Väter sind auch im Dienst Vorbilder
Väter sind auch im Dienst Vorbilder
- Datum:
- Ort:
- Neuburg an der Donau
- Lesedauer:
- 3 MIN
Emilia und Julia kennen sich von Kindesbeinen an. Ihre Väter sind beide Kompaniefeldwebel im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 (TaktLwG 74). Seit die Mädels in die Fußstapfen ihrer Väter getreten sind, leisten alle vier Dienst im Geschwader. Welche Erfahrungen haben sie mit dieser besonderen Konstellation gemacht?
Alles fing im Allgäu in Steingaden an: Die Familien K. und M. lernen sich im Jahr 2004 auf einer Familienrüstzeit der Militärseelsorge kennen. Horst und Martin, die beiden Familienoberhäupter, sind beide als Berufssoldaten im damaligen Jagdgeschwader 74 tätig. Die Töchter Emilia und Julia sind jeweils in der ersten Klasse und verstehen sich auf Anhieb. Es passt einfach zwischen den Familien. Dass knapp 20 Jahre später beide Papas im Dienstgrad Oberstabsfeldwebel als Staffelfeldwebel, also Spieß, im Geschwader tätig sind, kann damals noch niemand erahnen.
Soldat: „Kein alltäglicher Beruf“
Genauso wenig ist absehbar, dass die Töchter Julia und Emilia als Zeitsoldatinnen ebenfalls dem Verband, der inzwischen in Taktisches Luftwaffengeschwader 74 umbenannt wurde, als Soldatinnen angehören. Emilia K. ist Oberfeldwebel und genauso wie ihre Freundin Julia M., Stabsunteroffizier, im Personalwesen tätig. „Jedoch sind wir alle in unterschiedlichen Einheiten eingesetzt“, berichtet Julia. „Darauf wurde bei der Einplanung bereits geachtet“, fährt sie fort. Ihr Vater Martin ergänzt: „Das wäre problematisch, wenn ich als Spieß mit meiner Tochter in der gleichen Einheit wäre. Jedoch auf Kommando oder temporären Projekten würde es wohl funktionieren, bisher kam es aber noch nicht dazu“, ergänzt er. Beide Väter berichten mit viel Stolz über die besondere Berufswahl ihrer Töchter. „Als Soldaten tragen wir besondere Verantwortung und deshalb sollten beide Soldatinnen die soldatischen Tugenden, die sie lernen, beibehalten.“
Die beiden jungen Frauen sehen ihre Väter durchaus als Vorbilder: „Wie sie mit Menschen umgehen, da kann man sich durchaus das Eine oder Andere abschauen“, bewundert Emilia, und Julia ergänzt, „dass ihren Vätern als lebensälteren Soldaten viel Respekt entgegengebracht wird“. So verwundert es nicht, dass sich die beiden Personalarbeiterinnen manchmal Tipps bei den Vätern holen, wenn es kompliziert wird. „Gerade in Konflikt- und Kritiksituationen ist es gut, sich einen Ratschlag beim Papa zu holen.“
Umgekehrt greifen die Väter gerne „Updates“ in fachlicher Hinsicht ab, weil die Laufbahnausbildung der beiden jungen Soldatinnen natürlich aktueller ist als die der Oberstabsfeldwebel. Trotzdem unterbleibt das Besprechen von dienstlichen Angelegenheiten im privaten Bereich. „Dienstlich haben wir so gut wie keinen Kontakt. Privat reden wir manchmal über allgemeine Bundeswehr-Themen, aber nie über einzelne Angelegenheiten“, stellt Horst K. klar.
Einsätze gehören dazu
Aber wie ist es mit Einsätzen? „Einsätze gehören zum Beruf mit dazu“, erzählt Martin M., der viereinhalb Monate in Afghanistan war, als Julia gerade mal zehn Jahre alt war. „Wir konnten täglich telefonieren, Skype hat damals noch nicht wirklich gut funktioniert. Trotzdem hat es gutgetan, sich wenigstens jeden Tag zu hören“, erzählt Julia ihre damaligen Erlebnisse, als der Papa im Einsatz war. „Die Ukrainekrise hat diesbezüglich nochmal zum Nachdenken angeregt“, berichtet Emilia, „die Bedrohung in Europa wurde von heute auf morgen konkreter.“ Die Väter würden sich sicherlich beide um ihre Töchter sorgen, falls der Einsatzbefehl kommt, „aber Einsätze gehören nun einmal dazu“, bekräftigt auch Horst K. die Sichtweise seines Kameraden.
Mit Rat und Tat, Seite an Seite
Auf die Frage, welchen Tipp die Väter den Töchtern für die Bundeswehr geben könnten, antworten sie übereinstimmend, dass sie es nie bereut haben, Berufssoldaten zu werden. Martin meint „sie sollen es so lange machen, wie sie motiviert dafür sind und alle Weiterbildungsmöglichkeiten, die die Bundeswehr bietet, annehmen.“ Horst K. gibt den beiden einen wichtigen Rat mit auf den Weg, den er selbst als junger Personalfeldwebel von einem erfahrenen Kameraden erhalten hat: „Behandle jeden Personalvorgang so, als wäre es dein eigener“, betont er und weist damit auf die besondere Verantwortung eines Personalbearbeiters hin.
Die jungen Damen raten den Vätern so zu bleiben wie sie sind. „An ihnen kann man sich ein Beispiel nehmen“, sagen sie übereinstimmend. Ob die beiden auch den Schritt zum Berufssoldaten wagen, lassen sie aber noch offen. „Grundsätzlich gefällt es mir sehr gut“, sagt Julia, „aber ich lasse mir damit noch etwas Zeit.“ Wenn die Entscheidung ansteht, werden die beiden Väter sicher zurate gezogen.