Seit 60 Jahren – „Immelmänner“ halten Namensgeber in Ehren
Seit 60 Jahren – „Immelmänner“ halten Namensgeber in Ehren
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Nicht nur die Medien bedienen sich seit Aufstellung des Verbandes der Bezeichnung „Die Immelmänner“, sondern auch im eigenen Sprachgebrauch der Angehörigen des Geschwaders hat die Bezeichnung Immelmann oder gar Immelfrau zu sein, einen festen Platz.
Deutlich sichtbar wird der Stolz, einem Traditionsgeschwader anzugehören, dann, wenn neu zu versetzte Soldaten die Traditionsbänder um ihren Uniformärmel legen.
Viele Traditionen und Brauchtümer zählen heute zum Alltag. So der Immelmann-Lauf, eine jährlich stattfindende öffentliche Sportveranstaltung unter Federführung des Geschwaders. Des Weiteren wird das Immelmannzimmer des Aufklärungsgeschwaders 51 “I“ im Originalzustand von 1959 im Stab der Fliegenden Gruppe als Besprechungsraum weiter genutzt und gepflegt.
So war es auch immer Brauchtum, dass die Ehefrau des Kommodores die Immelfrauen zusammengerufen hat, um sich gemeinnütziger Themen des Geschwaders oder der Umlandgemeinden anzunehmen.
Immelmann wird in Dresden gedacht
Die 1. Fliegende Staffel des Geschwaders fährt jedes Jahr zum Todestag Immlemanns mit einer Abordnung, bestehend aus einer Luftfahrzeugbesatzung, nach Dresden, Tolkewitz und legt einen Kranz am Grab des Fliegers nieder. Anlässlich des 100. Todestages, am 18. Juni 2016, fand die letzte große Veranstaltung auf dem Urnenhain in Dresden, Tolkewitz statt, bei welcher der Kommodore und einer Abordnung des Geschwaders Kränze niederlegten und ihrem Traditionsnamensgeber so würdig die Ehre erwiesen.
Und immer wieder wird mit dem dreifachen Rufen: Immel – mann, Immel – mann, Immel – mann bei verschiedensten Anlässen das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Stolz nachhaltig zum Ausdruck gebracht. Doch wer war eigentlich Max Immelmann?
Aus Eisenbahner wird ein Flieger
Max Franz Immelmann wurde am 21. September 1890 in Dresden geboren. 1905 wurde er Kadett an der dortigen Kadettenanstalt, wo er 1911 das Abitur erwarb. Anschließend trat er ins Eisenbahnregiment Nr. 2 in Berlin ein. Der Dienstbetrieb in dieser Einheit entsprach allerdings nicht hinreichend seinem sehr ausgeprägten Interesse an moderner Technik. Nachdem er an der Kriegsschule in Anklam die Offiziersprüfung bestanden hatte, entschied er sich daher 1912, als Fähnrich aus dem aktiven Dienst auszuscheiden und nahm an der Technischen Hochschule Dresden ein Maschinenbaustudium auf.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er als Reservist zu seinem Regiment einberufen. Er bemühte sich erfolgreich um Versetzung von der Eisenbahn- zur Fliegertruppe und begann im November 1914 mit der Ausbildung zum Piloten. Erstaunlicherweise war das spätere Flieger-Ass kein Naturtalent in der Handhabung des Fluggeräts: Erst nach fast vier Monaten und zahlreichen Flugstunden – einschließlich einer Bruchlandung im Februar 1915 – bestand Immelmann Ende März 1915 die entsprechende Prüfung und erhielt seine Fluglizenz.
Immelmann und Boelcke lernen sich kennen
Im April 1915 wurde er zur Feldfliegerabteilung 62 versetzt, wo er zunächst Aufklärung flog. Hier machte er die Bekanntschaft Oswald Boelckes, mit dem ihn bald eine Freundschaft verband. Seinen ersten Sieg in einem Luftkampf errang der im Juli 1915. Schaffte es ein von Immelmann abgeschossener Gegner, lebend hinter den deutschen Linien zu landen, so landete, laut Zeitzeugen, auch Immelmann und veranlasste, wenn nötig, die medizinische Versorgung des gefangenen Gegners.
