Luftwaffe
Ausbildung in Arizona

Kampfretter bei der taktischen Gleitfallschirmausbildung

Kampfretter bei der taktischen Gleitfallschirmausbildung

Datum:
Ort:
USA
Lesedauer:
4 MIN

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Am dreieinhalbwöchigen Truppführerlehrgang für die Gleitfallschirmspringerinnen und Gleitfallspringer der Bundeswehr nehmen auch die Kampfretter der Luftwaffe teil. Zusammen mit den Spezialkräften lernen sie im amerikanischen Arizona, einen Trupp von Fallschirmspringern vom Absprung von der Laderampe aus dem Flugzeug bis zum Landeort zu führen.

Soldatinnen und Soldaten mit Nachtsichtbrille stehen in grünlichem Licht in einem Laderaum

Im Truppführerlehrgang müssen die zukünftigen Truppführerinnen und -führer auch lernen, eine Gruppe bei kompletter Dunkelheit im Sprung zu führen

Bundeswehr/Cora Mohrdieck

Um 03:45 Uhr nachts hebt der deutsche A400M auf einem kleinen Flugplatz unweit von Tuscon, Arizona, ab. Mit an Bord des Transportflugzeuges sind die Kampfretter vom Truppführerlehrgang zusammen mit ihren Kameradinnen und Kameraden von den Spezialisierten Kräften und Spezialkräften. 15 Minuten vor dem Absprung gibt der Kommandant der Maschine dem Ladungsmeister, Oberfähnrich Max P.*, das Signal zum Fertigmachen. Der Oberfähnrich bewegt sich frei im Laderaum des A400M und bereitet alles für den „Drop“, also den Sprung, vor. 

Bevor er die Laderampe öffnet, macht er das Licht aus. Nun schimmert nur noch ein schwaches grünes Licht im Laderaum und die Kampfretter schauen durch ihre Nachtsichtbrillen. Als die Laderampe sich öffnet, kann man das nächtliche Tuscon mit seiner Straßenbeleuchtung sehen. Kurz vor dem bevorstehenden Sprung gehen alle gedanklich noch mal die Sicherheitsüberprüfung durch und prüfen gegenseitig den richtigen Sitz der Fallschirme.

Jetzt ist es soweit, die Springerinnen und Springer gehen Richtung Laderampe und, nachdem ein Signal erklingt, springen sie im Freifallsprung aus der Laderampe der Transportmaschine in den dunklen Nachthimmel über Arizona – aus einer Höhe von circa 3.500 Metern. Der A400M dreht ab und fliegt zurück Richtung Flugplatz, um nach kurzer Unterbrechung die dort landenden Springer zum nächsten Sprung zu bringen.

Unbemerkt zum Auftragsort

Die Kampfretter sind der einzige fallschirmspringende Verband in der Luftwaffe. Der Gleitfallschirm ist eines der vielen Transportmittel, das sie beherrschen. Auf dem Truppführerlehrgang lernen sie, einen Trupp in unbekanntes Gebiet via Gleitfallschirm zu führen. Mit dabei sind Hauptfeldwebel Matthias*, ehemaliger Kampfretter und bald Ausbilder im Freifallhörsaal in der Luftlandeausbildungseinrichtung der Bundeswehr in Altenstadt, und Hauptfeldwebel Alex* von den aktiven Kampfrettern der Luftwaffe, bei denen ein Trupp aus sechs Soldatinnen und Soldaten besteht.

„Der Gleitfallschirm gibt uns die Möglichkeit, weit entfernt von der geplanten Landezone aus dem Luftfahrzeug zu springen und so unbemerkt zum Zielort zu gleiten. Vor Ort ist unser Auftrag dann, den zu Rettenden unter allen taktischen Gesichtspunkten aus einer Gefahrensituation oder aus einer Notlage zu holen'', so Matthias. Dies umfasst das Freischneiden, Retten und Bergen sowie die Erstversorgung von isolierten oder in Not geratenen Personen.“ Dabei muss der Truppführer für den Sprung mit dem Gleitfallschirm nicht zwangsläufig die gleiche Person sein, die den Kampfrettertrupp vor Ort führt.

