Luftwaffe

Soldat rettet Radfahrerin bei Lkw-Unfall das Leben

Soldat rettet Radfahrerin bei Lkw-Unfall das Leben

Datum:
Ort:
Sachsen-Anhalt
Lesedauer:
4 MIN

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Auf dem Weg zur Kaserne wird Fabian Fritzsche, Oberleutnant beim Einsatzführungsbereich 3, Zeuge eines Unfalls. Durch sein beherztes Eingreifen rettet er einer Radfahrerin das Leben.

Porträtbild von Oberleutnant Fabian Fritzsche

Oberleutnant Fabian Fritzsche bewahrte einen kühlen Kopf und half: „Dafür bin ich ausgebildet.“

Bundeswehr/Thomas Skiba

Es hätte ein ganz normaler Tag werden sollen. An einem sonnigen Mittwochmorgen fährt Oberleutnant Fabian Fritzsche auf der Bundesstraße 187 in Richtung Fliegerhorst Holzdorf, dem Standort seiner Einheit, der Einsatzführungsstaffel 33. Mitten in der Lutherstadt Wittenberg wartet der 32-Jährige an der Ampel einer temporären Baustelle, die gerade „Rot“ zeigt. Fritzsche konzentriert sich auf den Verkehr, wobei ihm ein Lkw auffällt, der ein paar Autos vor ihm steht. Der Soldat erinnert sich, als wäre es erst gerade geschehen: „Der blinkte rechts und in meinem Rückspiegel sah ich eine Radfahrerin, die auf die Ampel zu fuhr.“

Lkw ausgebremst – Leben gerettet

Die Ampel sprang auf „Grün“, der Lkw bog ab und Fritzsche wurde in dem Moment klar: Der Fahrer hat die Radfahrerin nicht gesehen! „Ich drückte noch die Hupe, der Lkw stoppte kurz und fuhr dann trotzdem weiter.“ Was dann folgte, bewegt: Die Radfahrerin konnte nicht mehr bremsen, rutschte unter den Lkw, wurde eingeklemmt und samt Rad mitgeschleift. Der 40-Tonner fuhr weiter, als wäre nichts geschehen und zog dabei die Frau mehrere Meter über den Asphalt. Fritzsche setzte, ohne zu zögern, seinen Blinker rechts, fuhr hart über die Bordsteinkante und stellte sich vor den Transporter. Dieses beherzte Vorgehen, das Ausbremsen, rettete der Frau das Leben, so die Einschätzung der Polizei später.

An dieser Straße, neben einem Supermarkt, geriet die Radfahrerin unter den Lkw.

An dieser Abbiegung geriet die Radfahrerin unter den Autotransporter und wurde schwer verletzt

Bundeswehr/Thomas Skiba

Fritzsche sprang aus seinem Auto, lief zu der eingeklemmten Frau und fragte: „Können Sie mich hören?“ Sie bejahte und er eilte zum Auto, um den Verbandskasten zu holen. Zeitgleich fragte der Lkw-Fahrer, was denn eigentlich los sei – er hatte die Situation noch nicht erfasst, so Fritzsche. „Der Lkw war ein Auto-Transporter, jedoch unbeladen“, beschreibt der Soldat das Fahrzeug. Deshalb konnte der Fahrer die Ladefläche hydraulisch anheben. „So konnte ich dem Unfallopfer besser helfen“, wie er erzählt. Die Frau bat Fritzsche, sie herauszuziehen, doch der versuchte, sie zu beruhigen und machte ihr klar, dass sie liegen bleiben muss.

Leute ansprechen – Entscheidungen treffen

Bis heute erinnert sich Fritzsche an den ersten Satz der schwerverletzten Frau: „Ich kann doch hier nicht so liegen bleiben!“ In diesen Minuten zeigte sich die gute soldatische Sanitätsausbildung: Der Oberleutnant ließ eine Passantin den Notruf absetzen, während er sich weiter um die Frau kümmerte. Er sorgte dafür, dass andere Passanten weitere Verbandskästen holten und er ließ die Unfallstelle absperren. „Zwischenzeitlich rief ich ebenfalls bei der Rettungsstelle an und vergewisserte mich, dass die Rettungskräfte wirklich kommen“, erklärt er und ergänzt: „Das Entscheidende nach dem Unfall war, die Passanten anzusprechen und ihnen klare Anweisungen zu geben.“ Bis zum Eintreffen des Notarztes achtete Fritzsche darauf, dass die Verletzte wach blieb.

Auf einer Asphaltstraße kennzeichnen grüne Kreidestriche den Unfallort.

Am Unfallort waren noch Tage danach die Kreidezeichnungen der Polizei zu sehen.

Bundeswehr/Thomas Skiba

In der ganzen Situation halfen Fritzsche die allgemeine und die Sanitätsausbildung der Bundeswehr. „Es war jedoch nicht das Fachliche. Da konnte ich nichts machen, denn die Frau war zu schwer verletzt“, so Fritzsche. Doch durch die regelmäßige, fast drillhafte Ausbildung wusste Fritzsche, was zu tun war und verfiel nicht in Panik. „Ich habe dadurch eine Sicherheit gewonnen, die mir half, einen kühlen Kopf zu bewahren“, bringt er es auf den Punkt. „Das hat mir in der Situation sehr geholfen.“

Tetris spielen gegen den Schock

Trotzdem ist das Ganze nicht spurlos an ihm vorrübergegangen. Zu tief saß der Schock über das Erlebte. Doch er bekam viel Hilfe: Vom Staffelchef über den Truppenarzt bis hin zu seinen Kameraden taten alle ihr Möglichstes, um ihn zu unterstützen. Kameraden sprachen mit ihm über das Gesehene, der Truppenarzt gab Fritzsche Tipps, wie er jetzt mit der Situation und vor allem mit sich selbst umgehen sollte. „Nicht zu früh schlafen gehen, denn das am Tag Erlebte wird im Traum verarbeitet und könnte sich so festsetzen“, weiß Fritzsche und – „Tetris spielen“. Das ordne die Gedanken.

Er hielt sich daran, so dass nur wenige Tage Auszeit nötig waren, bis der Oberleutnant seinen Dienst wieder aufnehmen konnte. „Besonders die vielen positiven Rückmeldungen und Gespräche haben mir geholfen, den Unfall zu verarbeiten“, so Fritzsche.

Jeder kann helfen – schon ein Notruf nützt!

Für den gebürtigen Düsseldorfer und Wahl-Kölner ist es ohnehin selbstverständlich, anderen in schwierigen Situationen zu helfen. Er ist der Meinung: „Jeder kann helfen! Schon das Absetzen eines Notrufs nützt dem Unfallopfer und entlastet den Helfer.“

Oberleutnant Fabian Fritzsche steht mit seinem Kommandeur, Oberstleutnant Kai Mirow, vor einem blauen Container.

Für seinen vorbildlichen Einsatz wurde Oberleutnant Fabian Fritzsche mit einer förmlichen Anerkennung durch seinen Kommandeur, Oberstleutnant Kai Mirow, ausgezeichnet

Bundeswehr/Markus Montag

Die Radfahrerin lag nach dem Unfall mehrere Wochen im Koma, hat den Unfall dank der schnellen Reaktion des Oberleutnants aber überlebt. Dafür wurde er mit einer förmlichen Anerkennung durch seinen Kommandeur, Oberstleutnant Kai Mirow, ausgezeichnet.

von Thomas Skiba

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