Luftwaffe
NATO-Übung

Luftverteidigung im Fokus – Vernetztes Üben mit den NATO-Partnern

Luftverteidigung im Fokus – Vernetztes Üben mit den NATO-Partnern

Datum:
Ort:
Niederlande
Lesedauer:
3 MIN

Wie kann die deutsche Flugabwehr gemeinsam mit NATO-Partnern einen Luftraum schützen? Hierfür wurde in den Niederlanden trainiert.

Viele Flaggen sind gehisst und wehen an Masten.

Im Hintergrund das Übungsgelände der JPOW auf einem stillgelegten Militärflugplatz

Netherlands Ground-based Air Defence Command

Auf der digitalen Karte sind mehrere Punkte hervorgehoben: Hauptquartiere der simulierten NATO-Truppen, die einen fiktiven Kampf gegen einen ähnlich starken Feind führen müssen. „Man muss die Parameter seiner Waffensysteme kennen! Was kann PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target schützen, was kann NASAMS schützen,“ sagt Major Alexander J., während er auf seinen Bildschirm blickt.

Der Offizier aus dem Flugabwehrraketengeschwader 1 in Husum hat die Aufgabe, diese wichtigen Positionen vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Bis in den späten Abend plant er zusammen mit zwei Offizieren der ungarischen Flugabwehr den bestmöglichen Einsatz seiner Einheiten. Sie repräsentieren einen Gefechtsstand der Flugabwehrraketentruppe, das Surface-to-Air Missile Operation Center (SAMOCSurface to Air Missile Operations Center). Ihnen in der Simulation unterstellt: Mehrere deutsche, spanische und rumänische PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Einheiten, dazu norwegische, litauische und spanische „National Advanced Surface-to-Air Missile Systems“ (NASAMS).

PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target und NASAMS, beides mobile Flugabwehrsysteme, ergänzen sich gut: Zwar hat PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target die größere Bekämpfungsreichweite, doch NASAMS kann einen Luftraum bis zu 360 Grad überwachen und schützen. So kann Alexander J. seine PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Einheiten anweisen, sich auf die Richtung zu konzentrieren, aus welcher der Feind wahrscheinlich mit taktisch-ballistischen Raketen zuschlagen wird, während NASAMS zusätzlich noch die anderen Bereiche gegen Bedrohungen wie Flugzeuge und gelenkte Raketen absichert. So wird für den bestmöglichen und effektiven Einsatz der Systeme gesorgt.

Ein deutscher und ein niederländischer Soldat besprechen sich vor einem Zelt.

Major Alexander J. bespricht sich mit dem norwegischen NASAMS-Staffelführer. Ein Vorteil der JPOW, denn in der Realität würden ihre Einheiten hunderte Kilometer voneinander entfernt interagieren.

Bundeswehr/Marc Steinbrecher

JPOW – international und streitkräfteübergreifend

Elf Nationen nehmen seit Anfang März an der NATO-Übung Joint Project Optic Windmill (JPOW) teil. Insgesamt haben sich über 1.000 Soldatinnen und Soldaten aus den NATO-Staaten und dutzende Vertreter der Industrie und Behörden auf dem ehemaligen Flugfeld im niederländischen Vredepeel eingefunden.

Geübt wird digital in mitgebrachten Führungsfahrzeugen oder Zelten vor dem Bildschirm. Eine komplexe Computersimulation erlaubt es dabei allen Teilnehmenden, den Umgang mit ihren eigenen Waffensystemen zusammen mit den internationalen Partnern zu proben. Mit dabei ist auch die deutsche Flugabwehr. Vertreten wird diese unter anderem durch das SAMOCSurface to Air Missile Operations Center des Flugabwehrraketengeschwader 1, Pilotinnen und Piloten aus verschiedensten fliegenden Verbänden der Luftwaffe und Soldatinnen und Soldaten der Marine, die ihre – ebenfalls simulierten – Fregatten in die Übung integrieren.

In der Luftverteidigung ist das Miteinander unerlässlich

Die Zusammenarbeit zwischen den Nationen läuft hervorragend“, bestätigt ein ungarischer Hauptmann auf Englisch. Erst kürzlich hat Ungarn die Komponenten eines eigenen SAMOCSurface to Air Missile Operations Center erworben. Nun profitieren Sie von dem langjährigen Know-How der erfahrenen deutschen Soldaten. „Ein eingespieltes Team, das ist das Wichtigste, um mit solchen Situationen fertig zu werden“, meint Oberstabsfeldwebel Mario S. aus dem Flugabwehrraketengeschwader 1. Er koordiniert unter anderem die Gefechtsführung im SAMOCSurface to Air Missile Operations Center. Dabei weist er den verschiedenen Abwehreinheiten konkret Ziele wie feindliche Flugzeuge oder Raketen zu, die in den geschützten Luftraum eindringen. Mario S. hatte gerade Schichtwechsel. „30 Ziele haben wir allein während der Schichtübergabe bekämpft – und das war noch ruhig“, betont er mit einem ernsten Lächeln. Die eigentliche Herausforderung sei es, mehrere Nationen mit verschiedenen Waffensystemen und unterschiedlichen Taktiken effektiv führen zu können. JPOW bietet dafür das optimale Trainingsumfeld, so der Oberstabsfeldwebel.

Zwei Soldaten sitzen an einem Arbeitsplatz und schauen sich etwas auf einem Monitor an.

In der Planungsphase: Oberstabsfeldwebel Mario S. stimmt sich in einer Kontrollkabine des SAMOCSurface to Air Missile Operations Center mit einem norwegischen Kameraden noch einmal über die Positionierungen der Kampfstaffeln ab.

Bundeswehr/Marc Steinbrecher

Erfahrungen sammeln – Ergebnisse erzielen

Nach zwei Wochen Vorbereitung und anschließenden sieben Tagen Übungsphase endete JPOW am 29. März. Der niederländische Oberstleutnant Sebastiaan M. ist insgesamt zufrieden. Gerade für jüngere Besatzungen seien die gemachten Erfahrungen und der Austausch mit den höheren Führungsebenen mindestens ebenso wichtig, wie das finale Ergebnis der Übung. „Ich habe bei allen, insbesondere den Jüngeren, unheimlich viele Fortschritte gesehen!“, sagt der Offizier im perfekten Deutsch.

Sebastiaan M. dient als Verbindungsoffizier der Niederländer im deutschen Flugabwehrraketengeschwader und war maßgeblich an der Organisation der multinationalen Übung beteiligt. Er ist bereits zum zehnten Mal bei der JPOW dabei. Alle zwei Jahre findet die Übung statt. Doch seit der ersten JPOW 1996, damals nur mit Teilnehmenden der deutschen, der USUnited States-amerikanischen und niederländischen Streitkräfte, ist die Übung kontinuierlich und stark gewachsen und hat immer noch Potential nach oben.

von Marc Steinbrecher