Niederländische F-35 bei Baltic Hunter 2023
Niederländische F-35 bei Baltic Hunter 2023
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Baltic Hunter ist die Abschlussübung für angehende Waffenlehrer. Hier trainieren die Beteiligten, was im Falle eines Luftkrieges stattfinden könnte. Dazu hat die Waffenschule Luftwaffe Missionen kreiert, in denen bestehende Taktiken ausprobiert und gegebenenfalls weiterentwickelt werden. Da darf auch der Einsatz der F-35 nicht fehlen – dem zukünftigen Waffensystem der Luftwaffe.
In Laage ist der Himmel wolkenbehangen. Nur ab und zu bahnen sich Sonnenstrahlen ihren Weg. Die Luft ist herbstlich frisch. Alles scheint ruhig. Doch das trügt. Über Mecklenburg-Vorpommern herrscht Krieg – zum Glück nur simuliert. Nach und nach durchbrechen Geräusche von startenden Militärmaschinen die friedliche Stille. In einem kleinen und unscheinbaren Gebäude auf dem Gelände des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 “Steinhoff“ wimmelt es in einem dunklen Raum von Menschen. Sie sind in der Taktischen Kontrollstelle der Waffenschule Luftwaffe, genannt Jarvis.
Hier sitzen sie in Gruppen zusammen, die Fachleute vom Militärischen Nachrichtenwesen, dem Einsatzführungsbereich, der Flugabwehr. Sie kontrollieren und steuern die Missionen der laufenden Luftoperation. Grelles Licht strahlt von den unzähligen Bildschirmen und der großen Leinwand. Stimmengewirr im Raum, kleine Symbole huschen über die Displays. Alle sind hochkonzentriert. Kein Wunder, denn im Übungsluftraum bewegen sich gerade 50 Militärmaschinen – Flugzeuge und Hubschrauber.
Kämpfen im Team
Bei Baltic Hunter wird das gesamte Spektrum an offensiven und defensiven Luftkriegsoperationen durchexerziert – in einem missionsbasierten Übungsszenario zum Luftkrieg, wie er real stattfinden könnte. Dabei kommt es vor allem auf das Zusammenspiel von fliegerischen Anteilen und Kräften am Boden an. Hatten die angehenden Waffenlehrer im Laufe ihrer mehrmonatigen Ausbildung zunächst unabhängig voneinander in ihren Bereichen trainiert, so müssen sie jetzt gemeinsam im Verbund planen und agieren – als ein Team.
Die insgesamt zwölf Waffenlehreranwärterinnen und -anwärter führen die Missionen und die daran beteiligten Einheiten. Die Piloten agieren dabei als sogenannte Mission Commander und leiten den Planungsprozess sowie die Durchführung. Insgesamt üben bei Baltic Hunter 500 Beteiligte. Allein bei der bodengebundenen Luftverteidigung sind 80 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.
Ein Übungsraum mit vielen Vorteilen
Mit dem Übungsraum in Nordostdeutschland können die Beteiligten an Baltic Hunter 2023 in der Luft und am Boden trainieren. „Die Besonderheit ist, dass wir über Land fliegen, wo wir simulierte und reale Ziele auf den Truppenübungsplätzen der Region platzieren, wo wir Panzer oder echte bodengebundene gegnerische Luftverteidigungssysteme oder originalgetreue technisch ausgerüstete Attrappen aufgestellt haben und dann im Szenario identifizieren können. Das ist auch für den Einsatz der niederländischen F-35 etwas Besonderes und wird gerne angenommen. Denn die Niederlande haben zwar den Luftraum über See, aber keinen Übungsplatz“, sagt Oberstleutnant Dirk Pingel. Er ist der Kommandeur der Waffenschule Luftwaffe. Unter seiner Leitung wurden die Missionen konzipiert.
Die Rolle der F-35 bei Baltic Hunter 2023
Dass die niederländische und die deutsche Waffenschule zusammenarbeiten, ist nicht neu. Doch zum ersten Mal trainieren niederländische F-35 Jets der „Koninklijke Luchtmacht“ bei der Waffenlehrerausbildung im deutschen Luftraum, unter deutscher Führung. Die F-35 ist dabei vollständig integriert.
„Beim letzten Kurs waren die Niederländer als NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner mit ihren F-35 Kampfflugzeugen als Ergänzungselement in reale Missionsszenarien eingebunden. Heute trainieren wir zusammen, um insbesondere die Integration unserer zukünftig eigenen F-35 in der Luftwaffe zu erleichtern, sobald wir sie in den Dienst genommen haben. Da helfen die gesammelten Erfahrungen aus den gemeinsamen Trainings, vor allem im operationell-taktischen Bereich“, erklärt Pingel. So werden die Trainingsergebnisse in gemeinsamen Nachbesprechungen analysiert, um voneinander zu lernen. Auch der Kommandeur der niederländischen Waffenschule, Oberstleutnant Toon van de Graaf, zieht eine positive Bilanz aus der Kooperation: „Der Austausch von Wissen hilft unseren besten Piloten, noch bessere Waffenlehrer zu werden.“
Bei Baltic Hunter kommen die F-35 hauptsächlich beim Niederhalten bodengebundener Luftverteidigungsmittel des Gegners zum Einsatz. Im Englischen spricht man von Suppression of Enemy Air Defences, kurz SEAD. Die Jets sind aber auch als Bomber und Jäger in der Luft unterwegs.
Waffenschule agiert als Vorreiter für die Luftwaffe
Die technischen Fähigkeiten des Eurofighters der Luftwaffe und der F-35 der Niederlande haben sich in letzter Zeit nicht signifikant verändert. Doch die operationellen fliegerischen Taktiken und Verfahren entwickeln sich ständig weiter. Hier kommt die Waffenschule Luftwaffe ins Spiel. Sie berücksichtigt schon jetzt den Verbund von Kampfflugzeugen der vierten Generation, also dem Eurofighter, und der fünften Generation, der F-35, bei der Entwicklung und Verbesserung von Taktiken in möglichen Luftkriegsszenarien. So auch bei Baltic Hunter. Die Waffenschule agiert als Vorreiter für die Luftwaffe, um die Teilstreitkraft auch zukünftig für den Fall der Landes- und Bündnisverteidigung bestens gewappnet zu wissen.