Ritterlichkeit im Umgang mit den Gegnern
Unter Fliegern war das nicht unüblich und entsprach, wenn auch der Luftkrieg rechtlich noch nicht geregelt war, durchaus dem Geist der Haager Landkriegsordnung von 1907. Diese Gepflogenheit – und die in diesem Zusammenhang entstandenen Fotos von deutschen Piloten, die mit abgeschossenen gegnerischen Piloten plauderten – erleichterten es, den Mythos von der besonderen Ritterlichkeit des Luftkampfs zu begründen. Den technikbegeisterten Immelmann reizte es außerordentlich, die Möglichkeiten, die die Fliegerei als seinerzeit modernste verfügbare Technik bot, an ihre Grenzen zu bringen. Neben seinen Erfolgen in Luftkämpfen war es sein leidenschaftlicher, Risiken nicht scheuender Flugstil, der ihm den Ehrennamen „der Adler von Lille“ (der größten Stadt in seinem Einsatzgebiet in Nordfrankreich) eintrug. Er gilt als Urheber einiger Flugmanöver, die zu Standardmanövern wurden, insb. des sog. „Immelmann-Turn“, bei dem ein halber Looping mit einer anschließenden halben Rolle verbunden wird. Dieses Manöver ermöglichte einem plötzlich von hinten angegriffenen Flugzeug schnelles Ausweichen und Ändern der Flugrichtung.
Schnell gelebt und jung gestorben
Am 12. Januar 1916 erhielt er, zeitgleich mit Boelcke, für seinen achten Abschuss den höchsten preußischen Tapferkeitsorden Pour le Mérite. Die Propaganda nutzte den unpolitischen Immelmann entsprechend aus. Sie sorgte dafür, dass er im Ersten Weltkrieg neben Boelcke in Deutschland zu einer der populärsten Persönlichkeiten wurde. Zum 1. April 1916 wurde er, bis dahin immer noch Reservist, unter Beförderung zum Oberleutnant auf eigenen Wunsch in den aktiven Dienst versetzt. Ende April 1916 gelang es ihm, unversehrt zu landen, nachdem seine Maschine in einem Luftkampf durch gegnerischen Beschuss schwer beschädigt worden war. Wie Boelcke wurde auch Immelmann im Juni 1916 als Chef einer Jagdstaffel eingeplant und mit der Auswahl der Piloten für seine Staffel beauftragt. Dazu kam er nicht mehr. Er fand am 18. Juni 1916 im Alter von 25 Jahren während eines Luftkampfes den Tod. Seine Maschine brach in zwei Teile, bevor sie abstürzte. Auch über 100 Jahre später besteht keine eindeutige Klarheit über die Absturzursache. Als wahrscheinlich gilt eine Fehlfunktion des Unterbrechergetriebes, die bewirkte, dass Immelmann den Propeller seiner Maschine zerschoss. Das britische Royal Flying Corps hingegen nahm für sich in Anspruch, Immelmann abgeschossen zu haben. Auch die Möglichkeit, dass die Maschine irrtümlich vom Feuer deutscher Flugabwehrkanonen erfasst worden ist, – killed by friendly fire, wie man es heutzutage ausdrücken würde – kann nicht ausgeschlossen werden.
Immelmann wird Traditionsname
Immelmanns sterbliche Überreste wurden nach Dresden überführt und feierlich beigesetzt. Den Nationalsozialisten schien Immelmanns jugendliches Draufgängertum nützlich, um die Jugend für die militärische Fliegerei zu begeistern. Sie benannten ein Geschwader ihrer Luftwaffe nach ihm, jedoch wurde kein Kult um ihn getrieben wie um Manfred von Richthofen – möglicherweise, weil er infolge seines relativ frühen Todes eine vergleichsweise geringere Zahl an Abschüssen erreicht hatte. Bis heute bleibt neben seinen soldatischen Tugenden wie Tapferkeit und Einsatzfreude auch Immelmanns wacher Pioniergeist für technische Neuerungen vorbildlich.
Daher trägt seit dem 21. April 1961, nach Verleihung durch Bundespräsident Heinrich Lübke, das Taktische Luftwaffengeschwader 51 (früher Aufklärungsgeschwader 51) den Traditionsnamen „Immelmann“.
Ansporn und Vorbild damals wie heute
Oberleutnant Max Immelmann hat zu Lebzeiten Tugenden gelebt, die auch heute, vielleicht nicht eins zu eins, aber immer noch Werte für den Dienst einer jeden Soldatin und eines jeden Soldats darstellen. Strebsamkeit, Disziplin, Vorbildfunktion und Ehrgefühl wurden von Zeitzeugen beschrieben und sind aus persönlichen Schreiben, Briefen an seine Mutter und Erzählungen belegt und nachvollziehbar.
Sein Wille, Herausforderungen anzunehmen, so der Wechsel vom Eisenbahnerregiment in die Fliegerische Ausbildung und der Aufstieg vom Unteroffizier zum Offizier, seinen Platz in einer Gemeinschaft zu behaupten und seinen stetigen Einsatz in den Dienst einer Sache zu stellen, haben auch heute im Soldatenberuf höchste Bedeutung.
Für einen hochtechnisierten Verband, wie das Taktische Luftwaffengeschwader 51, ist das hohe Technikinteresse seines Namensgebers ebenso passend, wie der Aufbruch in ein neues Zeitalter der Militärfliegerei – damals wie heute.