Luftwaffe

Jetpilotenschüler Gabriel: Zwischenstopp in Neuburg

Jetpilotenschüler Gabriel: Zwischenstopp in Neuburg

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
5 MIN

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Zwischenstopp in Deutschland: Der angehende Jetpilot Gabriel ist nach seiner fliegerischen Grundausbildung in Goodyear für einige Monate zurück in seinem Heimatgeschwader, dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau. Nicht, um dort zu fliegen, sondern um sich auf die weitere Ausbildung in Sheppard vorzubereiten. Hier gehört er zur Teileinheit Flugsicherheit.

Gabriel steht vor der Eingangstür des Staffelgebäudes.

Zurück in der Heimat: Nach seiner fliegerischen Grundausbildung in Goodyear ist Gabriel vorläufig zurück beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg

Bundeswehr/Jennifer Güngör


Startbahnkontrolle statt Loopings, Büro statt Cockpit – Gabriels Aufgaben haben sich für einige Monate verändert. Bis seine Flugausbildung auf der Sheppard Air Force Base in Wichita Falls, Texas, startet, sammelt er in Neuburg Erfahrungen bei der „Bodenarbeit“. Die Arbeit des Flugsicherheitsoffiziers (FSO) auf einem Fliegerhorst ist vielseitig. „Ein FSO ist zuständig für den sicheren Betrieb auf der Start- und Landebahn und auf dem Flugplatz“, zählt Gabriel auf. „Seine Aufgabe ist es auch, die Rettungseinheiten zu koordinieren.“

Die Arbeit als FSO erweitert den Horizont

Der FSO in Neuburg ist Major Lars Iwersen. Iwersen ist selbst Eurofighter-Pilot, denn die Aufgabe des Flugsicherheitsoffiziers wird immer von einem aktiven Piloten mit übernommen, weil er am besten weiß, wie die Piloten in Notfällen reagieren sollten. „Sehr viele Dinge in der Fliegerei basieren auf Erfahrung. Ist die Bahn zu glatt, der Bremswert zu niedrig? Es gibt technische Einschränkungen, die zu komplex sind, um sie alle in Regeln gießen zu können“, erklärt er. „Wenn eine Situation kritisch wird, empfehle ich ein bestimmtes Vorgehen und der Kommodore oder der Flugdienstleiter, der die Flugaufträge erteilt, entscheiden.“ Fliegt der Major selbst, hat er einen Stellvertreter am Boden. Zur Teileinheit Flugsicherheit gehören außerdem ein Flugsicherheitsmeister und eine Bürokraft.

Major Iwersen und Gabriel stehen vor einer großen Karte in einem Büro

Der FSO ist verantwortlich für ein großes Gebiet, teilweise auch außerhalb des Platzes. Den Überblick bieten verschiedene Karten, die Major Iwersen Gabriel erklärt.

Bundeswehr/Niclas Kottner


„Für einen angehenden Piloten ist es sinnvoll, so eine Arbeit mitzumachen, um seinen Horizont zu erweitern“, sagt Iwersen. Und Gabriel empfindet diese Zeit als enorme Bereicherung: „Ich kriege hier Einblick in viele verschiedenen Bereiche und mich interessiert’s einfach“, sagt er. „Die Tage verfliegen sehr schnell, weil es Spaß macht.“

Drohnen, Laser, Runway-Check

Der Dienst richtet sich nach den Flugzeiten der Eurofighter. Das tägliche Briefing variiert, geflogen werden, je nach Plan, eine Vormittags- und eine Nachmittagsrunde, manchmal starten die Eurofighter auch abends.

Wenn die Maschinen wieder in den Shelter geschoben werden, kontrollieren die Warte das Flugzeug auch auf fehlende Teile wie zum Beispiel eine Schraubenabdeckung. Wenn so etwas auf der Runway liegt, könnte es die startenden oder landenden Eurofighter beschädigen. Das gleiche gilt für Steine oder Schrauben. Deshalb gehört die Kontrolle der Bahn, der Runway-Check, zu den Aufgaben des FSO. Auch Ölflecke oder Eis auf der Bahn im Winter gehören zu den Risikofaktoren. Für die Säuberung der Bahn ist dann die Platzmeisterei zuständig. Die verfügt auch über ein Magnetfahrzeug, um Metallteile von der Startbahn aufzusammeln.

Gabriel hebt eine Schraube auf, die auf der der Startbahn liegt

Vor dem Flugbetrieb müssen die Rollflächen sowie Start- und Landebahn auf Fremdkörper kontrolliert und von diesen befreit werden. Hier muss eine Schraube von der Startbahn entfernt werden.

