Planken, sprinten, gleiten, joggen: Sport gehört zur Offizierausbildung
Planken, sprinten, gleiten, joggen: Sport gehört zur Offizierausbildung
- Datum:
- Ort:
- Fürstenfeldbruck
- Lesedauer:
- 4 MIN
An der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck hat im Januar der vorletzte Lehrgang für Offizieranwärterinnen und -anwärter begonnen, denn 2025 zieht die Schule nach Roth um. In dieser Serie berichtet Elena K.* (19) über ihre Ausbildung. Ob Workouts oder Grundfitness-Tests – Sport hat einen festen Platz im Stundenplan.
„Im locker-leichten Laufschritt – Marsch!“ Diesen Satz hören meine Hörsaalkameraden und ich fast jeden Tag, wenn wir zum Sportunterricht von der Offizierschule ganz im Osten quer durch die Kaserne zur Sportanlage „verlegen“. Auch so ein typischer Bundeswehrausdruck: Man geht, läuft oder fährt nicht, sondern man verlegt. Wenn Sport direkt in der ersten Stunde um 07:30 Uhr stattfindet, geht kurz vor dem Losjoggen ein kurzes Stöhnen durch den Hörsaal. Denn die meisten kommen gerade aus der Truppenküche und haben sich den Bauch vollgeschlagen, schließlich heißt es erst in fünf Stunden wieder „Essen fassen“.
Aber von vorne. Der erste Monat meines Offizierlehrganges ist vorbei – mein Hörsaal Charlie (so heißt die Gruppe von rund 16 Offizieranwärterinnen und -anwärtern) gehört mit drei anderen Hörsälen zur der 2. Inspektion. Insgesamt sind wir 18 Frauen in der Inspektion. Offizieranwärter, also die, die sich länger verpflichtet haben und danach meist an einer der Bundeswehruniversitäten studieren, und Reserveoffizieranwärterinnen wie ich, die sich nur für zwei Jahre beim Bund verpflichtet haben, sind bunt gemischt.
50 Liegestütze zum Aufwärmen
„Hast du schon das Chef-Workout für diese Woche gesehen?“ Das ist eine der Fragen, die uns montags am meisten beschäftigt. Die Rede ist von einem Workout, das uns der Inspektionschef jede Woche als Challenge gibt. Das Spannende: Es wird von Woche zu Woche anspruchsvoller. Jedes Mal, wenn wir das wöchentliche Workout überstanden haben, denken wir: „Wie kann das noch härter werden?“ Aber es geht immer noch anstrengender! So auch dieses Mal: 50 Liegestütze, 50 Sit-ups, 50 Squats (Kniebeugen) – was wir humorvoll „Aufwärmen“ nennen. Dann beginnt der eigentliche Part: In 25 Minuten müssen wir mit einem Kameraden möglichst viele Wechsel im Sprint und Planken (Unterarmstütz) machen.
Nach der Hälfte der Zeit hört man zunehmend japsend die Frage, wann die 25 Minuten denn endlich vorbei seien. Trotz der Anstrengungen währenddessen wird mir jedes Mal klar, dass diese Workouts unsere Hörsaalgemeinschaft ungemein stärken. Wir stellen uns gemeinsam dieser sportlichen Herausforderung, feuern uns gegenseitig an, durchzuhalten. Am Ende gibt es verschwitzte, aber erleichterte Gesichter. Das kleine Andenken nach jedem Workout: tagelanger Muskelkater!
Fußball oder Krav Maga nach Dienstschluss
Trotz aller Anstrengungen ist es ein Privileg, innerhalb der Dienstzeit Sport treiben zu dürfen. Denn meine ehemaligen Mitschüler, die eine Lehre oder ein Studium begonnen haben, können das erst nach Feierabend machen. Aber auch bei uns in Fürstenfeldbruck geht es nach Dienst sportlich zu: Für viele Sportarten, von Fußball, Badminton und Laufen über Krav Maga bis Volleyball und Basketball, gibt es sogenannte Neigungsgruppen. Lehrgangsteilnehmer der gesamten Offizierschule finden sich abends zusammen, um ihrem sportlichen Hobby auch während ihrer Zeit in „Fursty“ weiter nachzugehen. Ziemlich cool, weil ich viele neue Leute kennenlerne, die meine Leidenschaft fürs Langstrecken-Laufen teilen.
Gleiten, ziehen, tragen, heben
Unter Sport verbuchen könnte man auch das Soldaten-Grundfitness-Tool, kurz SGT. Bei diesem Test durchläuft man mit einer Schutzweste und dem Gefechtshelm, die die Belastungen im Einsatz realistisch widerspiegeln sollen, vier Disziplinen: Bewegen im Gelände inklusive „Gleiten“. Das ist die tiefste militärische Gangart, bei der man sich flach auf den Bauch legt und abwechselnd durch Anwinkeln von Beinen und Armen fortbewegt. Der Transport eines verwundeten Kameraden wird durch das Ziehen von Lasten – eines Sacks – simuliert. Danach müssen zwei Kanister getragen und zuletzt ein 24 Kilogramm schwerer Kanister gehoben und wieder abgesetzt werden. Mit allem sollte man nach maximal drei Minuten fertig sein, um den Test zu bestehen.
Da kann einem schon mal übel werden
„Dass einem danach übel ist, ist nicht unüblich“, so mein Hörsaalleiter Oberleutnant B.* Er hat den Test schon öfter absolviert und spricht aus Erfahrung. Bei mir hat es in der letzten Disziplin zu lange gedauert, bis der Kanister oben lag – Test nicht bestanden. Mit viel Training werde ich eine neue Chance im Lauf des Lehrgangs nutzen.
Aber trotz all der Anstrengung und des Muskelkaters: Wenn wir sehr viel im Hörsaal sitzen und unserem Hörsaalleiter lauschen, der uns zum Beispiel den soldatischen Führungsprozess erklärt, dann freuen wir uns schon ein bisschen, wenn wir zur Abwechslung auf dem Dienstplan „Praxis der Sportarten“ lesen.
*Namen zum Schutz der Personen abgekürzt.