Transportables Radar übernimmt die Luftraumüberwachung
Transportables Radar übernimmt die Luftraumüberwachung
- Datum:
- Ort:
- Grafenwöhr
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf dem Döbraberg musste die Radaranlage umgebaut werden. In dieser Zeit übernahm dort ein transportables Großraumradarsystem die Luftraumüberwachung Deutschlands.
Um auch während der Umbaumaßnahmen am stationären Radar auf dem Döbraberg die erforderlichen Radardaten bereitstellen zu können, beauftragte das Zentrum Luftoperationen (ZLO) den Einsatzführungsbereich 3 mit der Unterstützung. Die Brandenburger verfügen über ein Großraumradarsystem RAT 31 DL/MD-Band long range / mobile. Vorteil: Es lässt sich transportieren. So konnte der Luftraum während der Baumaßnahmen uneingeschränkt überwacht werden.
Die Geräte vom Typ RAT 31 sind schnell und flexibel überall auf der Welt einsetzbar. Während einer Wartung oder bei technischen Anpassungen an ortsfesten Radarstationen übernimmt eines der zwei Großraumradargeräte diese Aufgabe.
Strahlung einer überdimensionalen Mikrowelle
Der Grund für die Baumaßnahmen auf dem Döbraberg war das knapp 30 Jahre alte Radom. Als Radom bezeichnet man die geschlossene, kugelförmige Schutzhülle, die das eigentliche Radargerät umgibt. Sie dient in erster Linie dem Witterungsschutz. Die Hülle war im jahrzehntelangen Einsatz gealtert und musste getauscht werden.
Solange das Radar in Betrieb ist, besteht Strahlungsgefahr. „Sie müssen es sich wie eine große Mikrowelle vorstellen“, erklärt Hauptmann Benedikt Fleissner, Technischer Offizier der Radarstellung. Es entstehen zum Teil starke elektromagnetische Wellen. Aus diesem Grund dürfen Techniker zur Wartung oder zu Bauarbeiten nur dann an das Radargerät herantreten, wenn das System komplett abgeschaltet ist.
Großraumradargerät auf Tour
Die Einsatzgruppe, die das transportable Radar betreut, ist üblicherweise im brandenburgischen Schönewalde stationiert. Um die Aufgaben des stationären Radars zu übernehmen, musste das Großraumradarsystem auf den etwa 350 Kilometer entfernten oberfränkischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr gebracht werden.
Der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppenübungsplatz wurde 1910 gegründet und gehört mit seinen über 22.000 Hektar Fläche zu den größten Übungsplätzen Europas. Er wird von der USUnited States-Army verwaltet und ist Teil der U.S. Army Garnison Bavaria mit Hauptsitz in Grafenwöhr. Er dient auch der Bundeswehr und anderen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten als Übungseinrichtung.
Erkundung, Planung, Verlegung
Ein derartiges Projekt ist mit vielen Vorbereitungen verbunden. Die Planung des Transports, die Errichtung eines Feldlagers, die Verpflegung der Soldaten während des Einsatzes, die militärische Sicherung der Großraumradarstellung und die Sicherstellung der Datenanbindung sind nur ein Teil der nötigen Planung im Vorfeld.
Die Soldaten leisten rund um die Uhr, sieben Tage die Woche Schichtdienst. Daher müssen neben den Arbeitsplätzen auch Unterkünfte und sanitäre Anlagen aufgebaut werden. Das sind oft Zelte oder Container. Zur Absicherung des Feldlagers muss auch eine Sperrzone inklusive Zaun mit Sicherungsdraht geplant und aufgebaut werden.
Schnell aufgebaut und einsatzbereit
Das Radarsystem und die dazugehörigen Komponenten wie Stromversorgung und Datenverarbeitungsanlagen können auf Lastkraftwagen transportiert werden. RAT 31 DL/MD-Band long range / mobile steht für Radar Avistamento Terrestre. Eine italienische Bezeichnung für „Bodengebundenes Aufklärungsradar”. Die Buchstaben DL/MD-Band long range / mobile bedeuten D-Band, Long Range und Mobile. Das Radarsystem besteht aus einer einklappbaren Antenne, einem Gerätebehälter und einer eigenen Energieversorgung. Die Einzelteile sind in 20-Fuß-Containern untergebracht und bei Bedarf auch lufttransportfähig. So kommt das Radar schnell von Ort zu Ort.
Enorme Aufklärungsreichweite
Das Gerät ist in der Lage, Ziele in einer Entfernung von bis zu 250 Kilometern und in bis zu 30 Kilometern Höhe aufzufassen und zu begleiten. Es gibt dabei die Entfernung, Richtung und Höhe an.
In den meisten Fällen befindet sich in den Einsatzstellungen keine ITInformationstechnik-Infrastruktur. Somit werden die Radardaten mittels Satellitenverbindungen übertragen. Das wichtigste Standbein bei der Übertragung in und aus den Einsatzstellungen heraus, ist das Satellitenkommunikationssystem der Bundeswehr (SATCOMBw). Das System ist mobil und schnell einsetzbar. Der Aufbau dauert nur rund 45 Minuten. Mit der 2,4 Meter großen Satellitenantenne werden Daten und Sprache empfangen und gesendet.
Die dazugehörigen Satelliten befinden sich in fast 36.000 Kilometern Höhe auf einer geostationären Umlaufbahn und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 3,1 Kilometer pro Sekunde. Das heißt, der Satellit braucht genau 24 Stunden für eine Erdumrundung. Seine Bewegung ist also mit der Erdrotation synchron.
Keine Lücken in der Luftraumüberwachung
Über einen Zeitraum von zehn Wochen betrieben die Soldaten der Einsatzgruppe verlegefähig ihr System auf dem Truppenübungsplatz. Die Überwachung des Himmels über Deutschland und der angrenzenden NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres, ist ein wesentlicher Beitrag zu Sicherung der nationalen und internationalen Interessen.
Jedes Luftfahrzeug, dass sich im deutschen Luftraum bewegt, wird von den über Deutschland verteilten militärischen und zivilen stationären Großraumradarsensoren erfasst. In den Einsatzführungszentralen laufen die Informationen über sämtliche Bewegungen am Himmel über Deutschland zusammen. Jede Flugbewegung wird identifiziert, das regelkonforme Verhalten im Luftraum überprüft und alles zu einem Luftlagebild zusammengefasst.
„Auftrag erfüllt, wir melden uns ab“
Nach der Wiederinbetriebnahme des Radars am Döbraberg konnten die beteiligten Soldaten der Einsatzgruppe verlegefähig im November melden: „Auftrag erfüllt, wir melden uns ab.“
Auch der anschließende Abbau der temporären Radarstellung verlief reibungslos, und so konnte sich das Team der Einsatzgruppe verlegefähig mit erfülltem Auftrag am Heimatstandort zurückmelden.