Luftwaffe

Anlässlich des Tags der deutschen Einheit läuft ein Soldat 410 Kilometer

Anlässlich des Tags der deutschen Einheit läuft ein Soldat 410 Kilometer

Datum:
Ort:
Schönewalde
Lesedauer:
3 MIN

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Bundeswehrsoldat Carsten Hermann läuft 410 Kilometer und würdigt damit den 3. Oktober. Sein Startort ist Holzdorf. Welches Ziel möchte er erreichen?

Carsten Hermann wird von Oberst Springer sowie den Bürgermeistern Michael Stawski und Michael Jahn verabschiedet.

Durchs Spalier nach Erndtebrück: Carsten Hermann wird von Oberst Springer sowie den Bürgermeistern Michael Stawski und Michael Jahn verabschiedet

Sven Gückel

Die Einsatzführungsbereiche 3 in Holzdorf und 2 in Erndtebrück wollen aus Anlass des 30. Jahrestages Deutsche Einheit auf das sie verbindende Band auf besondere Weise hinweisen. Stabsfeldwebel Carsten Hermann vom Einsatzführungsbereich 2 in Nordrhein-Westfalen ist wie viele seiner Kameradinnen und Kameraden an beiden Standorten ein begeisterter Hobbyläufer. Allerdings mag Hermann besonders die extreme Seite dieses Sports.

Acht Tage Zeit

Diese Leidenschaft nutzt er nun, um aus Anlass des 30. Jahrestages der Einheit Deutschlands von Holzdorf nach Erndtebrück zu laufen. 410 Kilometer liegen vor ihm, die er in acht Tagen bewältigen will. Die Idee dazu kam dem 51-Jährigen schon vor geraumer Zeit. „30 Jahre Einheit heißt für mich auch 30 Jahre deutsche Armee. Nahezu mein gesamtes Berufsleben habe ich in dieser Armee verbracht, weshalb ich dazu natürlich eine enge Bindung habe“, betonte er am Montagmorgen am Kasernentor des Fliegerhorstes Holzdorf.

Von hier aus machte sich Hermann wenig später auf den Weg – allein, ohne Begleitung. Ein Kamerad wird lediglich seine persönlichen Sachen in einem Auto transportieren und ihn an vereinbarten Treffpunkten aufnehmen. Gemeinsam suchen sie dann Bundeswehrliegenschaften auf, in denen sie die Nacht verbringen. Stationen sind unter anderem Kasernen in Delitzsch, Blankenburg, Kassel oder Frankenberg an der Eder. „Mein läuferisches Tagesziel passe ich den geografischen Gegebenheiten an. Da die ersten 120 Kilometer noch flach sind, bevor es in den Harz geht, will ich versuchen, hier mehr zu schaf'n“, erläuterte er.

Auch die Richtung seines Laufes von Ost nach West sei bewusst gewählt. „Nach Hause zu laufen ist psychologisch einfacher als in die andere Richtung“, sagte er. Abgesehen von der Zielankunft am 5. Oktober in Erndtebrück, gibt es für Carsten Hermann noch eine weitere, fest eingeplante Etappenankunft. Am 1. Oktober wollen sich die Kommandeure beider Einsatzführungsbereiche, deren kollektive Aufgabe die Überwachung des deutschen Luftraumes ist, Oberst Andreas Springer und Oberst Jörg Seratzki, auf halber Strecke zwischen den Standorten in Bad Heiligenstadt zu einer gemeinsamen Klausurtagung treffen. „Die ist einmalig und hat es in der Form noch nie gegeben“, erläuterte Springer. Carsten Hermann will diesen Ort auf seinem Lauf ebenfalls passieren, wobei beide Kommandeure ihm dort einen Motivationsschub gen Heimat geben wollen. Zur Verabschiedung des Läufers in Holzdorf fanden sich auch die Bürgermeister von Jessen, Michael Jahn, und Michael Stawski aus Schönewalde ein. Jahn, der als Offizier in der NVANationale Volksarmee diente, sagte, „es gibt keinen Grund, den Verlauf der Geschichte zu bereuen. Die Zusammenlegung und damit verbundene Abrüstung beider Armeen war richtig und wichtig“, fügte er an und nannte Michail Gorbatschow, einen der Väter der Einheit, einen Glücksfall für Europa. Auch Stawski betonte, dass der Verlauf der Geschichte durchweg positiv zu sehen sei.

Carsten Hermann wird in Holzdorf verabschiedet.

Zur Verabschiedung erhält Carsten Hermann von Oberst Springer einen Patch des EFB 3, womit er die Symbolik beider Einheiten mit sich führt

Sven Gückel

Gespannt auf die Erlebnisse

Vier paar Schuhe führt Carsten Hermann mit sich. Doch Distanzen dieser Art werden nicht allein mit gutem Schuhwerk und ausreichend Training bewältigt. „Dazu braucht es vor allem einen klaren Kopf“, verdeutlichte er. An fehlender Motivation mangele es ihm nicht. „Ich freue mich auf den Lauf, die Erlebnisse, die mich erwarten, und auf die Ankunft zu Hause“, betonte er und lief los.

Fusion mit Personalabbau

Der Fall der Mauer und der damit verbundene Prozess hin zur deutschen Einheit stellte besonders die Streitkräfte in den beiden Ländern vor große Aufgaben. Schnell war klar, dass diese bislang konträren Armeen (Nationale Volksarmee und Bundeswehr) zueinander finden und fusionieren müssen. Erschwert wurde dieser Prozess durch den Zwei-plus-Vier- Vertrag. In ihm wurde neben anderem die Abrüstung der Bundeswehr auf 340.000 Soldaten (1994) vereinbart. Allein die NVANationale Volksarmee verzeichnet, inklusive der Grenztruppen, 1989 eine Sollstärke von 211.000 Soldaten. In der Bundeswehr dienten zeitgleich 487.000 Soldaten. Dass dieser schwierige Findungs- und Vereinigungsprozess ohne größere Probleme durchgeführt werden konnte, zeigt einmal mehr die friedliche Komponente der Wiedervereinigung.

von Sven Gückel

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