Objektschutz – „Vampire Down“
Objektschutz – „Vampire Down“
- Datum:
- Ort:
- Freyung
- Lesedauer:
- 3 MIN
Vampire ist abgestürzt! Hutch ist auf der Übung Allied Recon in Freyung. Er berichtet vom Absturz des Evakuierungshelikopters „Vampire“.
Hutch: „Vampire, unser Forward Air MedEvacMedical Evacuation-Asset, ist abgestürzt. Vampire ist ein Hubschrauber-Dummy und simuliert in Freyung unseren Evakuierungshelikopter für medizinische Notlagen. Es folgt das bekannte Prozedere: Hastig legen wir den Battlebelt, unsere robusten, taktischen Gürtel an, werfen unsere Schutzwesten über, setzen den Helm auf und machen die Waffen „Klar zum Gefecht“ – wir laden fertig. Unsere Notice To Move beträgt 15 Minuten – das heißt, wir müssen in 15 Minuten fertig zum Ausrücken sein. Wir brauchen keine fünf und sitzen auf unseren „Böcken“.
Die nächsten Minuten ziehen sich wie Kaugummi. Während wir angespannt und gefechtsbereit auf unseren Fahrzeugen warten, erhält die Zugführung weitere Infos zur Lage. Über den Bordfunk höre ich mit: Die Drohne LUNALuftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung kann mindestens zwei Verletzte aufklären. Ich bin ausgebildeter Einsatzersthelfer-B und trage genug Sanitätsmaterial für die Erstversorgung von mindestens zwei Verletzten am Mann. Für den Fall, dass ich arbeiten muss, ziehe ich mir Nitrilhandschuhe unter meine Kampfhandschuhe.
Das Marschband rollt. Wir fahren los. Bis zur Absturzstelle sind es etwa 35 Minuten. Während der Fahrt kommt eine Info rein – das Wrack des NH90 brennt! Moderne Fahr- und Luftfahrzeuge bestehen zu einem großen Teil aus Verbundwerkstoffen. Sie verbrennen hochgradig giftig und gesundheitsschädlich. Um uns vor den giftigen Dämpfen zu schützen, setzen wir unsere ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmasken auf. Sofort atme ich merklich schwerer.
Absitzen. Mit dem Eintreffen an der Absturzstelle gehen wir direkt in unseren vorher festgelegten Sicherungsbereich. Ein kurzer, schneller Check – es sind keine Sprengfallen auszumachen. Im Augenwinkel sehe ich das Wrack des Helikopters – und viel Rauch. Daneben zwei Verletzte. Die Kameraden aus einer anderen Gruppe machen sich daran, sie zu bergen. Mein erster Impuls ist es, auch dorthin zu laufen, um zu helfen. Doch das geht jetzt nicht, ich habe anderes zu tun. Jeder hat jetzt seine Aufgabe.
Meine Gruppe macht eine mögliche Helicopter Landing Site (HLS) aus und suchen sie nach Gefahren und Sprengfallen ab. Wir finden nichts – die Koordinate kann durchgegeben werden. Der Rettungshubschrauber ist auf dem Weg. Sofort werde ich an anderer Stelle gebraucht. Mit zwei weiteren Kameraden laufe ich zum Wrack. Es wurden vier Insassen gemeldet, wir haben aber nur zwei Verletzte. Ich atme tief und schwer, Schweiß sammelt sich in meiner Maske, tropft mir vom Gesicht auf meine Waffe. Im Kopf bereite ich mich darauf vor, gleich einen leblosen Körper aus dem Wrack zu bergen.
Über die Ladeluke werfen wir einen Blick ins Innere des Wracks. Leer. Keine weiteren Personen. Vielleicht sind die zwei Vermissten aus dem Heli gefallen? Wir suchen die Umgebung ab, durchforsten Sträucher – finden nichts. Unter meiner Weste bin ich mittlerweile klitschnass geschwitzt.
Wir sind zurück am Wrack und unterstützen die Versorgung der Verwundeten. Mein Verwundeter ist Kategorie Charlie – bei Bewusstsein, augenscheinlich keine Verletzungen, unter Schock. Ich organisiere schnell eine ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske, die ich ihm aufsetze und bringe ihn in Richtung Hubschrauberlandeplatz. Wie genau alles passiert ist, weiß der Verletzte nicht. Er sagt, es waren zwei Passagiere an Bord. Diese Info ist wichtig!
Wenige Minuten später wird die Luft vom Geräusch sich drehender Rotoren durchschnitten. Am Himmel taucht ein weiterer NH90 auf. Wir schmeißen gelben Rauch, als Einweisung für den Piloten. Nachdem der Helikopter aufgesetzt hat, warten wir auf das Signal der Besatzung... und Los!
In nach vorn gebeugter Haltung laufe ich mit dem Verwundeten im Schlepptau Richtung Hubschrauber. Die Strecke zieht sich. Der Trageriemen meiner Waffe löst sich. Das G36 hängt an meiner rechten Hand, der Granatwerfer AG40 macht es noch schwerer. Ignorieren! Am Heli angekommen, übergebe ich den Verwundeten. Nicht weit hinter mir schleppen sechs meiner Kameraden den bewusstlosen Körper des anderen Verwundeten heran. Unter ihren ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Masken sehen sie angestrengt und abgemüht aus. Wir legen ihn an Bord und entfernen uns vom Hubschrauber.
Mein Puls hämmert, das Atmen gegen den kontinuierlichen Widerstand der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Maske schlaucht. Wieder das Hacken der Rotoren – der MedEvacMedical Evacuation hebt ab. Während meine Kameraden für einen Moment die Sicherung übernehmen sitze ich auf unseren Dingo auf. Ich reiße mir die Maske vom Kopf, atme tief durch.“