Luftwaffe
Jobportrait Display-Pilot

Unser Mann an fernen Himmeln

Unser Mann an fernen Himmeln

Datum:
Ort:
Neuburg an der Donau
Lesedauer:
4 MIN

Für ihn ist es ein Traumjob. Hauptmann „Noble“ fliegt weltweit Shows mit seinem Eurofighter. Was von außen einfach cool aussieht, ist harte Arbeit und Leistungssport. Mit seinen Flugvorführungen wird er demnächst bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung) in Berlin und bei der Übung Pacific Skies zu sehen sein.

Ein Pilot mit Anti-G-Anzug im Profil, im Hintergrund ein Eurofighter

Hauptman „Noble“ ist leidenschaftlicher Eurofighter-Pilot beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau

Bundeswehr/Germaine-Noelle Lavinia Nassal

Donnernd jagt der Kampfjet über die Köpfe der erwartungsvollen Besucher hinweg. Der Lärm der orange brennenden Triebwerke zerreißt dröhnend die Stille am Himmel und löst unten freudige „Aahs“ und „Oohs“ aus. Dann dreht er zwei Schrauben und steigt senkrecht in den Himmel. Genauso hat Pilot „Noble“ – so sein Rufname über Funk – es schon viele Male vorgeführt. Mit einer Geschwindigkeit von 250 Metern in der Sekunde muss er sich seiner Sache sicher sein, denn ein falsches Zucken am Steuerknüppel wäre fatal. Doch „Noble“ ist topfit und gut ausgebildet.

„Am Fliegen begeistern mich die Freiheit und die Technik“, sagt der Hauptmann. Sein Display ist eine Abfolge verschiedener Flugmanöver, die das Leistungsspektrum des Eurofighters zeigen. Die Choreografie hat „Noble“ selbst erstellt und auf seinen sportlichen Flugstil abgestimmt: „Mein Display zeigt viel Nachbrenner und der Schub liegt oft bei 9g.“ 9g heißt: Auf Mensch und Maschine wirken die Kräfte der neunfachen Erdbeschleunigung. „Ich mache das nicht für mich, sondern für die Zuschauer, die ich begeistern will. Aber ich habe auch Spaß dabei.''

Die Luftwaffe hat zwei Display-Piloten

„Noble“ ist einer von zwei Display-Piloten der Luftwaffe und wollte nie etwas anderes machen. Schon als er noch ein Kind war, zeigte ihm sein Vater, der als Feuerwehrmann am Fliegerhorst Neuburg arbeitete, das Cockpit einer Phantom. Mit 17 trat er selbst in die Bundeswehr ein und ließ sich zunächst zum Fluggerätmechaniker ausbilden. Danach durchlief er den fordernden Auswahlprozess für Piloten. Später erwarb er auf der Sheppard Air Force Base in den USA die militärische Pilotenlizenz. Wie er das geschafft hat? „Vor allem durch Selbstdisziplin“, sagt „Noble“. Denn hinter seiner Coolness steht eine anspruchsvolle Ausbildung.

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So atemberaubend Flugvorführungen schon vom Boden aus wirken — im Eurofighter selbst ist es noch viel spektakulärer. Also anschnallen und anklicken: Hauptmann „Noble“ bei einem seiner Display-Flüge.

Der coolste Nebenjob der Welt

„Nobles“ Flugkünste sind nicht nur ein Hingucker. In seinem Dienstalltag erfüllen sie einen wichtigen Zweck. Er ist Staffelpilot der QRAQuick Reaction Alert beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg und verantwortlich dafür, unbekannte Luftfahrzeuge im deutschen Luftraum zu überprüfen und gegebenenfalls militärische Maßnahmen einzuleiten. Dass er nebenbei noch als Display-Pilot bei internationalen Flugshows die Fähigkeiten des Eurofighters demonstriert, sieht er als Abwechslung. „Display-Pilot ist mit Abstand der coolste Nebenjob, den man bekommen kann!“ 

Anders als die Luftwaffen anderer Länder hat die Bundeswehr keine eigene Kunstflugstaffel. Wenn es aber einmal eine gäbe „… wäre ich der Erste, der mitmacht“, ergänzt „Noble“ den Satz und lacht. Alle drei Jahre wechselt das Geschwader, aus dem der Display-Pilot kommt. Der jeweils „Neue“ wird ein Jahr lang von seinem bereits displayerfahrenen Kameraden ausgebildet.

„Noble“ liebt nicht nur das Ausreizen von Hightech — natürlich immer unter Einhaltung internationaler und nationaler Sicherheitsrichtlinien —, sondern auch den Kontakt zum Publikum weltweit. „Ich lerne bei den Veranstaltungen viele interessante Menschen kennen. Auch ‚Flugverrückte‘, die mit ihrem Wohnmobil von Airshow zu Airshow reisen“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Es sei immer etwas Besonderes, die Begeisterung fürs Fliegen mit anderen zu teilen.

Vier Soldaten mit verschränkten Armen stehen vor einem Eurofighter

„Noble“ (3. v. l.) war selbst früher Fluggerätmechaniker. Heute kann er sich voll auf sein Team verlassen.

Bundeswehr/Germaine-Noelle Lavinia Nassal
Ein kopfüber fliegender Eurofighter.

Alles steht Kopf – in drei Dimensionen muss „Noble“ den Überblick behalten und darf keine Fehler machen

Bundeswehr/Germaine-Noelle Lavinia Nassal

Unfassbar laut, unfassbar viel Spaß

Die schönsten Erinnerungen hat der Hauptmann an das ZigAirMeet 2023 im schweizerischen Mollis. Der Flugplatz liegt in einem Tal, deshalb musste er sein Display zwischen zwei Bergen präsentieren: „Das war unfassbar laut, unfassbar eng und es machte unfassbar viel Spaß“, erinnert er sich. Außerdem flog er auf dem Slovak International Air Fest in der Nähe von Bratislava, auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin und beim Antidotum im polnischen Leszno. 

Im Juni wird er wieder bei der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin sein. Er freut sich, den Besuchern in Berlin persönlich zu begegnen, denn beim letzten Mal, 2022, flog er sein Display von Laage in Mecklenburg-Vorpommern aus, also ohne selbst vor Ort zu sein. Eine weite Anreise hat er dann nach Indien zu Pacific Skies, wo er im August bei der Übung Tarang Shakti 1 seine Fähigkeiten präsentieren wird.

Wie genau er an sein Call sign, den Funkrufnamen „Noble“ gekommen ist, möchte der 34-Jährige nicht verraten. Nur so viel: Seine Kameraden haben den für ihn ausgesucht. Noble kommt aus dem Englischen und bedeutet „edel“ oder auch „ehrenhaft“. Die Wertschätzung im Team ist gegenseitig: „Die Kameradschaft meiner kleinen Gruppe ist einmalig. Wenn ich Linienpilot wäre, wüsste ich nicht sicher, wer mich am nächsten Tag begleitet. Hier weiß ich, dass ich morgen wieder mit einem meiner Buddys unterwegs bin.“ 

Manchmal jedoch ermahnen ihn seine Fluggerätmechaniker, wenn sie nach einem Display seine Flugdaten auswerten. Aber „Noble“ weiß, was sein Eurofighter aushalten kann. Ganz zur Freude der nächsten Zuschauer unter fernen Himmeln.

von Jonas Herrmann

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