Luftwaffe

Red Flag - die Tornadomechaniker

Red Flag - die Tornadomechaniker

Datum:
Ort:
USA
Lesedauer:
4 MIN

Hohe Beschleunigungen, Tiefflüge und Wüstenstaub – der Tornado hält viel aus. Damit im Flug nichts Unerwartetes passiert, arbeiten während der Übung RedFlag hunderte Männer und Frauen an den Maschinen. Kommt es zu größeren Problemen, steht neben den Warten und der Elektronikstaffel auch die Instandsetzungsstaffel des Taktischen Luftwaffengeschwader 33 bereit.

 Der Tornado-Wart steht mit Gesicht zum Tornado Cockpit, um den Piloten ein Haltesignal zu geben

Der Wart macht die Maschine startklar. Findet er ein Problem, rücken die jeweiligen Experten an: in diesem Fall die Instandsetzungsstaffel.

Bundeswehr/Ingo Tesche

Der Pilot und der Waffensystemoffizier sitzen in der Maschine und bereiten alles vor, um auf die Startbahn zu rollen. Die Warte stehen geduckt unter dem Tornado und checken ein letztes Mal die Technik. Aus der Bremse tropft eine Flüssigkeit. Ob eine Gefahr für die Besatzung besteht ist unklar – der Jet bleibt stehen. Über die Einsatzsteuerung werden die Experten der einzelnen Bauteile angefragt. Die Frauen und Männer der Instandsetzungsstaffel sind jetzt gefragt.

Bremsenwechsel – kein Problem

Für die Bremsen ist die Fachgruppe Hydraulik zuständig. Nach dem die Warte das Rad demontiert haben, können sie sich das Problem genauer anschauen. Schnell wird klar, dass die Dichtung des Bremskolben defekt ist. Stabsunteroffizier Michael W. ist einer der zuständigen Mechaniker der Instandsetzungsstaffel: „Wir müssen jetzt die Radbremse wechseln. Aber das ist für uns kein Problem“. Nach dem eine Neue eingebaut wurde, geht es an die Überprüfung.  


Der Tornadotechniker schraubt mit beiden Händen an der Bremse des Tornados

Stabsunteroffizier Michael W. schraubt an dem Kampflugzeug Tornado

Bundeswehr/Ingo Tesche


Michael W.: „Jetzt wird nur nochmal alles getestet werden. Wir wollen sicher gehen, dass alles dicht ist und funktioniert“. Für die Überprüfung kommt ein Hydraulikteststand zum Einsatz. Ohne dass der Tornado gestartet werden muss, wird Hydrauliköl durch den Jet gepumpt und Druck erzeugt. Ganz zum Schluss kommt das sechs Augenprinzip zum Einsatz. Wart, Hydrauliker und ein Techniker der Prüfgruppe stellen sicher, dass alle richtig eingebaut wurde. Die Prüfgruppe ist vergleichbar mit einem geschwadereigenen TÜV, der alle neu eingebauten Teile abnehmen muss. Die Sicherheit steht für alle Beteiligten an erster Stelle – der Jet ist wieder startklar. 


Ein Techniker beugt sich über ein Tornadorad und kontrolliert es auf Schäden

Auch das Rad muss überprüft werden. Ein Kontakt mit Hydrauliköl kann das Gummi beschädigen.

Bundeswehr/Ingo Tesche

Wenn das Triebwerk Schluckauf hat

Eine größere Aktion ist der Wechsel eines ganzen Triebwerks. Durch ein Absacken der Leerlaufdrehzahl kam es zu einem Strömungsabriss im Triebwerk und ein Lager der Turbinenwelle wurde beschädigt. Wie bei einem Schluckauf wird zu viel Luft eingesaugt. Jetzt stimmt das Verhältnis von Kraftstoff zu Luft nicht mehr und das Triebwerk wird zu heiß. Das ganze Triebwerk mit rund einer Tonne Gewicht muss jetzt ausgewechselt werden. Der ganze Ausbau und Einbau dauern mit fünf Mann rund einen Tag. Das kaputte Teil geht zur Reparatur an die Industrie in Deutschland.


Zwei Tornadomechaniker heben mit einem kleinen Kran das neue Triebwerk in die entsprechende Halterung

„Hochzeit“ bei RedFlag: das Triebwerk wird wieder in den Tornado eingebaut

Bundeswehr/Ingo Tesche

Nach dem Einbau geht es raus auf die „Bremsplatte“. Ein extra Abstellplatz, auf der die Mechaniker die Schubregler bis zum Anschlag hochschieben und das neue Triebwerk testen können. Die Bremsen des Tornados sind zu der Zeit natürlich schon festgestellt. Zur Sicherheit wird der Tornado noch verzurrt. Eins der mächtigen Triebwerke von Rolls-Royce hat alleine eine Schubkraft von knappen 40 Kilonewton (kN). Wird der Nachbrenner eingelegt sind es mehr als 70 kN. Sind alle Parameter eingestellt, kommt die Prüfgruppe wieder ins Spiel. Nach der Abnahme ist der Tornado wieder startbereit.

Während des Testlaufes in der Nacht kommen aus dem Triebwerk Flammen

Bei den Testläufen entstehen starke Vibrationen und enormer Lärm. Die Mechaniker müssen spezielle Ausrüstung tragen und dürfen sich nicht zu lange in dem gefährlichen Bereich aufhalten.

Bundeswehr/Ingo Tesche

„Kommandofeeling“

Arbeiten während eines Kommandos ist etwas Besonderes – das spürt man. „Endlich hat man nochmal Kommandofeeling. Das kameradschaftliche Zusammenarbeiten mit so vielen Verbänden im Ausland ist großartig. Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche“, beschreibt Marc H. den Teamspirit. Der Hauptmann ist Technischer Offizier und Projektverantwortlicher für die Technik der Tornados: „Ohne das Gefüge der Technischen Gruppe ist das Fliegen nicht möglich und das merkt man hier. Warte stehen an vorderster Front und müssen mit allen Staffeln zusammenarbeiten“.

Die Instandsetzungsstaffel

Das Geschwader aus der Eifel ist in mehrere Gruppen eingeteilt. Neben der Fliegerhorstgruppe und der Fliegenden Gruppe gibt es die Technische Gruppe. Hier müssen die verschiedenen Staffeln eng zusammenarbeiten, auch weit von der Heimat entfernt. Ob Wartungs- und Waffenstaffel, Elektronikstaffel oder der Nachschub – alle tragen dazu bei, dass die Kampfjets in die Luft steigen.
 
Die Instandsetzungsstaffel ist mit rund 400 Personen die größte Einheit des Taktischen Luftwaffengeschwader 33. Sie sind für die planbare und nicht planbare Instandsetzung verantwortlich. Wie bei Inspektionen eines Autos muss sich der Tornado regelmäßigen Überprüfungen unterziehen. Die planbaren Instandsetzungen sind Routineaufgaben für die Mechaniker des Verbandes. Ausschlaggebend für die Planung sind die Flugstunden der Maschinen. Wird eine bestimmte Anzahl erreicht geht es für den Jet in die Werft. Werden noch mehr Stunden geflogen wird die Maschine von der Industrie auf Herz und Nieren geprüft.

Hat man ein unerwartetes Problem mit dem Auto fährt man üblicherweise in die Werkstatt seines Vertrauens. Den Part, die nicht planbare Instandsetzung, übernimmt auch die Staffel. Wird vom Wart ein Problem an der Maschine festgestellt, wird die entsprechende Fachgruppe informiert. Jedes Teilsystem des Tornados hat eine eigene Fachgruppe mit entsprechenden Experten.

von Maximilian Euler