Ohne sie fliegt nichts – die Flugberaterin
Ohne sie fliegt nichts – die Flugberaterin
- Datum:
- Ort:
- Nörvenich
- Lesedauer:
- 3 MIN
Es ist noch früh am Morgen. In wenigen Stunden starten vom Luftwaffenstandort Nörvenich aus die ersten israelischen F-16 und deutschen Eurofighter. Aber bevor der Flugbetrieb Fahrt aufnehmen kann, beginnt die Arbeit von Hauptfeldwebel Jacqueline Malter. Die 34-Jährige ist eine der Flugberater des Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“. Ihre Arbeitsstelle befindet sich direkt an der Start- und Landebahn.
Das Team der Flugberater besteht aus sechs Personen. Sie wechseln sich im Schichtsystem ab. Es gibt jeweils einen Schichtleiter, einen Flugberater und eine Person, die für die Koordinierungsstelle zuständig ist. Die Aufgaben werden regelmäßig durchgetauscht, damit die Positionen dauerhaft besetzt sind.
Die Frühschicht beginnt für Flugberaterin Malter um fünf Uhr morgens. Heute übernimmt sie die Aufgaben der Koordinierungsstelle und der Flugberaterin. Nach der Ankunft im Büro fängt sie sofort mit der Arbeit an. Sie beginnt mit den Vorbereitungen für das Briefing der fliegenden Besatzungen. Zuerst ruft sie in Münster beim Geoinformationsdienst an. Die Meteorologen informieren sie über die aktuelle Wetterverhältnisse. Zudem erhält sie von ihnen Vorschläge, welche Flugplätze bei der aktuellen Wetterlage angeflogen werden können.
Plan B für die Pilotinnen und Piloten
Anschließend überprüft Hauptfeldwebel Malter, welche Flugplätze als Ausweichmöglichkeiten zur Landung genutzt werden können. Sie werden auch als „Alternates“ bezeichnet. Sollte das Wetter am geplanten Flugplatz eine Landung nicht zulassen, können die Piloten auf die „Alternates“ zurückgreifen. Malter ruft dafür bei den zuständigen Ansprechstellen der Flugplätze an und fragt, ob diese als alternative Landeplätze genutzt werden könnten.
Willigen die Ansprechstellen ein, so nimmt sie die Flugplätze in ihre Liste für das Briefing auf. Da die Flugberater auch den für die Flüge benötigten Treibstoff berechnen, müssen die Routen zu den alternativen Plätzen ebenfalls berücksichtigt werden.
Hauptfeldwebel Jacqueline Malter hält alle neuen Informationen auf ihrem Computer und händisch auf einer Karte fest, die den deutschen Luftraum zeigt. Somit hat sie alles im Überblick. Zusätzlich geht sie eine Liste durch, die bereits am Vortag von der Spätschicht erstellt wurde. Daraus ist zu erkennen, welche Flugplätze eingeschränkt sind und somit nicht angeflogen werden können. Malter erklärt dazu: „Einschränkungen sind zum Beispiel ausgelaufenes Öl auf dem Flugplatz, oder eine beschädigte Start- und Landebahn.“
Sind sämtliche Vorbereitungen abgeschlossen, gehen die Flugberater zum Briefing in die fliegenden Staffeln. Zuerst wird die Wetterprognose für den Tag besprochen. Daraufhin folgen die Auswertungen der Flugberater: Der eigene Platzstatus, die alternativen Flugplätze, die Notlandeplätze und Einschränkungen werden besprochen.
Nach dem Briefing ist vor dem Briefing
Für die Flugberater geht es anschließend wieder in ihr Büro, denn mit dem Briefing ist die Arbeit noch nicht getan. Die Staffeln rufen nacheinander an und geben ihre endgültigen Standardflugpläne durch. Dabei handelt es sich um Flugpläne, bei denen immer dieselben Routen beziehungsweise festgelegten Bereiche abgeflogen werden. Es passiert allerdings auch, dass die Pilotinnen und Piloten selbst anrufen und Flugpläne angeben, die nicht standardmäßig sind, wie bei bundesweiten Flügen. Malter muss dann erneut mit dem Geoinformationsdienst, den Flugplätzen und dem Tower telefonieren und die Änderungen abklären.
Um 13 Uhr kommt die Spätschicht an. Malter muss noch eine Stunde arbeiten. Innerhalb dieser Stunde findet eine Übergabe aller Informationen, Vorfälle und Änderungen statt, die sich während der Frühschicht angesammelt haben. „Jeder Tag ist anders“, sagt sie und fährt fort: „Es kann immer wieder eine neue Herausforderung auf mich zukommen.“
Ein neuer Lebensabschnitt
Und die nächste steht auch schon vor ihr. Die 34-Jährige wollte schon früh zur Bundeswehr. „Mein Papa und mein Cousin waren beide beim Bund als Grundwehrdienstleistende. Das wollte ich auch machen“, sagt sie lächelnd und fährt fort: „Beim Bewerbungsgespräch fand ich die Flugberatung direkt interessant“, erklärt Malter. Nach ihrer Feldwebelausbildung und der Ausbildung zur militärischen Flugberaterin ging es für sie 2009 an den Luftwaffenstandort Nörvenich bei Köln.
Nun, elf Jahre später, hat sie sich entschieden, in die Laufbahn der Offiziere des militärischen Fachdienstes zu wechseln. Der Flugberatung bleibt sie weiterhin erhalten. Allerdings muss sie für diesen Laufbahnwechsel den Standort Nörvenich und ihr Team verlassen. „Ich werde mit einem weinenden und einem lächelnden Auge gehen“, erklärt sie. Mit dem Wechsel der Laufbahn beginnt für Hauptfeldwebel Jacqueline Malter ein neuer Lebensabschnitt.
Ihre jahrelange Erfahrung als Feldwebel in der Flugberatung wird ihr dabei helfen diese neue Herausforderung zu meistern.