VAPB — Aufbau des DCRCDeployable Control and Reporting Centre in Litauen
VAPB — Aufbau des DCRCDeployable Control and Reporting Centre in Litauen
- Datum:
- Ort:
- Litauen
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Mitte September – die Tage werden im Baltikum bereits kürzer und der erste Herbststurm trifft mit voller Wucht auf die Ostseeküste. Noch im Landesinneren, 150 Kilometer von der Küste Litauens entfernt, ist der Sturm auf dem Fliegerhorst Siauliai deutlich zu spüren. Auf dem weitläufigen Gelände findet sich zwischen Hallen der litauischen Luftwaffe und der Startbahn des Flugplatzes ein kleines Feldlager mit vielen olivfarbenen Zelten und Containern: Für die nächsten Monate ist dies der Wohn- und Dienstort für circa 90 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr.
Während im Hintergrund italienische Eurofighter der Mission „Baltic Air Policing“ starten, bereiten sich die Frauen und Männer im deutschen Feldlager auf ihren eigenen Beitrag zur Luftraumsicherung im baltischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraum vor. Die Soldaten, zum größten Teil aus dem Einsatzführungsbereich 3 in Holzdorf/Schönewalde, werden ab dem 12. Oktober ihren weltweit verlegefähigen Luftverteidigungsgefechtstand (Deployable Control and Reporting Centre, DCRCDeployable Control and Reporting Centre) in Betrieb nehmen. „Wir unterstützen mit unserem DCRCDeployable Control and Reporting Centre die Luftlageerstellung im Baltikum, zusätzlich zu den stationären Control and Reporting Centres (CRCs) in Estland, Lettland und Litauen“, erläutert Oberstleutnant Matthias B. Der 41-jährige stellvertretende Kontingentführer ist Projektoffizier für die Verlegung des DCRCs und Einsatzstabsoffizier. Seit circa einem Jahr plant B. mit seinem Team die Verlegung von Personal und Material ins Baltikum.
„Ich bin beeindruckt davon, was unser Aufbaukommando zusammen mit dem Feldlagerbetriebspersonal hier auf der ‚grünen Wiese‘ geschaffen hat“, so Matthias B. mit Blick auf das bereits errichtete Feldlager. Je zwei bis vier Soldaten sind in die fertig aufgestellten Zelte eingezogen, die über dieselbetriebene Aggregate beheizt werden. Dank der Zusammenarbeit von Spezialpionieren der Streitkräftebasis aus Husum und den Soldaten aus Holzdorf/Schönewalde können sich die vor wenigen Tagen eingetroffenen Kontingentangehörigen jetzt auf den Aufbau ihrer Systeme im DCRCDeployable Control and Reporting Centre konzentrieren.
Die Container stehen – nun zieht die Technik ein
Damit der Gefechtsstand mit dem Rufzeichen „Redhawk“ in Betrieb genommen werden kann, muss in den nächsten Wochen die gesamte ITInformationstechnik in den noch leeren Hüllen der Container eingerichtet und angeschlossen werden. „Unser Ziel und gleichzeitig eine Herausforderung für alle Beteiligten ist die Integration unseres DCRCs ins BALTNET (Baltic Air Surveillance Network) sowie die Teilnahme am NATINAMDSNATO Integrated Air and Missile Defence System (NATONorth Atlantic Treaty Organization Integrated Air and Missile Defence System)“, fasst Oberstleutnant B. zusammen. Diese Datenanbindungen ermöglichen es den Holzdorfer Soldaten Kampfflugzeuge bei ihren Missionen im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraum über Estland, Lettland und Litauen zu führen – zum Beispiel deutsche Eurofighter, die noch bis April 2021 in Estland stationiert sind. Das DCRCDeployable Control and Reporting Centre in Siauliai ist dabei bis Ende November ebenfalls Teil der Mission „Verstärkung Air Policing Baltikum 2020/21“ (VAPB 2020/21), der die Eurofighter im Norden des Baltikums angehören. Außerdem können so Ausbildungsmaßnahmen für das Flugführungspersonal in den stationären CRCs unterstützt werden, bei denen zum Beispiel das Identifizieren oder Abfangen von unbekannten Luftfahrzeugen geübt wird.
Neben den technischen Herausforderungen im DCRCDeployable Control and Reporting Centre muss auch der Feldlagerbetrieb durch die Soldaten gemeistert werden. „Bei mir laufen dabei die organisatorischen Fäden zusammen: vom Essen über die Technik im DCRCDeployable Control and Reporting Centre bis hin zum Sanitärmodul“, fasst B. zusammen. Mit den Fachleuten für die einzelnen Bereiche behält Matthias B. dabei den Überblick über das Gesamtvorhaben.
Leben im Feldlager: Erfahrungsgewinn trotz Entbehrungen
Während B. sich auf den Weg zum nächsten Termin im Feldlager macht, ist Stabsfeldwebel Sören E. im Betreuungszelt mit seinen Soldaten im Gespräch. Als „Spieß“ hat Sören E. nicht nur im Einsatz immer ein offenes Ohr für seine Soldaten. Der 43-jährige Kontingentfeldwebel ist einer der Fachleute, die in den Aufbau des Feldlagers eingebunden waren. „Über die vergangenen Wochen war ich mit Absprachen mit den litauischen Gastgebern beschäftigt, um dafür zu sorgen, dass von der Verpflegung bis zur Wäsche der Dienstbekleidung alles organisiert ist“, erklärt er. Bereits bevor die meisten Soldatinnen und Soldaten eingetroffen sind, ist der 43-Jährige aus Holzdorf daher vor Ort. Er ist mit seinen Soldaten unter anderem für den Betrieb der Betreuungseinrichtung für die Kameradinnen und Kameraden im Feldlager zuständig. In diesem großen Zelt hat das Personel zum Beispiel die Möglichkeit, Darts oder Kicker zu spielen und so auch unter Einsatzbedingungen ein wenig Ablenkung vom Feldlageralltag zu finden.
Durch ihren Einsatz in Litauen zeigen die Angehörigen des DCRCs nicht nur, dass sie in der Lage sind, ihr komplexes System zur militärischen Luftraumüberwachung weltweit einzurichten und einzusetzen. Auch der Betrieb und das Leben unter erschwerten Bedingungen im Feldlager werden geübt. Der Beitrag jeder und jedes Einzelnen wird hierbei insbesondere im Baltikum sehr geschätzt. „Wir als Bundeswehrsoldaten werden in Estland, Lettland und Litauen im Einsatz für die NATONorth Atlantic Treaty Organization äußerst positiv aufgenommen und fühlen uns auch von Seiten der Bevölkerung willkommen“, fasst Oberstleutnant Matthias B. seine persönlichen Erfahrungen zusammen. „Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen auch wenn die Entbehrungen des Feldlagerlebens insbesondere in der kälteren Jahreszeit mit Komforteinbußen für uns alle verbunden sind.“