Prinz Charles zeichnet deutsche Soldatin aus
Prinz Charles zeichnet deutsche Soldatin aus
- Datum:
- Ort:
- England
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„Das war etwas ganz, ganz Besonderes“, sagt Nicole Nordholz, wenn sie an die Zeremonie denkt. An diesem Tag erhielt der Oberfähnrich das International Cadet Sword of Honour des altehrwürdigen Royal Air Force (RAF) College im britischen Cranwell. Und vor allem erhielt die 24-Jährige die begehrte Auszeichnung nicht von irgendjemandem, sondern vom britischen Thronfolger Prinz Charles persönlich.
„Es ist die absolute Ausnahme, dass der Prince of Wales selbst hierherkommt“, erklärt Nordholz, „und das war für mich wirklich eine einmalige Erfahrung. Wir haben es erst am Tag vorher bei den Vorübungen zur Zeremonie erfahren und durften niemandem etwas sagen.“ Zwar gab es der Corona-Regeln wegen keinen Handschlag mit dem Prinzen, dafür aber zusätzlich zu dem Schwert ein bisschen Smalltalk über die Ausbildung und Grüße für ihre Eltern und die ganze Familie.
„Es ist mir eine Ehre, die Luftwaffe zu repräsentieren“
Auf das Sword of Honour haben schon viele Generationen britischer und internationaler Kadetten hingearbeitet. Pro Jahr werden nur wenige Personen damit ausgezeichnet: Der jeweils beste britische Kadett eines Kurses erhält das Sword of Honour und nur der beste ausländische Kadett eines gesamten Jahrgangs bekommt das International Sword of Honour. Nicole Nordholz war 2019 die beste internationale Teilnehmerin aller fünf Durchgänge des Kurses „Initial Officer Training“ (IOT) 57-61. Der beste britische Anwärter eines Jahres erhält die Queen’s Medal.
Spitzenleistungen im Sport, aber auch im akademischen und militärischen Bereich sind Voraussetzungen für den Erhalt des Schwertes. Als beste aller internationalen Kadetten des Jahres 2019 und als fünftbeste ihres Jahrgangs insgesamt hat Nicole Nordholz diese Voraussetzungen erfüllt und freut sich, die Luftwaffe so gut repräsentieren zu können. „Das ist mir eine Ehre“, so Nordholz.
Ausbildung beim NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner
Die junge Frau, die bereits drei Jahre im Wachbataillon in Berlin gedient hat, bewarb sich während ihrer Zeit an der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) in Fürstenfeldbruck für das britische Austauschprogramm und wurde aufgrund ihrer guten Leistungen dafür ausgewählt. Nordholz: „Ich finde es sehr wichtig, Erfahrungen auch in der Ausbildung eines NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partners zu sammeln. Deshalb wollte ich das unbedingt machen.“
Im Oktober 2018 startete ihr sechsmonatiger britischer Offizierslehrgang „Initial Officer Training“. Dort wurde sie neu ausgerüstet. Die Farbe der Uniform änderte sich vom dunklen Oliv der Bundeswehr hin zu dem deutlich helleren Grün der britischen Armee.
In sechs Monaten vom Zivilisten zum Offizier
Auch in der Ausbildung war vieles anders als in Fürstenfeldbruck. „In Cranwell lernen Kadetten zusammen, von denen einige schon zehn Jahre gedient haben und andere, die ganz frisch von der Uni kommen“, berichtet Nicole Nordholz. „Ein britischer Kadett, der hier als Zivilist startet und die sechs Monate durchhält, ist am Ende Offizier.“
Dafür sind die täglichen Dienstzeiten auch wesentlich länger. Zum Beispiel wird bei der Übung 'Vital Egde' nur wenig geschlafen. Luxus? Fehlanzeige. Nach 25 Kilometern Marsch werden die Zelte aufgebaut. Danach geht es direkt weiter. Auch unter Stress und Schlafentzug müssen die Soldaten einen kühlen Kopf bewahren. Wer einen der drei achtwöchigen Terms, mit je zwei Wochen Urlaub dazwischen, nicht besteht, muss noch einmal von vorne anfangen.
Britischer Drill – Ordnung muss sein
Auch Handys sind während des Lehrgangs nicht erwünscht, die Stuben werden jeden Morgen um 7 Uhr kontrolliert. Es wird nicht nur marschiert und im Wald geschlafen, auch akademische Leistungen sind gefordert. Aufsätze schreiben und Präsentationen halten gehören ebenso zum Alltag wie militärische Ordnung und Disziplin.
All das war nichts wirklich Neues für Nicole Nordholz, auch wenn in Cranwell noch mehr Wert auf Standards wie makellose Uniformen und strenge Einheitlichkeit gelegt wird. Selbst die dienstlich gelieferte Sportkleidung muss zu jeder Stunde mit Bügelfalten in Short und T-Shirt gebügelt sein.
In der Luftwaffenlehre werden die Schwerpunkte etwas anders gesetzt als in Deutschland. „Der britische Kurs beinhaltet mehr Ausbildung auf operationeller und taktischer NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ebene“, sagt Nordholz. „Es ist das Ziel, den Kadetten ein gutes Grundverständnis über die Rolle der Luftwaffe, auch in Zusammenarbeit mit Heer und Marine zu vermitteln.“ All das auf Englisch zu bewältigen, war anfangs nicht ganz einfach, denn viele der britischen Kadetten sprechen in ihrem Heimatdialekt. „Doch daran gewöhnt man sich schnell“, so Nicole Nordholz.
Ziel: Die Luftwaffensicherungstruppe
Sie ist stolz darauf, als Repräsentantin der Luftwaffe so gut abgeschnitten zu haben. Jetzt studiert sie an der Universität der Bundeswehr Staats- und Sozialwissenschaften und würde danach gern bei der Luftwaffensicherungstruppe dienen. „Das macht mir einfach Spaß“, sagt Nordholz.
Für die deutschen Offiziersanwärter, die die Ausbildung an der OSLw bereits abgeschlossen haben, würde sie sich wünschen, dass das Austauschprogramm mit der Royal Air Force beispielsweise auf den „Junior Regiment Officer Course“ ausgeweitet würde, um noch mehr Erfahrungen auszutauschen.