Polygone in der Arktis
Polygone in der Arktis
- Datum:
- Ort:
- Rovaniemi
- Lesedauer:
- 2 MIN
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit sind Hotels und Gasthäuser in dem kleinen finnischen Dorf am Polarkreis ausgebucht. Rovaniemi ist in den Wintermonaten als Weihnachtsmanndorf bekannt. Vom 7. bis zum 18. Juni 2021 ist es neben Städten in Schweden und Norwegen Gastgeber der multinationalen Übung „Arctic Challenge 2021“ von Nato-Staaten und Partnern.
Keine Geometrie
Hunderte Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen vertiefen bei der Übung „Arctic Challenge 2021“ die Zusammenarbeit der befreundeten Länder. Die Luftwaffe entsendet dazu nicht nur Eurofighter vom taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“, die während der Übung in Rovaniemi stationiert sind. Der deutsche Anteil POLYGONE des Zentrums Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme nimmt ebenfalls an der Übung teil, sie operieren von den Standorten Jokkmokk und Vidsel in Schweden aus. Nun handelt es sich bei POLYGONE nicht um geometrische Formen, vielmehr geht es darum, gegnerische Luftabwehrraketensysteme frühzeitig zu erkennen, auszuweichen und zu bekämpfen.
Was genau ist Polygone?
Nach der Wiedervereinigung integrierte die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland die Soldaten der früheren Nationalen Volksarmee. In Zuge dessen wurden nicht nur Soldaten Bestandteil der „Armee der Einheit“, sondern auch zahlreiche sowjetische Großgeräte wie das bekannte Kampfflugzeug MiGMikoyan-Gurewitsch-29. So erhielt auch der deutsch-französisch-USUnited States-amerikanische Verband POLYGONE neue Systeme. Die Flugabwehrraketensysteme SA-6 und SA-8 finden ihr neues Zuhause in der Pfalz bei Oberarnbach.
Der Verband ist für die Ausbildung von Luftfahrzeugbesatzungen im Umgang mit ihrer Ausrüstung gegründet worden. Früher wurden zum Beispiel die Besatzungen der Transall, neben Jet-Besatzungen, im Übungsgelände geschult, heute die des A400M. Das Trainingsgelände erstreckt sich an der deutsch-französischen Grenze und umfasst 20.000 Quadratkilometer. Die Stellungen des Verbands befinden sich auf deutscher Seite unter anderem in Bann und Pirmasens und auf französischer Seite in Grostenquin.
Die Flugabwehrraketensysteme simulieren im Trainingsgelände feindliche Radareinheiten, die in einer realen Gefechtssituation auch mit scharfer Munition ausgestattet sind. Die Luftfahrzeugbesatzungen trainieren, den Systemen auszuweichen und ihre Fähigkeiten mithilfe digitaler Auswertung der Übungen und Nachbesprechungen zu verbessern.
Train as you fight
Seit 1979 trainieren die drei Partnernationen regelmäßig auf dem multinationalen Übungsgelände in der Westpfalz und im Elsass den Ernstfall. Es ist ein essentieller Bestandteil der taktischen Ausbildung von Jetpiloten und Lufttransportbesatzungen von Heer und Luftwaffe, gegen die dort verteilten Systeme zu üben. Auch Nationen, die sich nicht an POLYGONE beteiligen, dürfen gegen Bezahlung die Systeme für ihre Aus- und Weiterbildung nutzen.
Training am Polarkreis
Acht bodengebundene Systeme, die zur Flugabwehr benötigt werden, und knapp 30 Soldatinnen und Soldaten nehmen vom deutschen Anteil POLYGONE an der Übung „Arctic Challenge“ in Skandinavien teil. Sie beginnen den Transport des Materials bereits eine Woche vor Beginn der Übung. Das tonnenschwere Großgerät reist per Schwertransport auf dem Landweg und das letzte Stück mit der Fähre in Richtung Polarkreis.