Luftbrücke per Fallschirm: So will die Luftwaffe Gaza versorgen
Luftbrücke per Fallschirm: So will die Luftwaffe Gaza versorgen
- Datum:
- Ort:
- Evreux
- Lesedauer:
- 2 MIN
„Den Menschen in Gaza fehlt es am Nötigsten“, erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Transportflugzeuge der Luftwaffe werden sie daher mit Nahrung und Medikamenten aus der Luft versorgen. Wie das geht und warum das nicht ungefährlich ist, erklären wir hier.
Der Abwurf von Versorgungsgütern per Fallschirm ist für die deutschen C-130J Hercules ein Novum, denn das über Gaza geplante Absetzverfahren ist für die Transportflugzeuge in Deutschland noch nicht zugelassen. Allerdings wendet Frankreich dieses Verfahren bereits erfolgreich über dem Gazastreifen an. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, hat für die Luftwaffe nun eine Sonderfreigabe erlassen. „Wichtig ist, dass wir schnell mit der humanitären Hilfe beginnen können“, begründet er seine Entscheidung.
„Wichtig ist, dass wir schnell mit der humanitären Hilfe beginnen können.”
Um was für ein Verfahren geht es?
Die Mission erfolgt im sogenannten Schwerkraft-Absetzverfahren. Das bedeutet, dass die Ladung aus dem Flugzeug rollt, sobald die Laderampe geöffnet ist und die Palettenrollen entriegelt wurden. Hierfür nimmt das Flugzeug eine leichte Schräglage ein. Die Fallschirme werden nach Verlassen des Luftfahrzeugs automatisch durch eine Zugleine geöffnet. Pro Flug können theoretisch bis zu 18 Tonnen Güter abgesetzt werden. Häufig werden allerdings, bedingt durch die räumliche Begrenzung der Drop-Zone, weniger Paletten abgesetzt.
Der Zeitpunkt des Absetzens (Cargo Air Release Point, CARP) ist entscheidend. Noch während des Fluges wird der CARP unter Berücksichtigung von Lastgewicht, Geschwindigkeit und Höhe des Flugzeuges sowie der Windrichtung und Windstärke final berechnet. Für diese komplexe Berechnung ist das Flight Management System des Bordcomputers verantwortlich.
Vor welchen zwei Herausforderungen steht die Luftwaffe?
- Zunächst ist es wichtig, dass die Last sicher in der Drop-Zone landet. Andernfalls könnten die aufschlagenden Pakete Gebäude oder Infrastruktur beschädigen. Pakete, die im Meer oder unzugänglichem Gelände landen, können zur Gefahr für diejenigen Bedürftigen werden, die sie unter Eigengefährdung zu erreichen versuchen. Deshalb werden vorher geeignete Zonen identifiziert, die unbesiedelt und dennoch gefahrlos zugänglich sind.
Grundvoraussetzungen für das sichere Absetzen sind eine ordentlich gesicherte Ladung und fehlerfreie Fallschirme. Entscheidend für den Erfolg ist das Zusammenspiel von Piloten, Ladungsmeister und Bordcomputer. Dabei ist jedes Detail wichtig: die korrekte Berechnung des Absetzzeitpunktes, die Lage des Flugzeuges und die letzte Sichtkontrolle von Ladung und Drop-Zone. - Gleichzeitig muss der Eigenschutz des Flugzeuges und seiner Besatzung gewährleistet sein. Beschuss vom Boden kann in Krisengebieten nicht ausgeschlossen werden. Deshalb wird vor jedem Flug eine Risikoanalyse durch die Soldatinnen und Soldaten der militärischen Sicherheit durchgeführt, die die Lage vor Ort kennen. Obwohl reduzierte Flughöhe und Fluggeschwindigkeit das Absetzen erleichtern, müssen Mindestwerte eingehalten werden. Zusätzlich verfügt die Hercules über eigene Schutzsysteme.
Konkretes zur Mission
Die Mission wird unter deutscher Führung durch deutsches und französisches Personal der binationalen Lufttransportstaffel „Rhein/Rhin“ in Évreux mit zwei Transportflugzeugen vom Typ C-130J Hercules durchgeführt. Für den Zeitraum der Mission werden sie auf einen Luftwaffenstützpunkt in Jordanien verlegt. Von dort starten die einzelnen Versorgungsflüge mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.