Bundeswehr/Niclas Kottner


Stationen auf der täglichen Runde des FSO sind der Tower, die Wetterberater und die Platzmeister. „Wir müssen immer erreichbar sein“, so Gabriel. Das gilt auch, wenn illegale Drohnen am Fliegerhorst unterwegs sind oder wenn ein Pilot eine Laserblendung meldet. „Dann alarmiert der Tower direkt die Polizei, aber auch wir werden gerufen.“

Der Notfall wird regelmäßig geübt

Gerät ein Luftfahrzeug in eine Notlage, ist der FSO dafür zuständig, sich mit der Flugdienstleitung, dem Radarlotsen, den Fliegerarzt, Sanitätern und Feuerwehr abzustimmen, wie das weitere Vorgehen ist. „Meist sind Luftnotlagen Kleinigkeiten“, sagt Iwersen. „Wenn sich zum Beispiel ein Computersystem ‚aufhängt‘ ist das nicht wirklich schlimm, weil die meisten Systeme im Eurofighter redundant sind. Trotzdem kommen die Piloten dann aus Vorsichtsgründen zurück. Technische Mängel, wie eine geplatzte Hydraulikleitung, sind eher selten.“

Major Iwersen und Gabriel sind unter einem Eurofighter in die Hocke gegangen und sprechen miteinander

Hat beispielsweise ein Eurofighter ein Leck in der Hydraulikleitung, ist auch hier der FSO gefragt. Er sieht sich den Schaden an und beurteilt, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um unter anderem die Verunreinigungen auf der Rollbahn zu …

Bundeswehr/Rebecca Kostanjevec


„Meine Hauptaufgabe als FSO ist die Leitung der Notdienstgruppen“, sagt Iwersen. Ein Flugunfall kommt zum Glück nur sehr selten vor, „aber dann bin ich einer der ersten der Bundeswehr, der zum Unfallort fährt“, so der Flugsicherheitsoffizier. Er sorgt dafür, dass der Bereich abgesperrt wird und die Untersuchungen eingeleitet werden, bis der General Flugsicherheit übernimmt. Für alle Notfall-Lagen gibt es einen Alarmplan und regelmäßige Notfallübungen.

Der FSO steht mit Gabriel und der Notdienstgruppe bei der Übung bereit

Falls es zu einem Notfall im Flugbetrieb kommt, muss alles schnell und reibungslos funktionieren. Deshalb übt die Notdienstgruppe, die der FSO leitet, regelmäßig. Zu ihr gehören die Feuerwehr, die Fliegerarzteinheit und auch Techniker.

Bundeswehr/Niclas Kottner
Eurofighter nach einer Schirm- und Hakenlandung

Ist es dem Piloten im Notfall bei einer Landung nicht möglich, den Eurofighter normal abzubremsen, kann dies auch durch einen Bremsschirm oder Bremshaken geschehen

Bundeswehr/Niclas Kottner

Kräne, Krähen, Wasserlöcher

Lars Iwersen mag seine Arbeit als FSO, weil sie so abwechslungsreich ist. „Ich habe unter anderem auch mit dem Bauschutzbereich zu tun“, erzählt er. „Alle Kräne ab einer bestimmten Höhe, die im Umfeld und im Einflugbereich eingesetzt werden, gehen quasi über meinen Schreibtisch, damit niemand gefährdet wird.“ Und auch um die Vögel am Fliegerhorst kümmert er sich, denn Vogelschlag ist gefährlich. Wie viele Vögel leben hier, wann muss gejagt werden? „Es gibt Vogelarten, auf die muss man besonders achten“, sagt Iwersen. „Bei uns haben wir viele Falken und die Jungfalken in ihrem ersten Jahr machen die meisten Sorgen. Krähen dagegen sind intelligent, verursachen nie einen Vogelschlag.“

Selbst Landschaftsentwicklung ist ein Thema für den FSO. „Beim Kiesabbau in unserer Region entstehen große Wasserlöcher“, sagt Major Iwersen. „Da zählen wir zusammen mit den Ornithologen die Vögel. Die Experten können sagen, welche Wasserlöcher welche Vogelarten anziehen. Gänse zum Beispiel können Probleme verursachen. Deshalb müssen Wasserlöcher, die von Gänsen bevorzugt werden, von den Unternehmen wieder zugeschüttet werden.“

Sheppard: Die härtesten 15 Monate der Ausbildung

Gabriel steht neben dem Flight Safety Auto des Flugsicherheitsoffiziers

Das Flight Safety-Auto mit Funk und Blaulicht ist eines der wichtigsten „Werkzeuge“, um die Aufgaben des FSO zu erfüllen. Doch die Zeit von Gabriel in Neuburg ist fast zu Ende. Dann fliegt er in Sheppard erst einmal die Beechcraft T-6.

Bundeswehr/Jennifer Güngör


Während seiner Zeit in Neuburg war Gabriel zwischendurch für drei Wochen auch an der Universität in München, zum Vorbereitungskurs auf den nächsten USA-Aufenthalt, der Ende April startet. „Da ging es um die Organisation, die Aufenthaltsberechtigung und jede Menge Formulare“, sagt der angehende Jetpilot. „Wir haben uns aber auch schon auf die T-6 vorbereitet, mit der wir in Sheppard anfangs fliegen werden.“ Die Beechcraft T-6 ist ein leichtes Turbopropflugzeug des amerikanischen Herstellers Textron Aviation, das ein ähnliches Flugverhalten wie ein leichter Jet aufweist. Auf ihr werden die angehenden Piloten in Sheppard zunächst ausgebildet, bevor sie auf die Northrop T-38C Talon umsteigen.

Major Iwersen hat selbst als Fluglehrer in Sheppard gearbeitet. Er weiß, was Gabriel in Texas erwartet: „Goodyear ist ein gutes Vorbereitungsprogramm, aber nicht zu vergleichen mit Sheppard. Hier wird jeden Tag alles bewertet. Das sind die härtesten 15 Monate in der Ausbildung.“ Gabriel freut sich schon auf die Zeit in Sheppard und wir werden ihn auch auf diesem Ausbildungsabschnitt begleiten.

von Stefanie Pfingsten

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