Ziele des Truppführerlehrgangs

„Unser Ziel ist, dass alle gleichzeitig die Strecke von circa sechs Kilometern in der Luft zum Zielort zurücklegen und dann zeitgleich am Boden landen“, meint Hauptfeldwebel Alex. Die Herausforderung für den Truppführer bestünde darin, dass man seinen Trupp während des Sprunges zur Landezone führt, so Alex. Dabei orientiert sich der Truppführer durch ein kleines GPSGlobal Positioning System-Display mit Kompass. Die Kommunikation innerhalb des Trupps läuft via Funk. Falls das nicht geht, mit Handzeichen. „Als Truppführer muss man sich immer daran erinnern, dass hinter einem noch viele Kameradinnen und Kameraden kommen. Das ist vor allem bei einer kleinen Landezone wichtig, wo für den Letzten immer noch so viel Platz sein muss, dass dieser nicht in einem Baum landet“, erklärt Alex.

Dreieinhalb Wochen Arizona

Für das Fallschirmspringen ist das Wetter ein entscheidender Faktor. Da dies in Deutschland unbeständig ist, bietet Arizona mit seinem durchgehend blauen Himmel und vor allem aufgrund der dortigen Thermik ein perfektes Trainingsumfeld für die Freifaller der Bundeswehr. Bei den wechselhaften Wetterbedingungen in Deutschland könne es sein, dass die Springer nicht ausreichend Sprünge absolvierten, um den Lehrgang zu bestehen, so Hauptfeldwebel Matthias. „Zunächst sind wir als Truppführeranwärter einzeln mit einem Ausbilder gesprungen, um dann zunehmend immer mehr Soldaten dem Trupp anzugliedern'', sagt Truppführer Alex nach bestandener Prüfung. Neben dem am Anfang beschriebenen Nachtsprung macht man auch Tag- und Dämmerungssprünge.

Ein Soldat schaut in die Kamera

Hauptfeldwebel Alex während des Truppführerlehrgangs. Das GPSGlobal Positioning System-Gerät und der Kompass vor seiner Brust nutzt er, um im Gleitflug seinen Trupp zum Ziel zu führen.

Bundeswehr/Cora Mohrdieck

Zusammenarbeit mit anderen Bundeswehreinheiten

Bei einem solchem teilstreitkräfteübergreifenden Lehrgang ist die abgestimmte Zusammenarbeit mit den anderen Bundeswehreinheiten von großer Bedeutung. Man merkt schon, dass man unterschiedlich ausgebildet ist, aber die Zusammenarbeit mit den anderen Spezialisierten Kräften läuft super und man kann auch einiges von denen lernen“, so Hauptfeldwebel Matthias.

Es kommt aber nicht nur auf die Zusammenarbeit mit den anderen springenden Kräften an, sondern auch auf die Zusammenarbeit mit der fliegenden Besatzung. Für Ladungsmeister Max P. steht fest, „wir sind beides Experten auf unserem Gebiet, die auf ihrem Springen und wir mit dem Luftfahrzeug“.

*Name zum Schutz der Personen abgekürzt.

  • Ein Transportflugzeug vor einer Bergkulisse

    Bei dem Truppführerlehrgang springen die Kampfretter aus einem Transportflugzeug vom Typ A400M aus circa 3.500 Meter Höhe

    Bundeswehr/Cora Mohrdieck
  • Im Laderaum eines Flugzeugs steht links ein Ladungsmeister, während rechts zwei Soldaten sitzen

    Der Lademeister gibt den Springerinnen und Springern Anweisungen, worauf sie während des Fluges zu achten haben

    Bundeswehr/Cora Mohrdieck
  • Ein Soldat nimmt einen Gleitfallschirm zusammen.

    Nach dem Sprung muss der Gleitfallschirm ordentlich gefaltet und verpackt werden

    Bundeswehr/Edgar Karastelev
von Cedric Kortenbruck

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