Servus trifft Moin – Österreich zu Gast in Friesland
Servus trifft Moin – Österreich zu Gast in Friesland
- Datum:
- Ort:
- Schortens
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wenn die Brandschutzkräfte des Bundesheeres mit ihren deutschen Kameraden trainieren, gibt es nicht nur Gemeinsamkeiten – die Unterschiede wirken wie das Salz in der Suppe.
Moin versus Servus – auf dem Papier ist die Amtssprache beider Nationen, Österreich und Deutschland, die gleiche; in der Realität sieht das schnell anders aus. Die kontrollierte Hektik die auf dem stillgelegten Flugplatz in Jever kurz nach dem Einsatzalarm ausbricht, bringt die internationale Belegschaft der Löschfahrzeuge in Wallung. Es wird rennend in Funkgeräte geschrien und einander Einsatztaktiken unter tosendem Lärm zugerufen.
Seit über fünf Jahren gibt es die Kooperation zwischen den Brandschutzkräften des Bundesheeres und der Bundeswehr nun schon. Im jahresweisen Wechsel besuchen sich beide Nationen mit etwa 20 Mann starken Gruppen – zum Austausch, zum Training und zum voneinander lernen. In diesem Jahr sind die Österreicher mit einer ihrer C-130 Hercules in Wittmund gelandet. Im Gepäck hatten sie nur ihre persönliche Ausrüstung. Keine Funkgeräte, keine Fahrzeuge und keinen Atemschutz. Sie wollen ihre Verfahren unter deutschen Bedingungen trainieren und mit deutschem Material.
Ausgemusterte Flugzeuge und Übung ohne Flugverkehr
Auf dem stillgelegten Flugplatz in Jever stehen zu Übungszwecken knapp zehn ausgemusterte Luftfahrzeuge. Von CH-53, über Tornado bis hin zur Transall. Hier üben die deutschen Brandschützer regelmäßig, um fit zu sein, für den Ernstfall in Mali. An deutschen Flughäfen kommen sie nämlich gar nicht zum Einsatz. Dafür ist die Bundeswehrfeuerwehr da, die ausschließlich aus zivilen Arbeitnehmern und Beamten besteht.
Die Österreicher hingegen sind auf den vier aktiven Fliegerhorsten Hinterstoisser, Fiala Fernbrugg und Brumowski, sowie dem Flughafen Linz 24/7 im Schicht- und Wechseldienst. Dafür nur sehr selten auf Übung. Der einzige Auslandseinsatz österreichischer Brandschützer ist der im Libanon; das Kontingent ist jedoch weit kleiner, als das der Deutschen in Mali. Der fünfte und kleinste militärische Flugplatz befindet sich in der Wiener Neustadt – er ist nur tagsüber besetzt und wird als Ausweich- und Übungsflugplatz der Fallschirmjäger genutzt.
Alt versus neu – der Unterschied der Löschfahrzeuge
Umso mehr genießen die Österreicher nun die Möglichkeit, auf dem leeren Flugfeld ohne Beeinträchtigungen von außen zu üben. Auf den deutschen Löschfahrzeugen aus den siebziger und achtziger Jahren fühlen sie sich leicht in der Zeit zurückversetzt. Ihre Fahrzeuge dieser Art sind bereits ausgemustert. Mittlerweile fahren sie jüngere Modelle, müssen dafür aber auch mit einem kleineren Wassertank auskommen.
Aufgrund anderer Verfahrensweisen am Flugfeld sind die österreichischen Fahrzeuge schneller als die deutschen und haben mehr Sitzplätze; die robusten Modelle des Objektschutzregimentes lassen sich im Gegenzug recht einfach mit Hammer, Schraubenzieher und viel Fett reparieren – sie haben sich über Jahre im Einsatz bewährt und trotzen Staub, Sand und anderen widrigen Bedingungen.
Gemischte Teams und brennende Triebwerke
Auf den roten Oldtimern fahren die Österreicher zu einer Luftnotlage nach der anderen. Auf sie warten Hot Brakes, also heiße Bremsen, an Flugzeugen, brennende Triebwerke und verrauchte Hangars. Hinterm Steuer der Fahrzeuge sitzt immer ein deutscher Maschinist. Auch die Atemsauerstoffüberwachung übernimmt einer der deutschen Brandschützer. Er kontrolliert, wie die Atemschutzgeräte aufgesetzt werden und dokumentiert minutengenau, wann die Männer damit losgegangen sind – nach knapp 30 Minuten sind die Flaschen leer.
In siebenlagigen feuerfesten Uniformen in beige geht es für die Österreicher in den Einsatz. Dadurch sind sie optisch leicht von den deutschen Kameraden zu unterscheiden. Die wiederum tragen eine dreilagige Variante, die der blauen der Berufsfeuerwehr ähnlich ist. Die Uniform unterscheidet sie zwar, doch die Zusammenarbeit funktioniert bis auf kleine anfängliche Hürden problemlos.
Reale Bedingungen – echtes Feuer
Dass die Herangehensweise unterschiedlich ist, fällt auf und während der Feedback-Runden wird das pro und contra der einen oder der anderen Nation besprochen. So werden Unterschiede, für beide Seiten eine Bereicherung, denn wie heißt es so schön: Es gibt nichts besseres, als einen kritischen Freund. Und so trennen sich die beiden befreundeten Seiten vorerst voneinander. Im nächsten Jahr sind die deutschen Brandschützer wieder in Österreich zu Gast und trainieren dort, was sie hier nicht können: Die Heißausbildung in Brandcontainern – reale Bedingungen und echtes Feuer.