf eine Pufferlösung. Diese Lösung aus destilliertem Wasser und Salzen erfüllt einen besonderen Zweck: „Durch die klare Trennung zwischen Treibstoff und der Lösung können wir hier feststellen, ob die Filteranlage am Tankwagen Verunreinigungen zuverlässig herausgefiltert hat“, so der Betriebsstofffeldwebel.

Hauptfeldwebel Martin S. untersucht in seinem mobilen Labor mit einem Messzylinder die Kerosinqualität.

Hauptfeldwebel Martin S. untersucht in seinem mobilen Labor mit einem Messzylinder die Kerosinqualität

Bundeswehr/Niels Juhlke

Chemielaborant in Uniform – ein verantwortungsvoller Beruf

Nachdem das Kerosin alle Tests bestanden hat, steht der ersten Betankung der für die nächsten Monate in Ämari stationierten Eurofighter nichts mehr im Wege. Die Arbeit für Martin S. ist damit jedoch noch nicht abgeschlossen: Der Hauptfeldwebel, der in der Heimat in der Nachschub- und Transportstaffel des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ in Rostock-Laage arbeitet, ist neben der Qualitätssicherung des Flugkraftstoffs für die Nachweisführung der Betriebsstoffe zuständig. Die verbrauchten Treibstoffmengen werden durch ihn in SAP erfasst, gebucht und verwaltet, um stets einen Überblick über die verbrauchten Mengen zu behalten.

Für diesen verantwortungsvollen Job hat S. zunächst eine zivile Ausbildung zum Chemielaboranten absolviert. Vor dem militärischen Lehrgang zum Betriebsstofffeldwebel beim Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe muss außerdem noch die Qualifikation zum Materialbewirtschaftungsfeldwebel an der Logistikschule der Bundeswehr erworben werden. „Das spannende an meinem Beruf ist die Abwechslung, die ich jeden Tag erlebe. Ich habe keinen reinen Bürojob und komme mit vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen in Kontakt“, resümiert der 39-Jährige. Durch seinen Einsatz im ersten deutschen Kontingent VAPB 2020/21 trägt er einen wichtigen Teil zum sicheren Flugbetrieb der deutschen Eurofighter bei, die von Ämari aus den NATO-Luftraum über dem Baltikum sichern.

In einer Halle wird ein Eurofighter betankt. Ein Soldat überwacht den Betankungsvorgang.

Nach erfolgreicher Qualitätskontrolle wird ein Eurofighter auf der Ämari Air Base mit Kerosin der Sorte F34 betankt

Bundeswehr/Niels Juhlke
von Daniel Waite

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