Rosinen und Mandeln als Zeichen der Solidarität - Stollen für israelische Soldaten
Rosinen und Mandeln als Zeichen der Solidarität - Stollen für israelische Soldaten
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 3 MIN
Sie sind Reservisten: Benjamin* in der Golani-Brigade der israelischen Armee und Christoph, er engagiert bei einer Reservistenkameradschaft in Süddeutschland. Der eine hält derzeit sein Gewehr in der Hand, um sein Land nach dem Überfall der Terror-Organisation Hamas mit über 1.200 Toten und zahlreichen Verschleppten zu verteidigen. Der andere sitzt in München und genießt die Vorweihnachtszeit. Beide verbindet eine Freundschaft - und die Bereitschaft, für ihr Land mit der Waffe in der Hand einzustehen.
Als Christoph von den Gräueltaten in Israel erfährt, meldet sich sein Freund aus dem gelobten Land. Ein Bild von Benjamin, gerade ist er Vater geworden – ein Sohn. Der Reservist bekommt zwei Tage Fronturlaub. Das Bild zeigt ihn mit seinem Neugeborenen auf der Brust, das Sturmgewehr daneben an die Wand gelehnt. Christoph sitzt im friedlichen Bayern und will etwas tun.
„Ich wollte ein Zeichen der Solidarität setzen, nicht zuletzt da mein Freund als Reservist der israelischen Armee sich im Einsatz befindet“, so Christoph, der den Dienstgrad Stabsunteroffizier der Reserve trägt. In Deutschland wird der Einsatz der israelischen Armee im Gazastreifen zu oft relativiert, sagt er und bekennt sich eindeutig zur Solidarität mit Israel und seinen Menschen.
Ein Ja wird zur Aktion
„Und dieses Ja wollte ich mit einem Geschenk für die Soldaten der Einheit meines Freundes zum Ausdruck bringen“, unterstreicht er. Ein Reservistenkamerad kam auf die entscheidende Idee: „Ohne Mampf kein Kampf“ sagt man in der Bundeswehr, denn für gute Stimmung bei Soldaten sorgte schon immer ein gefüllter Magen. Die Wahl fällt, dem jahreszeitlichen Anlass entsprechend, auf Stollen, dem klassische deutsche Wintergebäck.
Doch nicht irgendein Stollen muss es sein. In Israel wird koscher gekocht, gebacken und gegessen. So ergab sich gleich der Projektname - „Koschere Stollen für israelische Soldaten“ - zum einen, und zum anderen mussten die Initiatoren der Reservistenkameradschaft München-Ost koschere Backzutaten aufspüren, in Deutschland nicht so einfach.
In Israel gilt Kaschrut
Koscher sind Nahrungsmittel und Getränke, die nach der jahrtausendealten Tradition von religiösen Speisegesetzen, die auf Hebräisch mit „Kaschrut“ bezeichnet werden, erlaubt sind. Diese Gesetze regeln die Zubereitung und den Genuss von Esswaren und Getränken.
Aber Christoph findet einen Bäcker, der in Berlin koschere Backerzeugnisse herstellt. Das heißt, er bäckt ohne Butter, da die Speisegesetze eine Trennung zwischen dem verzehren von Milch und anderen Lebensmitteln vorschreiben. Der Bäcker ist von der Idee sofort begeistert, besitzt jedoch kein gültiges Zertifikat eines Rabbi. Wieder muss ein Weg gefunden werden und Rabbi Ehrenberg stell sofort ein Zertifikat aus. Damit ist die Produktion von 50 Kilogramm koscheren Stollen sichergestellt und die Anschubfinanzierung durch Reservisten der Reservistenkameradschaft auch schnell unter Dach und Fach.
Viele Akteure helfen
Jetzt gilt es, den Transport von Berlin nach Israel zu organisieren. Hier helfen auf deutscher Seite gute Kontakte zum Kommando Luftwaffe. Über eine vergangene Lesung an der Universität der Bundeswehr, organisiert von Münchner Reservisten, gibt es einen Kontakt zu Major Arye Sharuz Shalicar, einem der Pressesprecher der israelischen Armee. Dieser übernimmt die Organisation auf israelischer Seite. Eine Reservistenkameradschaft bildet querschnittlich die deutsche Gesellschaft ab. Neben dem Handwerker oder Ingenieur streifen hier auch Politiker die Uniform über, sodass durch den bayrische Wissenschaftsminister Markus Blume, ebenfalls Mitglied in der Reservistenkameradschaft, die Aktion den politischen Raum erreicht.
Deutsch-israelische Freundschaft mehr als nur ein Weihnachtswunder
Eine Einladung in den bayerischen Landtag zur symbolischen Übergabe eines Stollens folgte. Dieses Bild ist von nun an das Symbol der Idee. Es steht für die unverbrüchliche und uneingeschränkte Solidarität und Kameradschaft deutscher Soldaten und Reservisten mit ihren israelischen Kameraden. Aus Bayern heraus nahmen die koscheren Stollen ihren Weg mit der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Richtung Adressaten und erreichten Tel Aviv.
„Jetzt haben wir unser eigenes kleines Weihnachtswunder geschaffen“, freut sich Christoph über die gelungene Solidaritätsgeste von Mitgliedern der Reservistenkameradschaft München Ost. „Der Stollen verbindet. Jedes Mal, wenn wir dieses Jahr ein Stück Stollen essen, werden wir an die israelischen Soldaten denken. Und sie, wenn sie den koscheren Stollen genießen, an unsere Solidarität.“